Direkt zum Inhalt

Klimawandel: Kilimandscharo-Gletscher weniger bedroht als vermutet?

Forscher um Georg Kaser und Thomas Mölg von der Universität Innsbruck halten Prognosen, denenzufolge der Gipfel des Kilimandscharo in spätestens zwanzig Jahren eisfrei sein könnte, für zu pessimistisch. Nach ihren Messdaten und Simulationen sollten die Eisflächen auf dem Gipfelplateau erst in etwa dreißig bis vierzig Jahre verschwinden, während sich die Gletscher in Hanglagen noch länger halten dürften.

Kilimandscharo 2000 und 2006 im Vergleich | Schnee am Kilimandscharo in den Jahren 2000 und 2006 im Vergleich. In den letzten Jahren hat sich der Verlust an Eis nochmals beschleunigt. Die Ursache ist wohl der Klimawandel – entscheidend könnte dabei aber nicht die lokale Temperatur am Berg sein, sondern ein Rückgang der Niederschlagsmenge.
Mittels dreier automatischer Messstationen hatten die Forscher seit dem Jahr 2000 kontinuierlich Temperaturen, Luftdruck, Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit und Windverhältnisse erfasst. Dabei stellten sie unter anderem fest, dass nicht die Erwärmung, sondern Niederschlagsmangel die entscheidende Rolle für den Gletscherrückzug spielt: Seit dem späten 19. Jahrhundert hat sich der gletschernährende Feuchtigkeitstransport vom Indischen Ozean abgeschwächt. Sollten die Niederschläge um ein Fünftel abnehmen, hätte dies den vierfachen Eisverlust zur Folge wie eine Temperaturerhöhung um ein Grad Celsius. Außerdem zeigten die Daten, dass zwei Drittel des schwindenden Eises nicht schmilzt, sondern direkt verdunstet. Anders als in den Anden und dem Himalaja hat der Kilimandscharo keine Bedeutung für die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat sich die Eisfläche des Kilimandscharo von ehemals mehr als acht auf 2,5 Quadratkilometer verkleinert. Daraus hatten Forscher einen eisfreien Gipfel bereits in wenigen Jahren berechnet. Auch wenn die Innsbrucker Forscher diese Interpretation nicht teilen und den Gletscherrückzug nicht direkt auf die globale Erwärmung zurückführen, wollen sie doch nicht ausschließen, dass die inzwischen trockeneren Bedingungen in Ostafrika Folge des Klimawandels sind. (af)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.