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Winterquartier im Ostwall: Kilometerlange Bunker voll tausender Fledermäuse

Einst sollte die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen einen Angriff aus dem Osten abwehren. Heute ist sie das größte Fledermausquartier Europas aus Menschenhand. Ein Besuch vor Ort.
Große Mausohren drängen sich in einer Spalte in der Wand der Bunker

Ein Wassertropfen platscht von der grauen Decke des Tunnels in eine bräunliche Pfütze, von den Wänden hallt es dumpf zurück. Mancherorts haben sich neben verrosteten Bahnschienen kleine Tropfsteine gebildet, eine bräunlich weiße Schicht aus Kalk überzieht das Grau der Tunnelwände. An diesem Kalkstein scheint ein sehr unregelmäßig geformter Wandbehang zu hängen. Erst als sich die samtweiche, dunkelbraune Fläche im zitternden Licht einer Stirnlampe ein klein wenig bewegt, bemerkt der Besucher, dass aus diesem Teppich einige hundert Ohren ragen.

Es sind Große Mausohren (Myotis myotis), die sich dort aneinanderkuscheln. Eine dieser Fledermäuse scheint langsam aus der Winterruhe aufzuwachen, vielleicht hat das Licht oder die Wärme der Stirnlampe sie geweckt. Um nicht noch mehr Tiere aus ihrem Energiesparmodus zu wecken, gehen die Besucher weiter. Und stoßen nach ein paar Metern bereits auf den nächsten braunen Wandteppich mit großen Ohren. Schließlich laufen sie gerade durch das größte Fledermausquartier aus Menschenhand in Europa. Abertausende von Flattertieren ruhen in den Ritzen und Spalten.

Eine Linie aus Festungen im Osten

Dabei hat die Geschichte dieses unterirdischen Fledermausrefugiums alles andere als friedlich begonnen. Bereits die Weimarer Republik schmiedete in den 1920er Jahren Pläne, ihre östlichen Grenzen durch einen »Ostwall« zu schützen, vor allem einen möglichen Angriff auf die Hauptstadt Berlin hatte sie im Auge. Den Durchbruch des Feinds erwartete sie zwischen der Mündung der Warthe in die Oder und der Stadt Frankfurt an der Oder. Daher sollte eine Linie von Festungen 120 Kilometer östlich von Berlin diesen Zugang versperren. Ab Mitte 1934 wurde diese Festungsfront Oder-Warthe-Bogen dann von Nazideutschland vorangetrieben. Für 600 Millionen Reichsmark, rund 2,5 Milliarden Euro nach heutiger Kaufkraft, sollte eine drei Kilometer breite und 110 Kilometer lange Verteidigungslinie aus Panzerwerken oder Kampfbunkern mit unterirdischen Kasernen entstehen. Als Rückgrat dieser Linie war eine 20 bis 40 Meter unter die Erde verlegte Schmalspurbahn gedacht, von der an mehreren Bahnhöfen Tunnel zu den eigentlichen Festungsanlagen abzweigten.

Oberirdisch sind die Bunker kaum auszumachen | Der allergrößte Teil der Anlagen liegt, vor feindlichem Feuer gut geschützt, unter der Erde – so wie hier am Panzerwerk 717 unweit der Ortschaft Nietoperek.

»Bis 1951 sollte diese Festungsfront Oder-Warthe-Bogen fertig sein«, erklärt der Architekt und Historiker Robert Jurga aus Zielona Góra in Polen, der seit Jahrzehnten diese Anlagen und ihre militärische Geschichte erforscht. Es kam bald anders: Am 4. Juli 1938 endeten die Bauarbeiten auf Befehl Adolf Hitlers, der den Ausbau von Festungsanlagen in dieser Zeit auf die Westfront konzentrieren wollte. Nur ein Teil der Verteidigungsanlagen und ein rund 32 Kilometer langer Tunnel waren bis dahin fertig gestellt worden.

Kasernen unter der Erde

In der Folge wurden die Anlagen ausgeschlachtet, man brauchte Gerätschaften für die Westfront und später den Atlantikwall. Zurück blieben die fertig gestellten Panzerwerke: insgesamt 83 Stück, geschützt von 150 und teils gar 350 Zentimeter dicken Betonwänden. Vor der feindlichen Artillerie gut versteckt wurden die 40 auf 50 Meter messenden Kampfbunker in mehreren Stockwerken unter der Erde gebaut. Wer heute aus der Ortschaft Nietoperek auf die Felder hinausläuft, sieht vom Panzerwerk 717 daher nur einen Hügel, aus dem oben vier große, grün gestrichene Kuppeln aus Panzerstahl mehr als zwei Meter hoch herausragen. Aus ihren Schießscharten konnten die Verteidiger den Gegner unter Feuer nehmen – und zwar wortwörtlich: Neben Maschinengewehren und Granatwerfern war dort ein Flammenwerfer installiert, der mehr als eine Stunde lang Flammen bis zu 70 Meter weit schleudern konnte.

Über zwei unterirdische Stockwerke und einen Schacht gelangten die Soldaten in eine 26 Meter tief gelegene Kaserne. Sie enthielt alles, was die rund 70 hier stationierten Soldaten zu ihrer Versorgung benötigten.

Bahnhöfe im Untergrund

Hier zweigt auch ein Tunnel ab, in dem zwei Menschen bequem nebeneinander hergehen können: Es ist die Eintrittspforte zu einem kolossalen, kilometerlangen Streckennetz.

Der Bahnhof »Heinrich« | Hier zweigen vom Hauptstrang der Schmalspurbahn kleinere Infanterietunnel ab, auf denen Soldaten und Material zu den unterirdischen Kasernen und Bunkern gebracht werden sollten.

Schmalspur-Feldbahnen sollten durch diese Infanterietunnel Munition, Ausrüstung und Verpflegung zu den Panzerwerken fahren, erklärt Robert Jurga. Rund einen Kilometer stapft die kleine Besuchergruppe – Journalisten, Naturschützer und Fledermausexperten – durch die Röhre, dann erreicht sie den Bahnhof »Heinrich« und damit den Hauptverkehrstunnel. Ein Blick auf den Netzplan verrät, in welchen Dimensionen die Erbauer dachten: Die Liste der Feldbahnhöfe geht bis »Otto« durch das Alphabet und umfasst noch einige Stationen mehr. Sie alle wurden in verschiedenen Stadien der Vollendung vom Baustopp überrascht. Gut drei Kilometer von »Heinrich« entfernt liegt die Haupteinfahrt des ganzen Komplexes. In einem kleinen Talkessel war die militärische Unterwelt mit der Oberfläche der Erde verbunden.

Rote Armee und Warschauer Pakt

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sollte dieses gigantische System aus Tunneln, Untergrundbahnhöfen und unterirdischen Panzerwerken doch noch einmal eine Rolle spielen. Um die nach Westen vorrückende Rote Armee zumindest zeitweise aufzuhalten, wurden die Anlagen mit viel zu wenig Soldaten und Waffen notdürftig ausgerüstet. »Tatsächlich konnten sie den Vormarsch der Truppen Ende Januar 1945 ganze drei Tage aufhalten«, sagt Robert Jurga.

Danach sprengte die Rote Armee einige Panzerwerke ganz oder oft auch nur zum Teil. Auch die deutschen Truppen hatten bei ihrem Rückzug einige Anlagen wie den Tunnel bei der Haupteinfahrt gesprengt, den die Sowjetarmee später räumte und wieder neu betonierte. Wer wusste, wofür die Anlagen eines Tages noch gut sein würden? So recht wollte sich aber doch keine Nachnutzung finden. Als Verteidigungslinie gegen die NATO lagen die Bunker schlicht einige hundert Kilometer zu weit hinter dem Eisernen Vorhang. Überlegungen über ein Endlager für Atommüll führten ebenfalls zu nichts.

Fliegende Säugetiere auf Sparflamme

Dabei hatte die Nachnutzung längst begonnen. Klammheimlich waren Fledermäuse eingezogen, um tief unter der Erde den Winter zu verbringen. Schließlich ernähren sich die fliegenden Säugetiere in Mittel- und Nordeuropa vor allem von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Doch im Winter fliegen Mücken und Nachtfalter hier zu Lande kaum, die Fledermäuse müssten hungern. Das aber können sich die geschickten Flieger nicht lange leisten, weil ihr Organismus auf Hochtouren läuft und dabei jede Menge Sprit in Form gefressener Insekten schluckt.

Ein lebender Wandbehang | Dicht drängen sich Hunderte Großer Mausohren im Hauptverkehrstunnel des Ostwalls aneinander. Die Nähe zu den Artgenossen hilft im Frühjahr, wieder auf normale Körpertemperatur zu kommen.

Also klammern sich die Fledermäuse mit ihren Füßen an einer rauen Oberfläche fest und hängen völlig ohne energiezehrende Kraftanstrengung kopfüber bewegungslos da. Ihr Organismus schaltet auf Sparflamme, erklärt Sebastian Kolberg von der Naturschutzorganisation NABU in Berlin: Die Körpertemperatur sinkt von 40 auf 3 bis 5 Grad Celsius, das Herz schlägt statt 600- nur noch 10-mal in der Minute, und auch die Atemfrequenz reduziert sich um ein Vielfaches. Fällt die Außentemperatur unter die Winterschlaf-Körpertemperatur, müssen die Fledermäuse einen kleinen Teil des Vorrats an braunem Fett, den sie sich bis zum Spätherbst angefressen haben, verbrennen. Allzu oft darf dies nicht geschehen, sonst ist der Vorrat erschöpft.

Sicheres und ruhiges Winterquartier gesucht

Obendrein sind die fliegenden Säugetiere in diesem Standby-Modus Feinden wie Mardern, Ratten oder Waschbären völlig hilflos ausgeliefert. Wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, kostet sie bis zu eine Stunde und einen erheblichen Teil ihrer Fettreserven. Für den Winter suchen sich die Fledermäuse daher eine Zufluchtsstätte, die vor ungebetenen Besuchern schützt und kühl, aber nicht allzu kalt ist. Solche Winterquartiere finden Arten wie der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) zum Beispiel in Baumhöhlen, die vielleicht ein Specht ins Holz geschlagen hat, während Arten wie das Große Mausohr in der Natur auf Höhlen und Felsspalten angewiesen sind.

Solche Quartiere sind in den weiten Ebenen Norddeutschlands und auch großen Teilen Polens seit jeher extreme Mangelware. Erst als Menschen dort Keller oder Bunker unter der Erde bauten, wurden die Tiere fündig. Kein Wunder also, dass die Tunnel und Panzerwerke der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen von Beginn an beliebt waren: Durch die Schießscharten oder die Haupteinfahrt können sie bequem in die Anlagen fliegen. Sie sind in den Gewölben gut geschützt, doch größere Beutegreifer verirren sich ohnehin kaum in die kilometerlangen Tunnelanlagen. Bis zu 40 000 der fliegenden Säugetiere verbringen daher die kalte Jahreszeit im Ostwall. »Im Winter 2019/20 hingen dort 35 000 Flattertiere«, sagt der Zoologe Jan Cichocki von der Universität in Zielona Góra, der die Tiere im Ostwall seit mehr als einem Jahrzehnt erforscht. Kein anderes Bauwerk in Europa gibt mehr Fledermäusen eine Winterheimat.

Der Zug der Fledermäuse

Als die Stiftung Euronatur in Radolfzell am Bodensee in einer großen Aktion etliche Fledermäuse dieser Anlage ähnlich wie Zugvögel mit Ringen ausrüstete, entdeckten die Mitarbeiter, dass es sich bei den elf Fledermausarten im Ostwall nicht nur um einheimische Arten handelte. Zufällig wieder gefangene Tiere mit solchen Ringen verrieten, dass einige der Überwinterer den Sommer in entfernteren Regionen Polens, aber auch in der Tschechischen Republik, in Sachsen, in Brandenburg und in Vorpommern verbringen.

Dicht an dicht zu ruhen, sichert das Überleben der Großen Mausohren, es birgt aber auch Risiken

Diese »Zug-Fledermäuse« suchen schon im Frühherbst ihr Winterquartier. Ein möglicher Unterschlupf würde zunächst ausgiebig getestet, »gleichzeitig aber fangen sie im Freien eifrig weiter Insekten, um sich genügend Speck für den Winter anzufressen«, sagt Anna Bator-Kocoł von der Universität in Zielona Góra, die über diese Überwinterer gerade ihre Doktorarbeit schreibt. Wenn es dann Ende November oder Anfang Dezember richtig kalt wird, hängen sie sich kopfüber an die Decke und klammern sich mit den Füßen an Risse und Kanten, um so den Winter zu verschlafen.

Wohltemperierte Schlafquartiere

Dabei bevorzugen verschiedene Arten unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten. Deshalb hängen manche Tiere allein an der Wand, andere dagegen an der kühleren Decke. Ändern sich die Bedingungen im Winter, suchen die Tiere nach einer besser geeigneten Haltestelle. Da kommen ihnen die riesigen Tunnel des Ostwalls gerade recht. Hier findet jede Fledermaus zu jeder Jahreszeit die passenden Bedingungen.

In den Tunneln schwanken die Temperaturen nur wenig, und die Großen Mausohren fühlen sich dort besonders wohl. »Wenn die Mausohren im Frühjahr aus ihrer ›Lethargie‹ genannten Winterruhe aufwachen und langsam die Körpertemperatur auf 40 Grad Celsius hochfahren, wärmen sich die Tiere gegenseitig und verringern so den Energiebedarf«, sagt Bator-Kocoł. Schließlich sind die Fettvorräte in dieser Zeit beinahe aufgebraucht, und allein in der Höhle hängende Tiere haben unter Umständen nicht mehr genug Energie, um wieder aufzuwachen.

Gefährliche Nähe

Die enge Nachbarschaft sichert so das Überleben der Großen Mausohren, birgt aber ebenso Risiken. So kommt es im Winter zwischen den Tieren manchmal zu kleinen Rangeleien, bei denen einzelne Fledermäuse abstürzen. Da die Tiere sich in der Winterruhe auch vor dem Austrocknen schützen müssen, suchen sie Quartiere mit hoher Luftfeuchtigkeit. Auch deshalb ist die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen ein fast optimales Winterquartier. Allerdings sammelt sich das von der Decke tropfende Wasser am Boden der Tunnel in Pfützen, die sich an verschiedenen Stellen zu kleinen, unterirdischen Teichen ausweiten. Stürzen die Fledermäuse bei einer Rangelei ins Wasser, müssen sie ihren Organismus erst einmal auf Betriebstemperatur hochfahren, um dann wieder an die Wand zu fliegen und weiterzuschlafen. »Reichen die Energievorräte dafür nicht, erfrieren die Tiere im Wasser«, sagt Jan Cichocki. Wie viele dieses Schicksal erleiden, untersucht der Wissenschaftler derzeit in den Anlagen des Ostwalls.

In Röhren und Lüftungsrohren sind sie besonders gut geschützt | In den Bunkern finden sich Fledermausquartiere für jeden Geschmack. So können die Tiere auch während der kalten Jahreszeit an besser geeignete Stellen umziehen.

Die Forscher der Universität in Zielona Góra messen auch das Mikroklima im Untergrund. Die fliegenden Säugetiere hängen zum Beispiel nie an Stellen, an denen die Luft steht. »Schließlich atmen sie auch während der Winterruhe und verbrauchen dabei Sauerstoff. Daher suchen sie sich Quartiere, in denen ein leichter Luftzug laufend frische Luft bringt und sie nicht zu ersticken drohen«, sagt Anna Bator-Kocoł. Da bietet der Ostwall ebenfalls sehr gute Bedingungen, denn die Luft ist dank der Schießscharten und weiterer Eingänge immer in Bewegung.

Naturschutz unter der Erde

Als die polnische Regierung daher 1982 zunächst rund 40 Prozent der unterirdischen Anlagen und ab 1997 den Rest unter Naturschutz stellte, war das ein Riesenfortschritt für die Fledermäuse im höhlenarmen Osten Mitteleuropas. Allerdings reicht eine Tafel mit der Aufschrift »Naturschutzgebiet« allein noch lange nicht. Die Tunnel sind beliebt bei jungen Leuten aus der Gegend, hier gibt es einen kleinen Nervenkitzel oder ungewöhnliche Partylocations. In manchen Schächten haben sie Kletterseile angebracht, an denen man zu rauschenden Festen hinabsteigen kann. Die Fledermäuse wachen dann aus ihrer Winterruhe auf, fliegen an eine andere, hoffentlich ruhigere Stelle – und verbrennen einen großen Teil ihrer lebenswichtigen Fettvorräte. »Solche Störungen enden für die Fledermäuse daher unter Umständen tödlich«, erklärt Sandra Wigger von der Stiftung Euronatur, die den unterirdischen Naturschutz in Polen mit finanziellen Mitteln unterstützt.

Der Eingang in die Unterwelt | Die Bunkeranlagen ziehen auch menschliche Besucher an: Manche suchen nach Abenteuern, andere nach Wehrmachtsschätzen.

Mit dieser Hilfe werden dann zum Beispiel Öffnungen in gesprengten Panzerwerken so zubetoniert, dass nur noch Fledermäuse, jedoch keine Menschen mehr hindurchpassen. In der Haupteinfahrt und an anderen Öffnungen versperren mächtige T-Träger und massive Stahlgitter den Zugang für Zweibeiner, nicht aber für fliegende Säugetiere und deren Frischluftzufuhr.

Eine besondere Sorte von Besuchern, die mit Sprengstoff anrücken, halten diese Sperren indes kaum ab: »Schatzsucher«, die in der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen nach Relikten der Wehrmacht suchen. So sind Gürtelschnallen von Soldaten und andere Utensilien der einstigen Verteidiger des Ostwalls sowie Munitionsreste und ähnliche Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg in manchen Kreisen sehr begehrt. Sie lassen sich sehr gewinnbringend auf bestimmten Trödelmärkten an den Mann bringen. Auch solche Störungen ziehen die Fledermäuse in Mitleidenschaft. Die Eingänge müssten daher mit noch massiveren Betonteilen und Stahlträgern gesichert werden, gegen die selbst Sprengladungen wenig ausrichten, erklärt Marcin Bochenski von der polnischen Naturschutzliga (Liga Ochrony Przradi oder kurz LOP), die sich ebenfalls beim Schutz der Fledermäuse engagiert. Vielleicht müssen die Naturschützer auch weiter aufrüsten und die Zugänge in Zukunft zusätzlich mit Überwachungskameras sichern.

Halt für Fledermäuse

Innerhalb der Anlagen gibt es ebenfalls immer wieder etwas zu tun. So finden die Krallen der Fledermäuse am glatten Beton der Tunnelwände kaum Halt. Viel besser klappt das an Versorgungsrohren und vergitterten Lüftungen, die gleichzeitig mögliche Feinde wie Ratten, Marder oder Waschbären am Eindringen hindern.

Pioniere der Wehrmacht verbesserten bereits in den 1930er Jahren unabsichtlich die Bedingungen für Fledermäuse. So haben sie einige Tunnelabschnitte mit Sprenglöchern versehen, um das Gewölbe rasch zum Einsturz zu bringen, sollten feindliche Truppen in die Anlage eingedrungen sein. Heute sind diese Sprenglöcher ideale Fledermausquartiere, in denen Große Mausohren und Mopsfledermäuse viel weniger Energie als im offenen Tunnel verlieren. Und fehlt in einem unterirdischen Gewölbe doch einmal der Halt für die Füße der fliegenden Säugetiere, rauen die Mitarbeiter von LOP und Euronatur schon einmal die Wände auf. Dann aber müssen die Naturschützer aufpassen, dass ihnen ihre Kollegen vom Denkmalschutz nicht in den Arm fallen: Die gesamte Festungsfront Oder-Warthe-Bogen soll nicht nur als Fledermausquartier, sondern auch als Zeugnis eines schrecklichen Kriegs für die Zukunft bewahrt werden.

Anmerkung: Die Reisekosten des Autors für die Recherche im Festungswerk wurden von der Stiftung Euronatur übernommen.

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