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News: Klimaschwankungen in der letzten Eiszeit

Die letzte Eiszeit war keineswegs eine einheitliche Kaltphase, sondern hatte zahlreiche kurzfristige Klimaschwankungen. Dies stellte eine Forschergruppe aus Großbritannien, Irland und Deutschland bei der Untersuchung von Klimaveränderungen in den letzten Hunderttausend Jahren fest.
Waren solche Schwankungen bislang nur aus marinen Sedimenten und Eiskernen von Grönland bekannt, so konnten sie nun auch für das europäische Festland nachgewiesen werden. Die letzte Eiszeit begann vor etwa 71 000 Jahren und endete vor 15 000 Jahren. Diese Glazial-Phase zeigt einen ständigen Wechsel zwischen kälteren und wärmeren Abschnitten, wenn auch auf einem Temperaturniveau, das beträchtlich unter dem heutigen Durchschnitt liegt. Wie am 19. August 1999 in Nature berichtet wird, untersuchten die Wissenschaftler Bohrkerne, die vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) aus dem Vulkankratersee Lago Grande di Monticchio in Süditalien gezogen wurden.

Das Neue an diesem Klimaarchiv ist, daß es eine eigene unabhängige Zeitskala aufweist. Üblicherweise werden Altersbestimmungen in den Geowissenschaften über Isotopendatierungen vorgenommen, berühmt ist hier die Radiokarbonmethode mit Hilfe des Isotops 14C. Die Bohrkerne aus den Seen erloschener Vulkane hingegen weisen eine sehr feine Schichtung auf, die unter anderem aus abgelagerten Algenblüten besteht. Vergleichbar den Jahresringen von Bäumen, kann diese Jahresschichtung zur Altersbestimmung in Kalenderjahren genutzt werden. Zwischen diesen Jahreslagen (Warven) befinden sich zusätzlich Sedimentschichten aus vulkanischer Asche, die bei Ausbrüchen hochexplosiver italienischer Vulkane in die Maarseen rieselten. Diese Aschelagen sind wiederum mit anderen radiometrischen Altersbestimmungsmethoden (etwa mithilfe des Argon-Isotopen-Verhältnisses 40Ar/39Ar) datierbar und ergeben damit eine zweite, unabhängige Zeitskala. Zusätzlich erlauben sie eine Korrelation mit marinen Proben, da die Haupt-Aschelagen auch in den Bohrkernen aus Meeressedimenten zu finden sind.

Die Klimaforscher wandten ihre Kalenderjahr-Zeitskala auf die üblichen Pollen- und geochemischen Analysen aus Monticchio an und konnten damit einen interessanten Wechsel des Bodenbewuchses während dieser Zeit feststellen. Neben den kurzfristigen Klimaveränderungen der letzten Eiszeit ergab sich, daß im Zeitraum vor dem Einsetzen der eigentlichen Kaltphase, also vor 75 000 bis 100 000 Jahren, sehr starke Klimaschwankungen stattfanden, die sich in einem Wechsel der Vegetation zwischen Waldbewuchs und Kältesteppe ausdrückten. Diese Klimavariationen korrelieren sehr gut mit maritimen Bohrkernen aus dem Ionischen Meer am Stiefelabsatz der Apennin-Halbinsel. Allerdings zeigen die Bohrkerne aus dem Maarsee eine höhere zeitliche Auflösung und auch eine höhere Variabilität als etwa die Eisbohrkerne aus Grönland und erlauben damit eine prinzipiell exaktere Analyse – bei der Rekonstruktion der paläoklimatischen Verhältnisse auf der Nordhalbkugel ein wichtiger Faktor.

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