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Kindheit im Römischen Reich: Kein Platz an der Sonne

Rom bescherte den Menschen erstmals Großstädte mit Häuserblocks - und offenbar wenig Zeit im Freien. Anders lässt sich der verbreitete Vitamin-D-Mangel nicht erklären.
Straße in Pompeii

Ungefähr jedes 20. Kind, das im Römischen Reich aufwuchs, litt an Vitamin-D-Mangel und dadurch ausgelöster Rachitis – und zwar quer durch das antike Imperium von Britannien bis nach Südspanien. Das ist das Ergebnis einer systematischen Analyse von 2787 Skelettfunden. Weil das Vitamin durch Sonnenlicht gebildet wird, deuten die Studienresultate darauf hin, dass auch der einfache Römer viel Zeit im Haus verbrachte – zu viel Zeit aus Sicht der Babys und Kleinkinder, die infolge des Vitaminmangels Knochendeformationen erlitten.

Die Rachitis gelte als typische Krankheit des Viktorianischen Zeitalters und der beginnenden Industrialisierung, erläutert Simon Mays von der britischen Denkmalschutzeinrichtung Historic England, ein Koautor der aktuellen Veröffentlichung im »American Journal of Physical Anthropology«, gegenüber dem britischen »Guardian«. Weil die römische Antike ebenfalls von einer zunehmend städtischen Lebensweise geprägt war, wollten die Wissenschaftler überprüfen, ob sich in der Gesundheit der Menschen ähnliche Folgen zeigten. Überrascht waren sie, dass schon viele Kinder in den ersten Lebensmonaten von der Krankheit betroffen waren.

Warum die Menschen mit ihren Kindern zu wenig ins Freie gingen, wissen die Forscher nicht. Das Problem war auf den Britischen Inseln ausgeprägter als im Süden, was vermutlich mit dem örtlichen Klima zusammenhängt. Vor allem aber habe die Krankheit Kinder in den Städten betroffen, wo viele Menschen in mehrstöckigen Häuserkomplexen wohnten, deren kleine Fenster nur wenig Licht ins Innere ließen. Das zeigte sich beispielsweise in der Hafenstadt Ostia, in der Roms wichtigster Hafen lag und Menschen auf engstem Raum zusammenlebten.

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