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Poliomyelitis: Kinderlähmung wieder auf dem Vormarsch?

Die Weltgesundheitsorganisation meldet einen schweren Rückschlag in der globalen Eindämmung der Kinderlähmung: Nachdem im April neue 22 Fälle im Jemen aufgetraten waren, meldet jetzt auch Indonesien vier Polio-Erkrankungen. Wegen der mangelhaften Immunisierung der Bevölkerung in den betroffenen Regionen befürchten Gesundheitsexperten eine neue Epidemie.

Kinderlähmung ist eine akute fieberhafte Virusinfektion, die mit grippeähnlichen Symptomen beginnt. Die Infektion mit dem Polio-Virus erfolgt als Tröpfcheninfektion oder fäkal-oral. Der Erreger befällt bevorzugt die motorischen Nervenzellen im Rückenmark, die für die Kontrolle der Muskulatur zuständig sind. Dadurch kann es in schlimmen Fällen zum Tod oder zu bleibenden Lähmungen der unteren Extremitäten kommen.

Dank ausgedehnter Schutzimpfungen konnte die Kinderlähmung in den Industrieländern fast ausgerottet werden. Die aktuellen Krankheitsfälle im Jemen und in Indonesien führen Experten wie Arun Thapa, Asienberater der WHO, auf einen Ausbruch der Krankheit in Nigeria vor zwei Jahhren zurück. Analysen des Genmaterials der Viren zeigten große Ähnlichkeit mit dem Material von 2003. Staaten im Norden der Region hatten seinerzeit Impfstofflieferungen zurückgewiesen, nachdem religiöse Führer diese für verseucht mit HIV und Verhütungsmitteln deklariert hatten.

Seitdem haben 16 Staaten, die bereits als frei von Polio galten, wieder Fälle gemeldet. Schon seit Dezember herrscht in einigen Staaten des Nahen Osten Alarmstimmung, und es wurden weitläufige Impfkampagnen gestartet, doch offenbar war das Virus im Jemen schneller. Dort sollen noch in diesem Monat in einer Haus-zu-Haus-Kampagne drei Millionen Kinder unter fünf Jahren geimpft werden. Zum Einsatz kommen wird dabei ein spezieller Impfstoff, der größere Immunität bei geringeren Impfdosen bewirken soll.

In Indonesien sieht die Impfsituation beesser aus. Auch glaubt man, dass sich die Krankheit nur auf einige kleine Dörfer in West-Java beschränkt, wo die vier Fälle aufgetreten sind. Doch wollen die Behörden kein Risiko eingehen und starten Impfkampagnen für 5,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren in West-Java und den Nachbarprovinzen.

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