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Klimawandel: Immer weniger Eisbären

Der Klimawandel lässt das arktische Meereis schwinden. Dass dies direkt mit dem Rückgang der Eisbärenpopulation zusammenhängt, belegt nun erstmals eine Studie.
Eisbären
Die klimatische Erwärmung setzt dem arktischen Meereis zu. Für Eisbären ist das ungünstig.

Der Rückzug des arktischen Meereises, verursacht durch den menschengemachten Klimawandel, führt direkt dazu, dass es immer weniger Eisbären gibt. Das hat eine Forschungsgruppe um Louise Archer von der University of Toronto Scarborough gezeigt. Die Fachleute berichten darüber im Journal »Science«.

Archer und ihr Team haben Beobachtungsdaten mit Computerberechnungen verglichen, um herauszufinden, wie sich die Eisbärenpopulation in der westlichen Hudson Bay (Nordkanada) entwickelt. Sie programmierten ein Computermodell, das den Energiehaushalt von Eisbären nachstellt. Das Modell berücksichtigt die Kalorienaufnahme über die Nahrung sowie die aufgewendeten Energiebeträge für Grundstoffwechsel, Fortbewegung, Fortpflanzung, Körperwachstum und Milchbildung (bei Muttertieren),

Die Eisbären in der Hudson Bay durchlaufen einen jahreszeitlichen Zyklus: Wenn die Meeresoberfläche gefroren ist, wechseln sie aufs Eis, von dem aus sie vor allem Robben jagen. In der eisfreien Periode begeben sie sich an Land, wo sie keine marine Beute machen und somit weniger fressen. Auf Grund der klimatischen Erwärmung wird die eisfreie Saison in der Hudson Bay immer länger: Während der zurückliegenden 40 Jahre im Schnitt um neun bis zehn Tage pro Jahrzehnt. Damit steht den Raubtieren jährlich immer weniger Zeit zur Verfügung, um Robben zu jagen, was ihren Beuteertrag schmälert.

Weniger Beute, weniger Nachwuchs

Gefüttert mit Überwachungsdaten zum Trend des Meereises, trifft das Modell eine Aussage darüber, wie sich der Eisbärenbestand über die Zeit entwickelt. Demnach führt der voranschreitende Eisschwund dazu, dass die Tiere weniger Beute machen, was sich negativ auf ihren Energiehaushalt auswirkt. Infolgedessen schrumpfen ihre Fortpflanzungsrate sowie – weil die Muttertiere weniger Milch produzieren – die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere. Beides mündet in einen Rückgang der Population. »Der Verlust des Meereises bedeutet, dass die Bären weniger Zeit mit der Robbenjagd und mehr Zeit mit dem Fasten an Land verbringen«, fasst Archer die Ergebnisse in einer Pressemitteilung zusammen.

Das Ergebnis des Modells stimmt gut mit Beobachtungsdaten der zurückliegenden vier Jahrzehnte überein. Ihnen zufolge ist die Eisbärenpopulation in der westlichen Hudson Bay zwischen 1979 und 2021 um fast 50 Prozent eingebrochen. Die Wurfgröße der Muttertiere sank in diesem Zeitraum um elf Prozent. Zudem verminderte sich die durchschnittliche Körpermasse der Bären: Bei erwachsenen Weibchen um etwa 40 Kilogramm und bei einjährigen Jungtieren um 26 Kilogramm.

Laut der Studie gebe es in der westlichen Hudson Bay nicht nur eine Korrelation zwischen dem Meereisschwund und dem Rückgang der Eisbärenpopulation, sondern Ersteres verursache Letzteres direkt, betonen die Fachleute. Wahrscheinlich gelte das ebenso für Eisbärenbestände in anderen Regionen.

  • Quellen
Science 387, S. 516–521, 2025

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