Spezialnahrung: Kein Leben ohne Schokolade
© Christina Merkel (Ausschnitt)
Selbst wenn sie den Keks nicht mag wird sie zumindest die Schokocreme dazwischen abkratzen und essen, dabei die eine Kekshälfte als Schaber benutzen und im schlimmsten Fall weiterschenken. "Nein, danke, ich darf keine Schokolade essen." Die spinnt ja wohl. Nein zu Schokolade. Denkt sie, ich habe ansteckenden Keuchhusten, oder was?
Sie wird doch nicht bei den Weight Watchers sein und nur noch in Punkten denken – 12 Punkte, das geht nicht. Dafür esse ich lieber ´ne Currywurst mit Pommes, das sind nämlich auch nur 14 Punkte. Plötzlich sagt sie es: "Ich bin allergisch gegen Kakao!"
Ich bin entsetzt: "Was? Mein Gott, du Arme! Wie hältst du das aus? Ich würde sterben!" Seit ich denken kann, esse ich Schokolade. Nicht wie andere Menschen, bei denen an Ostern manchmal noch die Weihnachtsschokolade im Schrank liegt. Ich habe noch nicht einmal so einen Schrank, weil er ständig leer wäre. Als Kind habe ich jeden Tag eine Tafel Schokolade gegessen, direkt nach der Schule und vor dem Mittagessen. Meistens noch ein Duplo oder Hanuta von der Oma vor dem Schlafengehen.
Ohne Schokolade würde ich sterben
Schade, dass Chrissi nicht meine Schwester ist. Wir hätten niemandem von ihrer Allergie erzählt, vor allem nicht der Oma. Und dann hätte sie mir immer ihre Schokolade gegeben, weil man ja Essen nicht wegwerfen darf, schließlich hungern in Afrika die Kinder. In Afrika im Urlaub habe ich sogar verschimmelte Schokolade gegessen, weil sie von Cadburrys war und ich wochenlang davor keine bekommen habe.
Andererseits muss sie sich nicht über Kevin ärgern. Kevin ist seit 2005 das neue Gesicht der Kinder Schokolade. Nichts gegen Kevin, aber Günter Euringer hat dreißig Jahre lang alles richtig gemacht. Es gab keinen Grund ihn zu ersetzen. Ob sich Chrissi als Außenseiterin fühlt, weil sie nicht mitfühlen kann? Es ist ihr sicher gleichgültig, genauso wenig wird sie verstehen, wie wichtig das Notfall Bastel-Set für mich war. Da konnte man sich die liebgewonnene Günter-Verpackung ausdrucken, ausschneiden und über den Neuen kleben. Günter über Kevin – heile Welt.
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, genauso wie mein Körper, der sich an den jahrelangen Konsum gewöhnt und meinen Endorphinspiegel angepasst hat. Was macht Chrissi nur, wenn sie Liebeskummer hat? Womit kann man den Endorphinspiegel noch hoch treiben? "Ich hab’s!" Mit netten Menschen, die einem einen Keks anbieten und nicht böse sind, wenn man nur den Keks und nicht die Schokoladencreme isst. Eine super Lösung: "So kannst du mitnaschen – und ich bekomme noch mehr Schokolade pur!"
Melanie Schmidt
Dieser Beitrag ist Teil eines Projektes der Studenten des 3. und 5. Semester Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt zum Thema "Ernährung":
Das große Fressen
Ich bin entsetzt: "Was? Mein Gott, du Arme! Wie hältst du das aus? Ich würde sterben!" Seit ich denken kann, esse ich Schokolade. Nicht wie andere Menschen, bei denen an Ostern manchmal noch die Weihnachtsschokolade im Schrank liegt. Ich habe noch nicht einmal so einen Schrank, weil er ständig leer wäre. Als Kind habe ich jeden Tag eine Tafel Schokolade gegessen, direkt nach der Schule und vor dem Mittagessen. Meistens noch ein Duplo oder Hanuta von der Oma vor dem Schlafengehen.
Ohne Schokolade würde ich sterben
Schade, dass Chrissi nicht meine Schwester ist. Wir hätten niemandem von ihrer Allergie erzählt, vor allem nicht der Oma. Und dann hätte sie mir immer ihre Schokolade gegeben, weil man ja Essen nicht wegwerfen darf, schließlich hungern in Afrika die Kinder. In Afrika im Urlaub habe ich sogar verschimmelte Schokolade gegessen, weil sie von Cadburrys war und ich wochenlang davor keine bekommen habe.
Andererseits muss sie sich nicht über Kevin ärgern. Kevin ist seit 2005 das neue Gesicht der Kinder Schokolade. Nichts gegen Kevin, aber Günter Euringer hat dreißig Jahre lang alles richtig gemacht. Es gab keinen Grund ihn zu ersetzen. Ob sich Chrissi als Außenseiterin fühlt, weil sie nicht mitfühlen kann? Es ist ihr sicher gleichgültig, genauso wenig wird sie verstehen, wie wichtig das Notfall Bastel-Set für mich war. Da konnte man sich die liebgewonnene Günter-Verpackung ausdrucken, ausschneiden und über den Neuen kleben. Günter über Kevin – heile Welt.
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, genauso wie mein Körper, der sich an den jahrelangen Konsum gewöhnt und meinen Endorphinspiegel angepasst hat. Was macht Chrissi nur, wenn sie Liebeskummer hat? Womit kann man den Endorphinspiegel noch hoch treiben? "Ich hab’s!" Mit netten Menschen, die einem einen Keks anbieten und nicht böse sind, wenn man nur den Keks und nicht die Schokoladencreme isst. Eine super Lösung: "So kannst du mitnaschen – und ich bekomme noch mehr Schokolade pur!"
Melanie Schmidt
Dieser Beitrag ist Teil eines Projektes der Studenten des 3. und 5. Semester Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt zum Thema "Ernährung":
Das große Fressen
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