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Besser Vorsorgen: Was passiert bei der Zahnvorsorge?

Bis zu zweimal im Jahr können Versicherte auf Kosten ihrer Krankenkasse zum Zahnarzt gehen. Ist das schmerzfrei? Und wie geht es weiter, wenn Zähne oder Zahnfleisch erkrankt sind?
Schon die ganz Kleinen an Zahnarztbesuche zu gewöhnen, ist ratsam.

Zahnvorsorge beginnt schon bei Babys. Selbst die Jüngsten an Zahnarztbesuche zu gewöhnen, ist ratsam. Ab dem sechsten Monat übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine jährliche Früherkennungsuntersuchung. Ziel ist, Karies zu verhindern oder Löcher in den Zähnen zumindest rechtzeitig zu entdecken. Später sollten auch größere Kinder und Erwachsene ihre Zähne regelmäßig untersuchen lassen – mindestens einmal im Jahr. Die Versicherungen zahlen sogar zwei Vorsorgechecks. Einer im Jahr genügt aber, um bei größeren Zahnbehandlungen den maximalen Kassenzuschuss zu erhalten.

Wozu ist die Zahnvorsorgeuntersuchung gut?

Wenn Zähne zu schmerzen beginnen, dann besteht das Problem meist schon länger. Denn ein oberflächliches Loch im Zahn tut erst mal gar nicht weh. Erst wenn sich die Karies bis zum weichen Inneren des Zahns – Zahnpulpa oder Zahnnerv genannt – durchgefressen hat, beginnen die Zahnschmerzen. Umso besser, wenn Zahnärzte oder -ärztinnen Löcher schon vorher entdecken und verschließen! Kariesprophylaxe bis ins hohe Alter ist also das Ziel der jährlichen Untersuchung beim Zahnarzt. Außerdem fallen bei dem Vorsorgecheck andere Erkrankung der Mundhöhle und des Zahnfleisches sowie Fehlstellungen auf. Seit Menschen regelmäßig zum Zahnarzt gehen und die Prophylaxe schon im Kindesalter beginnt, ist Karies stark rückläufig. Laut Bundeszahnärztekammer hat sich die Zahl der kariesfreien Gebisse zwischen 1997 und 2014 verdoppelt. 81 Prozent der zwölfjährigen Kinder haben heute gar keine Karies mehr. Und die 65- bis 74-Jährigen haben fünf eigene Zähne mehr im Mund als Gleichaltrige im Jahr 1997.

Serie: »Besser vorsorgen«

Krebsvorsorge, Früherkennung, Check-up – es gibt viele Untersuchungen, die Gesunde regelmäßig wahrnehmen sollten. Denn vorsorgen ist besser als nachsorgen. Wir erklären die gängigsten Methoden und beantworten die wesentlichen Fragen: Wozu ist die Untersuchung gut? Was macht die Ärztin, worauf achtet der Arzt? Und tut das weh?

Wie läuft der Check ab?

Patient oder Patientin nehmen im Behandlungsstuhl Platz, dann geht es in einem Gespräch zunächst um akute Beschwerden. Anschließend bringt die Zahnärztin oder der Zahnarzt den Stuhl und die OP-Leuchte darüber so in Position, dass sie oder er die Mundhöhle bei guter Sicht genau inspizieren kann. Bewaffnet mit Mundspiegel, Sonde und Pinzette, die allesamt steril bereitliegen, wird jeder einzelne Zahn genau unter die Lupe genommen. Zahnärzte gehen dabei pro Quadrant vor, in dem jeder Zahn seine eigene Nummer hat: Die 32 Zähne eines Erwachsenen verteilen sich auf acht pro Seite eines Kiefers. Angefangen wird rechts oben bei den Schneidezähnen, dann folgen Eckzahn, kleine und große Backenzähne sowie bei manchen der Weisheitszahn, und die weiteren Quadranten in derselben Reihenfolge. Auch das Zahnfleisch wird betrachtet und auf Entzündungen hin untersucht, hier und da vielleicht ein bisschen mit der Sonde am Zahnbelag gekratzt. Die Assistenz dokumentiert den Zustand jedes Zahns in der Akte des Patienten, weshalb der Zahnarzt Dinge sagt wie: »Eins-eins okay, eins-zwei Füllung, eins-drei okay, …« Ist alles in Ordnung, dann war's das schon – bei einem gesunden Gebiss ist die Untersuchung nach wenigen Minuten vorbei. Bei Bedarf gibt das Praxispersonal noch Tipps zur Mundhygiene.

Woran sollten Patientinnen und Patienten denken?

Vor dem Gang zum Zahnarzt sollten Patienten die Zähne gründlich putzen. Solange es noch keine elektronische Patientenakte gibt, sollten sie neben der Krankenkassenkarte ihr Bonusheft einpacken. Darin wird ab dem zwölften Lebensjahr jeder Vorsorgetermin dokumentiert und belohnt: Je lückenloser, desto geringer sind die Selbstkosten, wenn Zahnersatz nötig wird. Blutet es beim Zähneputzen? Ist das Zahnfleisch zurückgegangen? Schmerzt es irgendwo im Mund oder am Kiefer? Das sollten Patienten beim Zahnarztbesuch sagen. Viele Zahnärzte empfehlen zusammen mit dem Vorsorgetermin eine professionelle Zahnreinigung, bei der speziell ausgebildete Zahnarzthelferinnen hartnäckige Beläge an schwer zugänglichen Stellen entfernen. Die Prozedur müssen Patienten zwar selbst bezahlen, doch die Krankenkassen leisten auf Nachfrage einen Zuschuss. Selbst wenn keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind, sind jährliche Vorsorgetermine sinnvoll: Es geht dann nicht mehr um Zahnerhaltung, sondern um den Sitz des Gebisses und die Gesundheit des Zahnfleisches.

Gibt es Nachteile?

Wenn die Vorsorge beim Zahnarzt einen Nachteil hat, dann den: Sie allein kann die Zähne nicht schützen. Denn an den anderen 364 Tagen im Jahr ist der Besitzer der Beißer verantwortlich für ihren Schutz – bewaffnet mit Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide und Zahnzwischenraumbürstchen. Die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA) sieht regelmäßiges Zähneputzen von klein auf neben der Vermeidung zuckerhaltiger Getränke und Süßigkeiten als wirksamste Maßnahme zur Bekämpfung der Kariesbakterien. Gelinge es, den zähen Zahnbelag, die Plaque aus Speichel, Essensresten und Bakterien, zu entfernen, könnten sich die schädlichen Bakterien nicht weiter vermehren und den Zahnschmelz angreifen. Also bitte: zweimal täglich gründlich putzen, trotz regelmäßiger Vorsorge.

Wie geht es weiter?

Ist alles in Ordnung, sehen sich Patient und Zahnarzt erst in einem Jahr wieder. Finden sich bei der Untersuchung Karies oder andere sanierungsbedürftige Baustellen, wird der Patient oder die Patientin darüber informiert und über die notwendigen Maßnahmen aufgeklärt. Vor allem für größere Reparaturarbeiten wird in der Regel ein weiterer Termin vereinbart; kleine Füllungen erledigen manche Ärzte sofort. Wer Angst vorm Zahnarzt hat, sollte also trotzdem unbedingt einmal pro Jahr hingehen und sich sagen: Zumindest die Vorsorgeuntersuchung ist harmlos, schmerzfrei – und für die meisten kein bisschen unangenehm.

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