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Klimakrise: 2020 laut UN offiziell zweitwärmstes Jahr

2020 wurde weniger Kohlendioxid freigesetzt. Doch das ändert nichts am langjährigen Trend: 2019 und 2020 sind beide praktisch gleichauf mit dem heißesten Jahr seit Aufzeichnung.
September 2020: Ein Feuerwehrmann kämpft gegen Waldbrände unweit von Los Angeles

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft im vergangenen Jahr zwar vielerorts in die Knie gezwungen, dem Klima hat das aber praktisch nicht geholfen. Auch wenn sich der Ausstoß der Treibhausgase kurzfristig verlangsamte, stieg deren Konzentration in der Atmosphäre weiter an. Das schreibt die Weltwetterorganisation (WMO) am Montag in ihrem Abschlussbericht über das globale Klima 2020. Jetzt, da alle Messdaten vorliegen, sieht sie sich in ihrer Prognose vom Dezember bestätigt: 2020 war eines der drei wärmsten Jahre, die je registriert wurden.

Die globale Durchschnittstemperatur lag 2020 etwa 1,2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Minimal wärmer war es nur noch im Jahr 2016. Die Werte von 2019 und 2020 lägen so dicht beieinander, dass nicht zu sagen sei, welches das wärmere Jahr war, sagte die WMO-Sprecherin in Genf. Eigentlich hatten die Experten von dem pazifischen Wetterphänomen La-Niña, das 2020 auftrat, eine kühlende Wirkung erwartet. Dieser Effekt trat jedoch erst so spät im Jahr auf, dass er nicht mehr ins Gewicht fiel. Die Jahre von 2011 bis 2020 waren das wärmste Jahrzehnt.

© World Meteorological Society
Abweichung der Jahresdurchschnittstemperatur gegenüber vorindustriellem Niveau
Die Grafik zeigt die von unterschiedlichsten Messsystemen erfassten Abweichungen der globalen Temperatur.

Wenn weiterhin so viel Kohlendioxid ausgestoßen werde, könne die CO2-Konzentration im globalen Durchschnitt auf 414 ppm (parts per million, Teile pro Million) oder mehr in diesem Jahr steigen, so die WMO. 2019 lag der Wert bei gut 410 ppm, für 2020 lag zwar ein steigender Trend, aber noch keine exakte, abschließende Zahl vor. Der Wert von 410 ppm liegt 148 Prozent über dem so genannten vorindustriellen Niveau, das sich auf die Durchschnittswerte der Jahre 1850 bis 1900 bezieht. Besonders relevant sind auch Methan und Lachgas. Die Konzentration bei Methan lag 260 Prozent, bei Lachgas 123 Prozent über den historischen Werten.

Der Bericht bestätige erneut den »unerbittlichen Klimawandel«, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Weder Klimaschutzmaßnahmen noch der kurzfristige pandemiebedingte Rückgang der Emissionen können den globalen Trend in den nächsten Jahrzehnten umkehren. Deshalb sei es wichtig, sich auf häufigere und intensivere Extremwetterlagen einzustellen, die erhebliche Schäden anrichten und Millionen Menschen betreffen werden.

Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, sollte der Temperaturanstieg nach Berechnungen von Fachleuten bis zum Ende des Jahrhunderts 1,5 Grad nicht übersteigen. Dieses Ziel will die Weltgemeinschaft nach dem Pariser Klimaschutzabkommen möglichst erreichen. Dazu müsste der Ausstoß der Treibhausgase bis 2030 nach UN-Angaben um 45 Prozent unter das Niveau von 2010 gebracht werden. Ohne neue und ehrgeizigere Klimaschutzziele dürfte das nach Angaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern scheitern.

Europa müsse bei der bevorstehenden Einigung auf sein Klimaziel noch ehrgeiziger werden, sagte Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik bei der Umweltstiftung WWF Deutschland: »Europa muss mindestens 65 Prozent Emissionen bis 2030 einsparen – und zwar ohne Taschenspielertrick wie die Anrechnung von CO2-Speichern, zu denen Wälder gehören.«

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