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News: Kein Versteck für das HI-Virus

Auf der Suche nach Medikamenten gegen das Immunschwäche-Virus haben Wissenschaftler eine neue wirksame Verbindung gefunden, die eine HIV-Infektion schon im Anfangsstadium verhindern könnte. Die Substanz blockiert die Bindungsstellen des Virus an bestimmte Zellen des Immunsystems, sodass die Viren vor verschlossenen Türen stehen. Außerdem hoffen die Forscher, dem Virus somit jede Rückzugsmöglichkeit zu nehmen. Denn die tödlichen Viren verstecken sich in diesen Makrophagen und treten nach Absetzung einer Behandlung von ihnen aus den erneuten Angriff aufs Immunsystem an. Bis zu klinischen Studien ist es allerdings noch ein weiter Weg, da die Verbindung bislang erst in Laborversuchen an Zellen getestet wurde.
Auf die Idee einer neuen Verbindung im Kampf gegen AIDS kamen die Wissenschaftler durch ein Protein, dass der Körper selbstständig produziert: die Substanz P. Das im Jahre 1930 entdeckte Protein übernimmt die Aufgabe eines Informationslieferanten, indem es als Neurotransmitter Signale im Gehirn und anderswo im Nervensystem weiterleitet. Eine besonders wichtige Rolle spielt es bei der Übertragung von Schmerzreizen, aber auch, wenn bislang noch wenig erforscht, im Immunsystem.

1997 konnten Wissenschaftler zeigen, dass Makrophagen und andere Zellen des Immunsystems das Protein P produzierten und seine Produktionsraten durch Stress- oder Angstsituationen anstiegen. "Substanz P stellt eine Möglichkeit bereit, nach der das Zentralnervensystem mit dem Immunsystem in Kontakt tritt", sagte Steven Douglas vom Children´s Hospital of Philadelphia.

Und genau diese Substanz erhöht den Anteil von HI-Viren in Makrophagen, die in Zellkultur gehalten werden. Der nächste Schritt war die Entwicklung eines Gegenspielers, der die Wirkung der Substanz erfolgreich verhindern konnte.

Douglas und seine Mitarbeiter fanden einen Gegenspieler mit dem sperrigen Namen CP-96,345. Der Antagonist heftet sich an Bindungsstellen auf der Oberfläche von Zellen des Immunsystems, den Makrophagen. Und blockiert somit den ebenfalls hier andockenden HI-Viren den Zutritt. Da sich das Virus besonders gern hierher zurückzieht und auf ruhigerer Zeiten wartet, wenn der Patient antivirale Medikamente einnimmt, steht es nun vor verschlossenen Türen und kann sich vor einer wirksamen Medikation nicht mehr verstecken.

So könnte CP-96,345 – wenn es sich in klinischen Studien durchsetzen sollte – die HIV-Infektion schon zu einem sehr frühen Stadium bekämpfen und sich dadurch als äußerst wirksames Medikament beweisen.

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