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Weniger Auftrieb: Klimawandel verstärkt Lärm an Flughäfen

Wärmere Luft hat eine geringere Dichte und liefert Flugzeugen weniger Auftrieb. Dadurch bleiben diese beim Start länger in Bodennähe – mit Folgen für die Anwohner.
Ein Passagierflugzeug hebt in den blauen, wolkenlosen Himmel ab. Die Triebwerke sind sichtbar und das Fahrwerk wird gerade eingezogen.
An heißeren Tagen starten Flugzeuge mit geringerem Steigwinkel als an kühleren.

An heißen Tagen könnten tausende Menschen in der Nähe von europäischen Flughäfen künftig von zusätzlichem Lärm betroffen sein. Niederfrequenter Lärm, der sich besonders weit ausbreitet und von Menschen als besonders störend empfunden wird, dürfte dabei am stärksten zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der University of Reading.

Der Grund für den wachsenden Lärm ist, dass der Klimawandel neben der Temperatur auch den Luftdruck verändert und in der Folge die Dichte der Luft sinkt. Startende Flugzeuge erfahren deswegen an heißeren Tagen weniger Auftrieb als an kühleren. Sie heben dann weniger steil ab, sodass rund um einen Flughafen mehr Triebwerkslärm entsteht. Wie die Forschenden nun herausfanden, werden die Steigwinkel der Flugzeuge durchschnittlich um ein bis drei Prozent abnehmen, an einzelnen heißen Tagen könnten sie sich aber um bis zu 7,5 Prozent verringern.

Für ihre Analyse habe die Forschenden die Lärmbelastung an 30 europäischen Flughäfen anhand von zehn Klimamodellen prognostiziert. Das Team konzentrierte sich auf den 50-Dezibel-Pegel, der die Grenze markiert, ab der Fluglärm für die Anwohner stärker wahrnehmbar wird. Sie untersuchten dabei, wie sich der Steigwinkel des häufig für kurze Flüge eingesetzten Airbus A320 auf diesen Grenzwert auswirkt, wenn sich das Klima ändert. Laut der Forschenden seien die Ergebnisse aber ohne Weiteres auch auf andere Flugzeugmodelle übertragbar.

Was der zunehmende Lärm konkret für die Nachbarschaft bedeutet, erläutern die Forschenden am Beispiel von London: Im Zentrum der Stadt leben derzeit etwa 60 000 Menschen innerhalb der 50-Dezibel-Lärmgrenze eines typischen A320-Flugzeugs. Veränderungen des lokalen Klimas und der Bevölkerungsdichte könnten dazu führen, dass etwa 2500 Menschen zusätzlich in diesen Bereich kommen.

Technische Fortschritte wie etwa leisere Triebwerke haben die Forschenden in ihrer Arbeit nicht berücksichtigt. Sie sollten nach ihrer Ansicht aber als Teil des Maßnahmenpakets betrachtet werden, um Lärm künftig zu vermeiden.

  • Quellen
Williams, J, et al., Aerospace 10.3390/aerospace12090815, 2025

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