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Tiefseebergbau: Keine Einigung auf Regelwerk für den Abbau von Rohstoffen im Meer

Die Internationale Meeresbodenbehörde hat ihre Sitzung ohne Ergebnisse bei den Tiefseebergbau-Regeln beendet. Umweltorganisationen sehen das als Erfolg für den Schutz der Ozeane.
Unterwasseraufnahme einer Gruppe von Fischen, die unter einem Felsvorsprung schwimmen. Im Hintergrund ist das blaue Wasser des Ozeans zu sehen, durch das Sonnenlicht strahlt. Der Meeresboden ist mit Korallen und Algen bedeckt. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und natürlicher Schönheit.
Durch den Tiefseebergbau könnten wertvolle Ökosysteme in mehreren tausend Metern Tiefe unwiederbringlich verloren gehen.

Die jährliche Vollversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) im Karibikstaat Jamaika ist zu Ende gegangen, ohne dass sich die teilnehmenden Staaten auf ein allgemeines Regelwerk für den Tiefseebergbau einigen konnten. Umweltorganisationen wie Greenpeace werten das Scheitern des so genannten Mining Code als Erfolg für den Schutz der Ozeane. »Die ISA hat Rückgrat gezeigt und sich gegen die Tiefseebergbauindustrie und Regierungen wie die US-amerikanische Administration unter Trump behauptet«, sagte die Meeresbiologin Franziska Saalmann von Greenpeace im Anschluss.

Der Mining Code ist das Regelwerk für alle bergbaulichen Vorhaben am Tiefseeboden. Ohne ein solches Regelwerk ist es schwierig, Abbauanträge zu stellen. Noch gibt es keine verbindlichen Regeln für den Abbau von Bodenschätzen in internationalen Gewässern. Viele Staaten und Umweltorganisationen, darunter auch Deutschland, fordern angesichts der Risiken für die kaum erforschten Ökosysteme eine Fristverlängerung.

Im März 2025 hatte ein Vorstoß des kanadischen Konzerns The Metals Company (TMC) für Kritik gesorgt. Das Unternehmen will über eine Partnerschaft mit den USA eine Genehmigung zum Abbau in internationalen Gewässern erreichen. Viele Staaten sehen darin den Versuch, die Zuständigkeiten der ISA zu umgehen. TMC plant den Abbau von Rohstoffen in der Clarion-Clipperton-Zone im östlichen Pazifik. Laut Daten aus dem »World Ocean Review 3« lagert dort auf dem Meeresboden ein Vielfaches der aktuell an Land abbaubaren Vorräte von Kobalt, Nickel und Mangan. Die Metalle sind unter anderem für Batterien und digitale Technik gefragt. Die ISA leitete eine Untersuchung gegen den Konzern ein. Zudem hatte US-Präsident Donald Trump seine Regierung im April angewiesen, Genehmigungen für das Schürfen nach wichtigen Metallen im Schnellverfahren zu erteilen - und zwar in US- und internationalen Gewässern. 

Der Abbau von Manganknollen am Meeresgrund würde zu erheblichen und nachhaltigen ökologischen Veränderungen führen – sowohl im Abbaugebiet selbst, wo die oberste Sedimentschicht und die darin und darauf lebenden Organismen zusammen mit den Knollen entfernt werden, als auch in den umgebenden Bereichen, wo sich das aufgewirbelte Sediment wieder ablagert. Analysen jahrzehntealter Störungsspuren in der Clarion-Clipperton-Zone und im Peru-Becken deuten darauf hin, dass die biologische Vielfalt sowie wichtige Ökosystemfunktionen dadurch für viele Jahrhunderte erheblich beeinträchtigt wären.

Insgesamt dauert die Vollversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde noch bis zum 25. Juli. Die Verhandlungen über den Mining Code sind jedoch bereits beendet. Im Mittelpunkt der Ratssitzung stehen Grundsatzfragen zum Schutz des Meeres. An den Beratungen nehmen 169 Mitgliedsstaaten und die EU teil, außerdem Beobachter wie Umweltorganisationen und Fachgremien. Jetzt gelte es klarzumachen, »dass die Tiefsee kein rechtsfreier Raum für Industriefantasien ist, sondern ein globales Naturerbe, das Schutz verdient«, sagte Meeresschutz-Aktivistin Saalmann. 

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