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UN-Klimakonferenz: Zahlen, die jetzt Hoffnung machen

Weltweit gibt es Anstrengungen, klimaschädliche Emissionen einzudämmen. Die ehrgeizigen Ziele sollten allerdings noch konsequenter verfolgt werden. Was bereits geschafft ist, wo nachgebessert werden muss und was hoffen lässt, zeigen Grafiken.
Ein Mann hält ein Plakat hoch mit »One Planet - one chance«
Wir haben nur den einen Heimatplaneten – schützen wir ihn!

Die Menschheit stößt weiterhin zu große Mengen Treibhausgase aus, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. In den kommenden Jahrzehnten könnten eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sein – so viele wie seit dem Ende der Dinosaurier nicht mehr. Und Arbeitsgruppen des Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC mahnen in all ihren Berichten eindrücklich, dass die Entscheidungsträger der Welt auf dem Klimagipfel umfassenden Klimaschutz ermöglichen müssen. Wieder einmal.

Wie soll man da noch auf eine bessere Welt hoffen? Wie kann man sich motivieren, etwas zu verändern?

Indem man sich die bisherigen Erfolge bewusst macht: Einige Staaten haben eine Umweltsteuer auf Kohlendioxid (CO2) eingeführt und konnten ihre Emissionen bereits wirksam reduzieren. In Europa erleben etliche wilde Säugetiere wie Wolf, Biber, Bison, Luchs und Gams ein Comeback. Weltweit verabschieden Länder Klimagesetze mit messbaren Zielen und die jüngere Generation hat die Klimakrise über politische Grenzen hinweg nicht nur verstanden, sondern fordert den Wandel ein.

Die Menschheit hat einen großen Anteil daran, dass sich der Planet binnen kurzer Zeit stark erwärmt hat. Umgekehrt bedeutet das: Die Menschheit kann Prozesse, die sie in Gang gesetzt hat, wieder verlangsamen.

Auf der 27. UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich haben die Mächtigen dieser Welt erneut die Chance, wirksame Maßnahmen zu beschließen. Was bereits geschafft ist, wo nachzubessern ist und was uns jetzt noch Hoffnung machen kann, zeigen die folgenden Grafiken.

Bestandsaufnahme: Es wird immer heißer

Dass ein Großteil der globalen Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit auf vom Menschen verursachte Treibhausgas-Emissionen zurückgeht, bezweifeln Experten nicht mehr. Der IPCC stellt in seinem Sechsten Sachstandsbericht direkt zu Beginn fest: »Es ist unbestreitbar, dass der Mensch die Atmosphäre, die Ozeane und das Land erwärmt hat. Der beobachtete Anstieg der Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre seit etwa 1750 ist eindeutig auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Jedes der letzten vier Jahrzehnte war sukzessive wärmer als jedes vorangegangene Jahrzehnt seit 1850.«

Die rote Linie im Diagramm zeigt den durchschnittlichen jährlichen Temperaturtrend im Lauf der Zeit, wobei die oberen und unteren Konfidenzintervalle in Hellgrau angedeutet sind. Die globalen Temperaturen liegen aktuell um etwa 0,7 Grad Celsius höher als im Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990. Schaut man bis 1850 zurück, ergibt sich sogar ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von 1,1 Grad.

Einige Länder schreiten erfolgreich in der Energiewende voran

Unvorstellbare 165 320 Terawattstunden Primärenergie haben die Menschen weltweit im Jahr 2021 verbraucht – für Heizungen, Klimaanlagen, Fabriken, Autos, Flugzeuge, Licht, technische Geräte und vieles andere. Unser Energiehunger ist unersättlich – und wird global betrachtet stetig größer als kleiner. Wer dennoch CO2-Emissionen reduzieren möchte, muss zuallererst auf die Verbrennung von fossilen Rohstoffen verzichten. Die skandinavischen Länder machen es vor: Dort wird zunehmend auf erneuerbare Energien gesetzt.

Ehrgeizige Emissions-Reduktionsziele

Während die derzeitige globale Klimapolitik weit hinter dem zurückbleibt, was notwendig ist, um die Temperaturen unter 1,5 Grad Celsius oder möglichst noch 2 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu halten, haben sich manche Länder ehrgeizige Ziele gesetzt, um Netto-null-Emissionen zu erreichen. Diese Grafik zeigt den Status der Emissionsziele auf der ganzen Welt – verbunden mit der Hoffnung, dass sich viele weitere anschließen mögen.

Wirtschaftswachstum und Energiewende müssen kein Gegensatz sein

Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen, Wohlstand und Lebensstandard. Viele reiche Staaten haben einen hohen Lebensstandard und hohe Emissionen, etliche arme Staaten niedrige Emissionen, aber auch einen niedrigen Lebensstandard. Eine Reihe von Ländern, darunter auch Deutschland, hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es möglich ist, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu steigern und gleichzeitig die Emissionen zu senken – auch ohne die Produktion einfach in andere Länder auszulagern. Dies geht aus der Grafik hervor, die die Veränderung des BIP und der jährlichen CO2-Emissionen zeigt. Dies ist ein klares Signal, dass es möglich ist, Fortschritte zu erzielen.

Emissionen sollten einen Preis haben

Die Verbrennung fossiler Brennstoffe treibt den Klimawandel voran. Zusätzlich zu ihrer Klimawirkung verpesten sie die Luft. Diese Auswirkungen haben einen Preis, der sich nicht in ihrem Marktpreis widerspiegelt. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist die Einführung einer CO2-Steuer. Der Zweck besteht darin, einen Teil dieser externen, sozialen Kosten auf dem Markt zu erfassen. Dadurch werden zum einen umweltschädliche Brennstoffe, Produkte und Dienstleistungen teurer. So würde es zum Beispiel attraktiver, Solarenergie zu nutzen statt Kohle zu verbrennen. Im Vergleich zu Tofu oder Fleischalternativen wäre Rindfleisch ein Luxusartikel. Zum anderen bedeutet es, dass diejenigen, die die Treibhausgase ausstoßen, auch dafür zahlen müssen. Einige Länder haben bereits eine CO2-Steuer eingeführt oder betreiben einen Emissionshandel, um den Ausstoß zu kompensieren.

Die Luftqualität in etlichen Großstädten hat sich verbessert

Dicht besiedelte Städte haben nicht nur das Problem, dass die Luftverschmutzung tendenziell höher ist, sondern auch, dass große Bevölkerungsgruppen den Auswirkungen ausgesetzt sind. Wie das Beispiel London zeigt, lässt sich die Luftqualität jedoch mit entsprechenden Anstrengungen verbessern. Nachdem der Feinstaubgehalt (feste oder flüssige Partikel, die in der Erdatmosphäre schweben wie Ruß, Rauch, Staub und Pollen) Ende des 19. Jahrhunderts einen Höchststand erreichte, begann die Kurve danach steil abzufallen. Die heutigen Werte liegen fast 40-mal niedriger als noch vor gut 100 Jahren. Um die große gesundheitliche Belastung durch die Luftverschmutzung auch in anderen Megacitys wie Delhi in Indien erfolgreich anzugehen, müssen Lösungen gefunden werden, die diesen Prozess für Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen beschleunigen.

Viele Säugetiere erleben ein Comeback in Europa

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren viele der europäischen Säugetiere auf einen Bruchteil ihres historischen Bestandes geschrumpft. Jahrtausendelange Bejagung, Ausbeutung und der Verlust von Lebensräumen hatten sie in den Niedergang getrieben. Viele sind vollständig und unwiederbringlich ausgerottet worden. Doch etliche Säugetierpopulationen haben sich zuletzt erholen können und ein hoffnungsvoll stimmendes Comeback erlebt. So hat sich etwa der Biber im Durchschnitt um das 167-fache vermehrt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Europa wahrscheinlich nur noch einige tausend Biber. Heute sind es mehr als 1,2 Millionen.

Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch und vegan

Die Zahl der Vegetarier und Veganer in Deutschland wächst. Wie eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter rund 23 000 Menschen ab 14 Jahren zeigt, bezeichneten sich im Jahr 2020 auf die Bevölkerung hochgerechnet acht Millionen Menschen als Vegetarier oder Veganer. Im Vergleich zu 2016 entspricht das einem Zuwachs von rund 23 Prozent. Bei den Veganern fällt das Plus sehr deutlich aus: Im Vergleich zu 2016 verzichten rund 41 Prozent mehr Menschen auf jegliche tierische Erzeugnisse inklusive Milchprodukten, Eiern und Honig. Für viele ist der Tierschutz einer der Hauptgründe für ihre Entscheidung, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Doch auch die Sorge um das Klima trägt dazu bei. Denn die Fleischindustrie ist für einen großen Teil der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Bei der Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden 60 Kilogramm Treibhausgase (CO2-Äquivalente) freigesetzt. Bei Erbsen beispielsweise ist es nur ein Kilogramm pro Kilogramm.

Viele Veränderungen sind bereits unumkehrbar – insbesondere die Erwärmung der Ozeane, das Schmelzen der Eisschilde und der Anstieg des globalen Meeresspiegels. Es wird also auf jeden Fall schlimmer, bevor es besser werden kann. Doch der Wille zur Umkehr ist da. Die 27. UN-Klimakonferenz bietet die Chance, die Weichen zu stellen und kluge, konsequente Entscheidungen zu treffen. Jetzt kommt es darauf an, was wir Menschen daraus machen – jeder einzelne von uns.

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