News: Kennen Sie den Champagner-Blues?
Carstens trainierte seine Probanden, das prickelnde Gefühl zu bewerten, das sie empfanden, nachdem sie ihre Zungen 15 Sekunden lang in kohlensäurehaltiges Wasser gesteckt hatten. Sie benutzen dazu eine Skala von Null für kein Gefühl bis Zehn, was einer etwa durch Chilischoten hervorgerufenen Reizung entspricht. Später wurde die Hälfte der Zunge jedes Freiwilligen mit Acetazolamid bedeckt und das Experiment wiederholt. Auf der mit dem Medikament überzogenen Seite war die Empfindung eines Prickelns bedeutend geringer.
Acetazolamid blockiert die Carboanhydrase, ein Enzym, das Kohlendioxid in Kohlensäure umwandelt. Carstens glaubt, daß der "sprudelnde" Reiz von dieser Reaktion hervorgerufen wird. "Wir glauben, die Carboanhydrase wandelt das Kohlendioxid, das sich im Speichel löst und dann durch das Fettgewebe in die Zunge wandert, in Kohlensäure um."
Es gibt noch weitere Experimente, deren Ergebnisse in die gleiche Richtung weisen. Versuchspersonen tranken kohlensäurehaltige Getränke in einer Überdruckkammer, wo durch den hohen Druck keine Bläschenbildung in den Getränken stattfand. "Sie hatten immer noch das prickelnde Gefühl", erklärt Carstens. Er weist auch darauf hin, daß Getränke, die andere Gase enthalten, als weniger sprudelnd empfunden werden. Die Bläschen in Guinness, zum Beispiel, bestehen hauptsächlich aus Stickstoff. Dieses Bier erscheint "glatter" auf der Zunge als kohlensäurehaltige Getränke.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.