Direkt zum Inhalt

»Kleines Schwert«: Außergewöhnlich alte Runeninschrift entdeckt

»Hirila« lautet eine Runeninschrift, die dänische Fachleute auf der Insel Fünen entdeckt haben. Sie stammt aus einer Zeit, als das Schreiben im Norden Europas noch ganz neu war.
Für die einen ist es ein Messer, für die anderen ein »kleines Schwert«
Für die einen ist es ein Messer, für die anderen ein »kleines Schwert«: Die Inschrift mit den seltenen Runen zeichnen das Messer wohl als wertvollen Besitz aus.

Archäologen des Museums Odense haben die älteste Runeninschrift Dänemarks gefunden. Auf einer Messerklinge aus der Zeit um das Jahr 150 ist das Wort »hirila« eingeritzt. Es stammt aus dem Urnordischen und bedeutet laut den dänischen Fachleuten »kleines Schwert« oder »Schwertlein«. Ob »hirila« der Name des Messers oder des Eigentümers beziehungsweise der Eigentümerin war, lasse sich nicht klären, so die dänischen Experten.

Das Team machte seinen Fund nun in einer Pressemitteilung publik. Demnach fanden Ausgräber die Klinge in einer Urnenbestattung auf einem kleinen Friedhof nahe Odense. »Das ist eines der fantastischsten Dinge, die man als Archäologe erleben kann, weil es ein unglaublich seltener Fund ist«, sagt Museumsdirektor Jakob Bonde.

Nur eine Hand voll Runeninschriften dieses Alters wurden bislang gefunden, keine davon ist wesentlich älter. Sie stammen aus Schleswig-Holstein, Schweden und Dänemark. Speziell dort wurde im Jahr 1865 der Kamm von Vimose entdeckt, der vielen als ältestes Zeugnis für die Verwendung von Runen galt. In ihn ist das Wort »harja« eingeritzt. Es ist mit dem deutschen Begriff »Heer« verwandt und spielte vielleicht auf einen Namen oder Beinamen des Besitzers an.

Der Kamm von Vimose wurde nur wenige Kilometer vom »kleinen Schwert« entfernt gefunden. Damit stammen zwei der ältesten Belege der urnordischen Schriftsprache aus demselben Umkreis der Inseln Fünen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Objekten gibt, wisse man nicht, sagt Bonde. Sicher sei das Beherrschen von Runen damals einer kleinen intellektuellen Oberschicht vorbehalten gewesen, die Inschrift habe die Messerklinge vermutlich zu einem besonders wertvollen Besitz gemacht.

Weil aus der nordischen Eisenzeit nur wenige schriftliche Belege für die damals gesprochene Sprache vorliegen, liefert jeder neue Fund bedeutende Hinweise auf die Entwicklung der nordgermanischen Sprachen. Obwohl der Messerfund von Odense noch ganz am Anfang der Runenüberlieferung stehe, halte man mit ihnen das Zeugnis einer »fertigen Schriftsprache« in den Händen, sagt Museumsdirektor Bonde. Vermutlich hatte das Runenalphabet zu diesem Zeitpunkt bereits eine längere Entwicklungsgeschichte hinter sich, die bislang kaum durch Funde belegt werden kann. Aus welcher Schrift sich die Runen entwickelten und wie diese in den Norden kam, ist nicht abschließend geklärt.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.