Direkt zum Inhalt

Klima- und Ozonschutz: Fünf FCKW reichern sich in der Atmosphäre an

FCKW sollten eigentlich weitgehend der Vergangenheit angehören. Doch die Konzentration mancher dieser Stoffe steigt seit zehn Jahren aus unklaren Gründen ungebremst an.
Blick auf die Erde (Illustration)
Trotz FCKW-Verbot steigt die Konzentration mancher ozonschädigender Chemikalien seit Jahren an. Eine unmittelbare Bedrohung für die Ozonschicht entsteht dadurch jedoch aktuell nicht.

Laut einer aktuellen Studie gelangen immer noch nennenswerte Mengen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in die Atmosphäre. Ihre Konzentration stieg seit 2010 kontinuierlich an und erreichte 2020, im letzten Jahr der Untersuchung, einen Höchstwert, heißt es in einer Veröffentlichung im Fachblatt »Nature Geoscience«. Nach derzeitigem Stand wirken sich die fünf untersuchten Substanzen kaum auf die Ozonschicht aus. FCKW tragen allerdings generell viel stärker noch als Kohlenstoffdioxid und Methan zum Treibhauseffekt bei. Das Team um Luke Western von der University of Bristol kalkulierte dazu die kombinierte Klimawirkung der fünf untersuchten Substanzen: Pro Jahr entspreche sie ungefähr dem CO2-Ausstoß der Schweiz oder einem Prozent der jährlich in den USA emittierten Menge.

FCKW wurden lange Zeit als Kühlmittel und in Klimaanlagen eingesetzt, außerdem nutzte man sie in Sprays oder, um Schäume herzustellen. Als sich herausstellte, dass sie maßgeblich für die Zerstörung der Ozonschicht verantwortlich sind, wurde ihr Einsatz im Rahmen des Montreal-Protokolls ab 1989 reguliert und schließlich verboten. Seitdem ist ihre Konzentration in der Atmosphäre stark gesunken, die Ozonschicht erholt sich zusehends. Der Erfolg des Protokolls führe nun dazu, dass Forschende auch Emissionen von einstmals eher unbedeutenden Quellen auf dem Radar hätten, erklärt Western.

Mit seinem Team betrachtete er konkret die FCKW mit den Kürzeln CFC-112a, CFC-113, CFC-113a, CFC-114a, CFC-115. Für alle verzeichnete sein Team einen Anstieg der globalen Konzentration. Unwahrscheinlich sei, dass sie noch in vorhanden Kühlanlagen oder Bauschäumen steckten und von dort langsam ausgasten. Stattdessen wurden sie wohl im Untersuchungszeitraum neu produziert. Wofür, ist nicht restlos geklärt: Während für die ersten beiden gar kein Einsatzgebiet bekannt ist, dürften die drei Letzteren bei Prozessen in der chemischen Industrie verwendet werden. Demnach entstehen sie dort als Hilfsmittel oder Zwischenprodukte und entweichen während des Verfahrens. In welchen Ländern sich diese Quellen befinden, konnte das Team nicht klären.

Das Treibhausgaspotenzial der im Jahr 2020 ausgestoßenen Menge berechneten die Wissenschaftler auf 47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Kombiniert seien sie ungefähr so ozonschädlich wie 4200 Tonnen CFC-11, der zweithäufigste Fluorchlorkohlenwasserstoff in der Atmosphäre. Messungen hatten 2019 ergeben, dass von diesem besonders schädlichen Stoff jährlich rund 11 000 Tonnen aus illegaler Nutzung in die Atmosphäre gelangen.

Anders als CFC-11 seien die fünf jetzt untersuchten Chemikalien jedoch nicht durch das Montrealer Abkommen verboten, weil sie in Teilen für die Herstellung von FCKW-Ersatzstoffen gebraucht würden. »Wenn man bedenkt, dass immer mehr dieser Chemikalien in die Atmosphäre gelangen, ist es vielleicht an der Zeit, über eine Nachschärfung des Montreal-Protokolls nachzudenken«, meint Johannes Laube vom Forschungszentrum Jülich in einer Pressemitteilung der Uni Bristol. Laube war ebenfalls an der aktuellen Studie beteiligt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.