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Evolution: Kindersegen als Treuebonus

Die Gefahr von Kindstötungen durch Rivalen förderte monogame Beziehungen.
Familie

Bei Homo sapiens gibt es die meisten festen Partnerschaften nur pärchenweise. Doch warum haben sich monogame Beziehungen im Lauf der Evolution durchgesetzt? Weil sie den Nachwuchs unserer Vorfahren vor konkurrierenden Männchen schützten, vermuten Biologen aus Großbritannien und Neuseeland.

Das Team um Christoph Opie vom University College London sammelte Daten zu Paarung und Aufzucht der Jungen bei 230 Primatenarten – darunter solche, die monogame Zweierbeziehungen pflegen, aber auch Harem-Gemeinschaften, in denen ein Männchen sich mit vielen Weibchen paart. Diese Informationen verknüpften die Forscher mit dem Stammbaum der Arten – so konnten sie schätzen, wann sich welches Paarungsverhalten entwickelte.

Auf diese Weise testeten Opie und seine Kollegen drei bekannte Erklärungen für Monogamie. Nach der ersten entstand die Zweierbeziehung, weil beide Elternteile gemeinsam die aufwändige Aufzucht besser schultern können. Der zweiten zufolge liegt die Ursache in der Konkurrenz um Weibchen; unsere Ahninnen lebten demnach weiträumig verstreut als Einzelgängerinnen, so dass Männchen nicht mehr als eine Partnerin dominieren konnten. Aber auch Kindsmord war bei unseren Vorfahren üblich – er brachte Männchen den Vorteil, dass nur der Nachwuchs überlebte, der mit ihnen verwandt war. Treue Väter könnten hingegen die eigenen Kinder besser davor behüten. Fürsorge, Einzelgängertum oder Schutz vor Kindstötung – welcher Faktor war nun entscheidend?

Mittels statistischer Modellrechnungen ermittelten die Forscher die jeweilige Wahrscheinlichkeit, mit der sich die drei Szenarios in der Evolution durchgesetzt hätten. Demnach erklärte allein der Schutz vor Kindstötung den Sprung zur Partnertreue. So vermehrte sich eine monogame Population mit wenigen Kindsmorden besonders gut. Die anderen Faktoren traten wohl vielmehr als Folge auf: Weil beide Eltern ihren Nachwuchs schützten, hatten monogame Paare mehr Kinder. Zusätzlich wurden die Nachkommen durch die gemeinsame Fürsorge früher eigenständig – und die Weibchen konnten schneller wieder schwanger werden.

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