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Schutzimpfung: Kinder haben wegen H1N1-Impfung nicht öfter Autismus

Zwischen einer Schweinegrippe-Impfung von Schwangeren und späteren Autismus-Spektrum-Störungen bei ihren Kindern gibt es keinen Zusammenhang. Das zeigen Langzeitstudien.
Eine schwangere Frau bekommt eine Spritze in den Arm.

Es ist eine Behauptung, die sich hartnäckig hält: Kinder von Müttern, die sich in der Schwangerschaft gegen die Grippe impfen lassen, hätten später häufiger Autismus-Spektrum-Störungen als die ungeimpfter Frauen. Dem widerspricht nun auch eine Studie vom Karolinska-Institut in Stockholm, die in den »Annals of Internal Medicine« erschienen ist.

Das Forschungsteam um den Epidemiologen Jonas Ludvigsson griff auf das schwedische Geburts- und Impfregister zurück und zog daraus medizinische Daten der zwischen Herbst 2009 und 2010 geborenen Kinder und ihrer Mütter. Ein Teil der Frauen war während der Schwangerschaft gegen H1N1 – das Schweinegrippevirus – geimpft worden, so dass fast 40 000 Kinder im Mutterleib dem Impfstoff ausgesetzt waren. Zum Vergleich dienten die Daten von mehr als 29 000 nicht geimpften Schwangeren und ihren Kindern.

Rund sechs bis sieben Jahre später gab es nahezu gleich viele Kinder mit Autismus: 1,0 Prozent derer, die dem H1N1-Impfstoff ausgesetzt waren, und 1,1 Prozent derer, die ihm nicht ausgesetzt waren. »Die pränatale Exposition war nicht mit einer späteren Autismus-Spektrum-Störung verbunden«, berichtet das Autorenteam. Das galt auch für die Gruppe von Kindern, deren Mütter sich im ersten Trimester impfen ließen. Frühkindlicher Autismus äußert sich typischerweise in der Kommunikation, im Sozialverhalten und in sich wiederholenden, stereotypen Verhaltensweisen.

Die Schwangerschaft sei eine besonders sensible Zeit für Mutter und Kind, schreibt der Epidemiologe Anders Hviid von der Universität Kopenhagen im einführenden Editorial zur schwedischen Studie. Insofern hält er etwaige Sorgen durchaus für berechtigt. Die meisten Untersuchungen zu möglichen Nebenwirkungen hätten bislang die Gesundheit von Mutter und Kind allein während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt betrachtet. Doch nun hätten mehrere Studien nach Langzeitfolgen gesucht und keine gefunden.

Hviid schildert unter anderem eine dänische Untersuchung: Demnach hatten Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft gegen H1N1 geimpft wurden, bis zum Alter von fünf Jahren nicht häufiger typische Infektions- und Autoimmunerkrankungen als die übrigen Kinder. Im Gegenteil: Sie mussten etwas seltener ins Krankenhaus, was den Forschern zufolge vor allem auf verminderte Infektionen zurückzuführen war. Daten von rund 100 000 Kindern in Kanada deuteten in die gleiche Richtung. »Eine Impfung in der Schwangerschaft schützt nicht nur Mutter und Fötus, sondern später auch das Kind«, lautet Anders Hviids Fazit.

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