Klimawandel: Mooren droht Entzug der Feuchtigkeit
Bäume und andere höhere Pflanzen reagieren auf warme Luft mit Wassersparen: Sie verschließen ihre Spaltöffnungen und reduzieren damit die Verdunstung. So können sie einige Folgen des Klimawandels zumindest teilweise abmildern. Nicht so die Moose, aus denen die ausgedehnten Torfmoore der Nordhalbkugel bestehen: Wenn sich die Luft im Zuge des Klimawandels immer weiter erwärmt und dadurch auch mehr Wasser aufnehmen kann, droht ihnen ein Wasserverlust.
Zu diesem Schluss kommt nun ein multinationales Forscherteam um Manuel Helbig von der kanadischen McMaster University im Fachmagazin »Nature Climate Change«. Die Wissenschaftler haben dazu Daten von 95 Messstationen ausgewertet.
Durch die zunehmende Trockenheit in der Vegetation erhöht sich unter anderem die Brandgefahr, zumal die Feuchtgebiete im Normalfall als natürliche Feuerschneisen wirken und den – ohnehin immer katastrophaleren – Waldbränden der Nordhalbkugel entgegenwirken. Durch brennende Moorgebiete werde aber auch zusätzliches CO2 freigesetzt, das in den langsam wachsenden Mooren über einen langen Zeitraum eingelagert wurde.
Dass bei Klimamodellierungen die borealen Nadelwälder, die Taiga Sibiriens oder Nordkanadas, pauschal als »Wald« klassifiziert würden, obwohl sie an vielen Stellen aus Moor bestünden, führe deshalb zu falschen Prognosen, schreiben die Wissenschaftler. Wer wissen will, wie sich die Landschaft im hohen Norden über die nächsten 100 oder 200 Jahre entwickelt, müsse den gesteigerten Wasserverlust dieser Torfmoorgebiete miteinbeziehen, so Helbig.
In weiter südlich gelegenen Regionen macht eher der Mensch als der Klimawandel den Moorgebieten zu schaffen: Sie wurden und werden zur Landgewinnung trockengelegt. Dadurch setzen sie große Mengen des gespeicherten Kohlendioxids frei. Um das noch im Boden lagernde Treibhausgas am Entweichen zu hindern, sollten alle Moore schnellstmöglich wieder »vernässt« werden, forderten unlängst Experten.
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