Archäologie: Kernfamilie schon in der Steinzeit
Wie lange gibt es schon die Kernfamilie? Offenbar mindestens seit 4600 Jahren. Das schließen Forscher jetzt aus der genauen Analyse von vier Mehrfachgräbern, die 2005 nahe Eulau in Sachsen-Anhalt entdeckt worden waren. Sie stammen aus der so genannten Schnurkeramikkultur, die in Mitteleuropa zwischen 2800 bis 2200 v. Chr. verbreitet war. Ein multidisziplinäres Team um den Anthropologen Wolfgang Haak von der Universität Mainz ermittelte unter anderem mittels DNA-Tests die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den gemeinsam beerdigten Personen. Demnach enthielt ein Grab einen Mann, eine Frau und zwei gemeinsame Söhne. Eltern und Kinder lagen paarweise einander zugewandt und hielten sich umschlungen. In einem zweiten Grab lagen zwei Geschwister ebenfalls aneinandergeschmiegt neben einer Frau, die allerdings nicht ihre Mutter war. Die teils sehr schlecht erhaltenen Skelette in den restlichen beiden Gräbern erlaubten keine DNA-Analyse.
Die ebenfalls untersuchten Strontium-Isotopenverhältnisse in den Zähnen lieferten Aufschluss über die Region, in der die Verstorbenen ihre Kindheit verbracht hatten. Sie stimmten bei den Eltern nicht überein, waren jedoch zwischen Vätern und Kindern identisch. Demnach wuchs die Mutter nicht am späteren Familiensitz auf, sondern zog erst bei der Heirat in die Sippe ihres Mannes. Alistair Pike von der University of Bristol sieht in diesem Brauch einen wichtigen Mechanismus, um Inzucht zu verhindern und gleichzeitig soziale Netzwerke zwischen räumlich getrennten Gemeinschaften zu knüpfen.
Auch auf die Frage, wieso Eltern und Kinder gleichzeitig starben, geben die Gräber eine plausible Antwort. Demnach waren sie Opfer eines gewalttätigen Angriffs. So wurde die Wirbelsäule einer Frau von einem Steingeschoss getroffen, zwei der Skelette weisen Schädelverletzungen auf und viele der Kinder zeigen Abwehrspuren an den Unterarmen. Da nur Kinder unter zehn und Erwachsene ab etwa dreißig Jahren beerdigt sind, schließen die Forscher, dass die jugendlichen Gruppenmitglieder den Angriff überlebten und zurückkamen, um die Toten zu beerdigen.
Sandra Czaja
Die ebenfalls untersuchten Strontium-Isotopenverhältnisse in den Zähnen lieferten Aufschluss über die Region, in der die Verstorbenen ihre Kindheit verbracht hatten. Sie stimmten bei den Eltern nicht überein, waren jedoch zwischen Vätern und Kindern identisch. Demnach wuchs die Mutter nicht am späteren Familiensitz auf, sondern zog erst bei der Heirat in die Sippe ihres Mannes. Alistair Pike von der University of Bristol sieht in diesem Brauch einen wichtigen Mechanismus, um Inzucht zu verhindern und gleichzeitig soziale Netzwerke zwischen räumlich getrennten Gemeinschaften zu knüpfen.
Auch auf die Frage, wieso Eltern und Kinder gleichzeitig starben, geben die Gräber eine plausible Antwort. Demnach waren sie Opfer eines gewalttätigen Angriffs. So wurde die Wirbelsäule einer Frau von einem Steingeschoss getroffen, zwei der Skelette weisen Schädelverletzungen auf und viele der Kinder zeigen Abwehrspuren an den Unterarmen. Da nur Kinder unter zehn und Erwachsene ab etwa dreißig Jahren beerdigt sind, schließen die Forscher, dass die jugendlichen Gruppenmitglieder den Angriff überlebten und zurückkamen, um die Toten zu beerdigen.
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