Kleinplaneten im April 2025: Nur Vesta leuchtet hell

Mit Vesta ist eigentlich nur ein Planetoid im April heller als 10. Größe und zählt für uns somit zu den hellen Kleinplaneten. Metis kommt in den letzten Monatstagen noch dazu. Solche Objekte sind bereits in kleinen Fernrohren zu sehen, Vesta am Monatsende, zumindest theoretisch, sogar schon mit dem bloßen Auge. Für die zwar günstig stehenden, aber lichtschwächeren Planetoiden Amalthea und Industria sollte man ein Teleskop ab etwa 15 Zentimeter Öffnung zur Verfügung haben. Einige Ereignisse in der Liste der Begegnungen mit Sternen und anderen Himmelsobjekten sind ziemlich eng. Andere, wie der Besuch von Eunomia beim Sternhaufen NGC 2129 oder der von Flora bei der Hamburger Galaxie NGC 3628, eignen sich als Motive für Astrofotos. Auch der erst vor knapp zwei Jahren entdeckte Erdbahnkreuzer 2023 KU soll erwähnt werden, denn er kommt uns in diesem Jahr besonders nahe. Alle Zeitangaben beziehen sich auf Mannheim.
Helle Kleinplaneten
(4) Vesta bewegt sich den ganzen Monat durch den nördlichen Teil des Sternbilds Waage und nähert sich ihrer Oppositionsstellung, die sie Anfang Mai erreicht (siehe »Von der Waage zur Jungfrau«). Von den letzten Monatstagen einmal abgesehen ist Vesta der einzige und mit weitem Abstand auch hellste Kleinplanet am Himmel. Zunächst ist sie noch 6,4 mag hell und steht um 04:02 Uhr MESZ am höchsten im Süden (Kulmination). Am Monatsende erreicht sie diese Position schon um 01:48 Uhr, und sie bringt es auf stattliche 5,8 mag. Damit ist Vesta, zumindest theoretisch, bereits mit bloßem Auge zu sehen.
Erst in den letzten Monatstagen wird (9) Metis ebenfalls im Sternbild Waage wieder heller als 10. Größe. Sie kulminiert am Monatsletzten mit 9,9 mag um 02:12 Uhr MESZ.
Lichtschwächere Kleinplaneten
Am 12. März 1871 entdeckte der deutsche Astronom Karl Theodor Robert Luther an der Sternwarte in Düsseldorf den Kleinplaneten (113) Amalthea. In der griechischen Mythologie war Amalthea eine Tochter des kretischen Königs Melisseus. Am 14. April kommt sie im Sternbild Jungfrau in eine ausgesprochen günstige Opposition zur Sonne und erreicht dabei ihre maximal mögliche Helligkeit von 11,0 mag. In weniger günstigen Fällen bleibt sie eine Größenklasse lichtschwächer. Ihre Bahn um die Sonne, die einmal in 3,66 Jahren durchlaufen wird, ist leicht exzentrisch (e = 0,09) und um 5,04 Grad gegen die Ekliptik geneigt. Bereits am 4. April kann die rund 50 Kilometer große Amalthea etwas leichter aufgefunden werden. Sie befindet sich dann gut sechs Bogenminuten südsüdwestlich des Sterns HIP 67875 (8,5 mag).
Im Sternbild Rabe kommt der Planetoid (389) Industria am 9. April in eine recht günstige Opposition zur Sonne und verfehlt mit 11,2 mag den größtmöglichen Wert nur um 0,2 mag. Entdeckt wurde der etwa 75 Kilometer große Himmelskörper am 8. März 1894 von dem französischen Astronomen Auguste Charlois in Nizza. Benannt wurde er nach dem lateinischen Wort für »Fleiß«. Die Bahn des Kleinplaneten hat eine Inklination von i = 8,12 Grad und eine Exzentrizität von e = 0,07. Ein Sonnenumlauf dauert 4,21 Jahre. Industria ist übrigens das größte Mitglied einer Asteroidenfamilie mit mehr als 300 Mitgliedern, die alle ähnliche Bahnelemente besitzen. Am Monatsletzten ist sie nur eine halbe Bogenminute von HIP 61688 (6,0 mag) entfernt. Obwohl ihre Helligkeit bis dahin schon wieder auf 11,5 mag abgenommen hat, sollte sie trotzdem gut zu identifizieren sein.
Interessante Begegnungen
In diesem Monat gibt es eine ganze Reihe von Begegnungen mit hellen Sternen und anderen Himmelsobjekten, an denen (15) Eunomia beteiligt ist. Unter anderem zieht sie an dem hellen leicht veränderlichen Stern My Geminorum (µ Gem) und dem offenen Sternhaufen NGC 2129 vorbei. Besonders eng ist die Passage von (389) Industria an HIP 61688 (6,0 mag) am 30. April. Die beiden Himmelskörper trennt lediglich eine halbe Bogenminute. Noch geringer ist die Distanz zwischen der allerdings ziemlich lichtschwachen (128) Nemesis (12,1 mag) und HIP 65796 (6,4 mag) am 16. April. Das spannendste Ereignis erwartet uns schon am Morgen des 11. April. Dann zieht (8) Flora, der hellste Kleinplanet in der Liste, ganz knapp südlich am Zentrum der Hamburger Galaxie NGC 3628 vorbei. Sie bildet zusammen mit Messier 65 und Messier 66 das so genannte Leo-Triplett. Das Ereignis ist auf jeden Fall ein Foto wert.
Erdnahe Kleinplaneten
Der am 16. Mai 2023 entdeckte Apollo-Asteroid 2023 KU kommt am 11. April in seine größte Erdnähe im Zeitraum von 1900 bis 2200. Er ist dann nur noch 0,007 Astronomische Einheiten (AE) oder eine Million Kilometer von unserem Planeten entfernt. Das entspricht etwa der zweieinhalbfachen Mondentfernung. Seine Helligkeit steigt kurz danach auf 13,9 mag. Er ist damit kein leichtes Beobachtungsobjekt, selbst für etwas besser ausgerüstete Amateure. Die Bahn von 2023 KU ist mit e = 0,59 stark exzentrisch, um 3,75 Grad gegen die Ekliptik geneigt und wird einmal in 378 Tagen durchlaufen. In seinem sonnennächsten Bahnpunkt (Perihel) ist er 0,42 AE und in Sonnenferne (Aphel) 1,62 AE von unserem Zentralgestirn entfernt. In dem kurzen Beobachtungszeitraum wandert er vom Sternbild Herkules in den Bärenhüter und weiter in das Sternbild Haar der Berenike. Eigentlich ist er nur in den Nächten vom 11. zum 12. April und vom 12. zum 13. April vernünftig zu beobachten. Ansonsten ist er zu lichtschwach. Am Morgen des 12. April passiert er den hellen Stern Beta Bootis (β Boo, 3,5 mag). Seine größte Geschwindigkeit am Himmel erreicht beachtliche 200 Bogensekunden in der Minute.
Obwohl es mittlerweile auch Beobachtungen des Planetoiden aus dem Jahr 2014 gibt, ist seine Bahn immer noch mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Eine für Mannheim gültige topozentrische Ephemeride des Kleinplaneten findet sich in nebenstehender Tabelle. Grundsätzlich empfiehlt es sich, eine tagesaktuelle Ephemeride zu verwenden. Diese lässt sich zum Beispiel unter www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html erstellen.
Positionsmessungen des Planetoiden sind für eine Verbesserung seiner Bahnelemente von großer Bedeutung. Weitere Hinweise zur Auswertung erfolgreicher Beobachtungen finden sich auf der Webseite der Fachgruppe Kleine Planeten der Vereinigung der Sternfreunde: www.kleinplanetenseite.de.
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