Klimawandel: Hitzewellen belasten den Körper wie Rauchen oder Alkohol

Eine Studie aus Taiwan bestätigt, was sich bereits in einer Untersuchung aus Deutschland gezeigt hatte: Hitzewellen wirken sich auch dann noch auf den Körper aus, wenn sie längst abgeklungen sind. Sie lassen den Körper ähnlich vorschnell altern wie regelmäßiges Rauchen oder Alkoholtrinken, ergab eine Studie eines Teams von Forschern um Cui Guo von der Universität Hongkong.
Das Team hatte dazu Gesundheitsdaten von knapp 25 000 Menschen aus Taiwan ausgewertet, die die Jahre von 2008 bis 2022 abdeckten. In dieser Zeit erlebte Taiwan rund 30 Hitzewellen. Anhand der Patientendaten errechneten die Wissenschaftler ein Maß für das »biologische Alter« der Person und verglichen es mit dem tatsächlichen Alter. Dabei zeigte sich: Je höher die kumulierte Temperatur, der die Person in den beiden Jahren vor der Untersuchung ausgesetzt war, desto schneller war sie rein körperlich gealtert, schreibt das Team im Journal »Nature Climate Change«.
Insgesamt sei der Effekt nur klein, erläutert Guo gegenüber dem Magazin »Nature News« – jedes zusätzliche 1,3 Grad Celsius erhöhten das biologische Alter um rund acht bis elf Tage –, aber »im Lauf der Zeit und auf Ebene der Gesamtbevölkerung betrachtet können solche Effekte durchaus bedeutende Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit haben«. Aufgrund des Klimawandels wird es künftig in vielen Regionen zu einem deutlichen Anstieg der Belastung durch Hitze kommen.
In einer 2023 erschienenen Studie hatte bereits eine Gruppe um Alexandra Schneider vom Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt bei ihren Versuchspersonen festgestellt, dass eine höhere Umgebungstemperatur mit typischen Alterserscheinungen im Erbgut der Versuchspersonen einherging. Die Wissenschaftler hatten dazu sogenannte epigenetische Marker betrachtet. »Die Botschaft ist: Hitze lässt uns ein bisschen schneller altern, als normal wäre. Und das sollte man natürlich vermeiden«, sagt Schneider, ebenfalls in »Nature News«.
Den größten Effekt hatte die Hitze in der Studie des Teams um Guo auf Menschen, die körperliche Arbeit verrichteten, und Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Gebiete. Insgesamt nahmen die negativen Auswirkungen über den Studienzeitraum jedoch ab. Womöglich habe dies mit einer Anpassung zu tun, erklären die Forscher, zum Beispiel durch die Anschaffung von Klimaanlagen. In Taiwan ist es deutlich wärmer als in Mitteleuropa, es herrscht ein subtropisches bis tropisches Klima.
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