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News: Klebgen

Bei 'Biofilmen' handelt es sich nicht um ökologisch unbedenkliche Spielfilme, sondern um Überzüge von Mikroorganismen auf festem Untergrund - ein in der Natur weit verbreitetes Phänomen. Unangenehm wird es jedoch, wenn sich diese Biofilme auf Oberflächen niederlassen, wo sie nicht hingehören: auf chirurgischen Implantaten beispielsweise. Hier fühlen sich bestimmte Pilzarten wohl und können dadurch gefährliche Infektionen hervorrufen. Jetzt fanden Wissenschaftler das Gen, das den Pilzen das Kleben auf Plastik ermöglicht.
"Pilze stellen eine medizinische Bedrohung dar, weil sie auf Plastik kleben können. Eine Pilzinfektion kann zu Komplikationen für Träger von Kontaktlinsen oder – noch schlimmer – für Patienten mit Hüftprothesen führen. Oft kann man das Problem nur durch die Entfernung des Implantats lösen", erklärt Gerald Fink vom Whitehead Institute for Biomedical Research. Doch was ermöglicht den Pilzen, diese gefährlichen Biofilme auf Implantate zu bilden? Dieser Frage ging Fink zusammen mit Todd Reynolds nach.

Auslöser der Infektionen sind meist Hefepilze der Gattung Candida. Die beiden Forscher schauten sich jedoch nicht diesen Pilz, sondern einen nahen Verwandten des Krankheitserregers an: die Bierhefe Saccharomyces cerevisiae. Von diesem Organismus ist das Genom vollständig bekannt, und er ist leicht im Labor zu züchten. Die Wissenschaftler suchten nach dem Gen für das Protein, mit dem die Hefen auf Plastikoberflächen kleben können. Fündig wurden sie bei dem Gen FLO11. Hefepilze, denen dieses Gen fehlte, waren nicht mehr in der Lage, Biofilme auf Plastikoberflächen zu bilden.

Das Gen FLO11 ist den Wissenschaftler von anderen Pilzen bereits vertraut: "Das System, das die Bildung von Biofilmen bei Bierhefe auslöst, gibt es wahrscheinlich auch bei der pathogenen Candida", vermutet Reynolds. "Wenn die Moleküle dieses Prozesses erst identifiziert sind, können wir nach ähnlichen Molekülen in Candida suchen, um neue Medikamente zu finden, welche die pathogene Biofilmbildung bei Patienten verhindern."

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  • Quellen
Whitehead Institute for Biomedical Research
Science 291(5505): 878–881 (2001)

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