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News: Klimagipfel erfolgreich?

Auf dem Klimagipfel in Bonn haben sich die Vertreter von 180 Ländern nach mühsamen Verhandlungen endlich geeinigt und den Weg für die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls geebnet. Nur weil Japan, Kanada und Australien doch noch zustimmten, wird man auf die Stimme Amerikas verzichten können.
Damit die bis zu letzt zögernden Länder in das gemeinsame Boot kamen, musste insbesondere die EU schmerzliche Zugeständnisse machen. Einer der kritischsten Punkte war die Frage, inwieweit den Industriestaaten ihre - sogar bereits bestehenden! - Wälder angerechnet werden. Diese binden das bei der Verbrennung entstehende und den Treibhauseffekt fördernde CO2 - jedenfalls solange sie im Wachstum begriffen sind. Dieser Punkt lag insbesondere den waldreichen und hoch industrialisierten Ländern Japan und Kanada am Herzen, müssen sie doch nun weniger Energie einsparen um ihr Soll zu erfüllen. Wenngleich Wiederaufforstung und Renaturierung von Ackerbauflächen in vielerlei Hinsicht ökologisch sinnvoll ist, dem Klima helfen solche Maßnahmen - wenn überhaupt - nur kurzfristig.

Zudem haben die Industrieländer die Möglichkeit, in Klimaschutzprojekte der Entwicklungsländer zu investieren und sich die dadurch vermiedenen Emissionen auf ihr "Konto" anrechnen zu lassen, beispielsweise durch den Export energiesparender Technologien oder durch Projekte zur Förderung nachwachsender Rohstoffe oder zum Schutz der Wälder.

Energie aus Kernkraftwerken wird dagegen nicht berücksichtigt. Dafür können die Industrieländer ihre Emissions-Rechte untereinander verkaufen, wovon insbesondere Russland und die Ukraine profitieren werden, da diese Länder die ihnen zugestandenen Emissionsmengen zur Zeit überhaupt nicht erreichen.

Nun steht der Ratifizierung des völkerrechtlich verbindlichen Vertrags zwar nichts im Wege, über Kontrollen und Sanktionen wurde indes nur ansatzweise beraten. Immerhin muss ein Land ab 2013 für jede zusätzliche Tonne CO2 im darauffolgenden Jahr 1,3 Tonnen des Treibhausgases einsparen. Die Länder nehmen gleichsam eine Hypothek auf ihr zukünftiges Guthaben und müssen dafür Zinsen zahlen.

EU-Umweltkommisarin Margot Wallstroem beendete die Pressekonferenz mit den Worten: "Wir können jetzt nach Hause gehen und unseren Kindern in die Augen schauen." Denen wird sie auch erklären müssen, dass von der ursprünglich in Rio gegenüber dem Niveau von 1990 anvisierten 20 Prozent CO2-Reduktion in Den Haag nur noch gut fünf Prozent übrig blieben und jetzt - in Bonn - weniger als zwei Prozent. Der Klimagipfel war allein ein politischer Erfolg, nicht mehr und nicht weniger.

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