Altruismus: Solidarität in der Krise
Erinnern Sie sich noch an den Gemeinschaftssinn während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie? Als viele für ihre älteren Nachbarn einkauften und die Einkaufstüten vor der Tür abstellten, um bloß niemanden anzustecken? Als man ganz selbstverständlich einen großen Schritt zur Seite tat, um die bewusste »Armlänge« Abstand zu lassen?
Der Lockdown war für viele Menschen eine harte Zeit der Isolierung. Doch es gab auch diese hoffnungsvollen Momente: in denen sich Zusammenhalt zeigte, gegenseitige Unterstützung und die Heiterkeit, die den Widrigkeiten trotzte.
In gewissem Sinn ist die Coronazeit typisch für das, was der Menschheit durch die Klimakrise noch bevorstehen wird. In dem Maß, in dem sich der Planet weiter aufheizt, werden vergleichbare Schocks für die Gesellschaft immer wahrscheinlicher. Auch in Mitteleuropa müssen wir mit mehr Überflutungen, Dürren und Extremwetterereignissen aller Art rechnen. Ganz zu schweigen von Ländern, in denen es bereits jetzt sehr heiß ist. Dort droht der Klimawandel die Lebensgrundlage ganzer Gesellschaften durch tödliche Hitzewellen oder Ernteeinbrüche zu vernichten. Massenmigration und Staatsbankrotte wären die Folge.
Nun könnten die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie optimistisch stimmen: Hat sich da nicht gezeigt, dass die Gesellschaft im Ernstfall zusammenhält? Anfangs stimme das schon, sagt Lea Dohm. Sie ist Psychologische Psychotherapeutin und hat die Gruppe »Psychologists for Future« mitgegründet. »Unmittelbar nach Naturkatastrophen beobachten wir oft eine Welle der Hilfsbereitschaft, und es bildet sich sogar ein neues Solidaritätsgefühl.« Menschen würden einander helfen, würden Häuser wieder aufbauen oder für die Gemeinschaft kochen. Hinzu komme die weltweite Unterstützung in Form von Geld- und Hilfsgüterspenden, die insbesondere kurz nach Naturkatastrophen hochläuft.
Nur ein Vorher-nachher-Test ist aussagekräftig
Gar nicht so einfach zu klären sei aber, ob die Solidarität auch tatsächlich messbar zunehme, sagt der Volkswirtschaftler Björn Vollan von der Forschungsgruppe Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen an der Universität Marburg. »Um wirklich zu sagen, ob Menschen nach einer Katastrophe hilfsbereiter sind, braucht man Daten über die Leute und die Region vor- und hinterher.« So etwas sei allein deshalb selten, weil man nicht einfach in eine bekannte Erdbebenregion gehen und dort auf die nächste große Erschütterung warten könne. »Das Ereignis sollte möglichst unerwartet kommen, sonst sind die Menschen ganz anders darauf vorbereitet. Vielleicht sind dann Leute, die weniger solidarisch oder resilient sind, längst weggezogen.« Das würde das Bild verzerren.
Björn Vollan und seine Kollegen waren bei einer ihrer Studien zufällig am richtigen Ort: 2010 hatten sie die Hilfsbereitschaft von rund 800 Bewohnern mehrerer Dörfer auf den Philippinen untersucht – dann kam 2013 der Taifun Haiyan. Die Forschenden nutzten die Gelegenheit, um ihre Analysen mit 450 der ursprünglichen Teilnehmenden im Nachgang der Katastrophe zu wiederholen. Dazu ließen sie die Dorfbewohner ein Solidaritätsspiel machen: Jeder erhielt 200 Peso (dafür bekommt man auf den Philippinen ein ordentliches Mittagessen) und konnte nun entscheiden, ob und wie viel er davon an jenen Mitspieler abgab, dem die Forscher nach dem Zufallsprinzip die 200 Peso direkt wieder abgenommen hatten. Wohlgemerkt: Niemand wusste genau, mit wem er spielte – nur, dass es irgendjemand aus dem eigenen Dorf war.
Mit ihrer Untersuchung schauten die Wissenschaftler also nicht auf das direkte Nachbarschaftsverhalten. Stattdessen wollten sie wissen, wie sich die Naturkatastrophe auf die generelle Einstellung zur Solidarität ausgewirkt hatte. Dabei stießen sie auf ein interessantes Phänomen: In Dörfern, die es besonders stark oder aber so gut wie gar nicht getroffen hatte, war die Hilfsbereitschaft nach dem Unglück so hoch wie vorher. Anders in den Dörfern, in denen nur einzelne Häuser beschädigt waren. Hier sank die durch das Spiel gemessene Hilfsbereitschaft gegenüber dem früheren Test. »Grund sind vermutlich die unklaren Verhältnisse in den nur teilweise zerstörten Gebieten«, erklärt Mitautor Ivo Steimanis. »Wenn nur manche Leute betroffen sind, ist mitunter nicht offensichtlich, wer wirklich Hilfe braucht.« Dann bekämen einige vielleicht mehr, obwohl sie kaum einen Schaden davongetragen hätten, und schwerer Geschädigte würden leer ausgehen. »So etwas kann natürlich Unmut und Reibungen hervorrufen.« Zehn Jahre später kamen die Forschenden zum dritten Mal und befragten erneut 330 der 450 Teilnehmenden aus den früheren Analysen. Dabei fanden sie noch immer das gleiche Muster – der Effekt hatte folglich lange überdauert.
»Solange wir in Krisenzeiten unseren Lebensstil fortsetzen können, gibt es eine große Hilfsbereitschaft«Jacob Schewe, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Zu etwas anderen Ergebnissen kam eine Untersuchung an chinesischen Kindern vor und nach einem starken Erdbeben in Sichuan. Auch hier kam ein Spiel zum Einsatz, bei dem die Kinder Sticker entweder spenden oder behalten konnten. Neunjährige wurden nach der Naturkatastrophe altruistischer, während Sechsjährige ihre Aufkleber nun häufiger selbst behielten. Das Forschungsteam erklärt das mit dem zunehmenden Einfluss der Kultur auf ältere Kinder: Sie verstünden schon eher, wann Mitgefühl angezeigt sei, und könnten sich den Normen gemäß verhalten. Drei Jahre später testeten die Wissenschaftler erneut. Nun handelten die Kinder wieder wie vor dem Beben. Zumindest was ihr Solidaritätsverhalten anging, hatte sie das Unglück demnach nicht nachhaltig beeindruckt.
Rückzug ins eigene Lager
Die Erfahrungen mit Krisen zeigen, dass die Solidarität der Menschen insgesamt nur eine geringe Halbwertszeit hat. »Je länger die Notlage dauert, desto mehr erschöpft sich die Hilfsbereitschaft«, sagt Jacob Schewe, der das FutureLab zu Sicherheit und Migration am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung leitet. »Gerade wenn die Zukunft unsicher ist, ziehen sich die Leute eher in ihre Familien zurück und leisten weniger Hilfe.« Das sei nachvollziehbar: In einer akuten Notsituation seien die Menschen bereit, über das normale Maß hinweg zu helfen. Doch das könne niemand auf Dauer aufrechterhalten.
Solidarität tut gut, selbst wenn sie sich erst einmal nur auf lautstarke Bekundungen beschränkt. So wie zu Zeiten der Corona-Pandemie, als es in Südeuropa eine Weile lang Brauch war, durch Klatschen und Töpfeschlagen die Dankbarkeit gegenüber den Beschäftigten im Gesundheitswesen auszudrücken. Noch besser aber täte es, wenn der Staat im Anschluss die Hebel in Bewegung setzte, um betroffene Berufsgruppen langfristig zu stärken. Das jedenfalls forderten viele der 643 Befragten aus neun europäischen Ländern, die auf dem Höhepunkt der ersten Lockdowns zu diesem Thema interviewt wurden. Die Sorge um die Langfristigkeit trete aus den Antworten deutlich hervor, schlussfolgert das internationale Forscherteam, das die Befragungen durchführte, in seiner Publikation im Fachblatt »Medical Humanities«. Im Krisenmodus würden politische Veränderungen aufgeschoben und dann häufig vergessen, wenn die Notlage vorüber ist. An der nach wie vor verbreiteten Unzufriedenheit im Gesundheitssektor kann man ablesen, dass die Sorge der Interviewpartner nicht unberechtigt war.
Ob sich jemand in der Krise altruistisch oder selbstsüchtig verhält, hängt darüber hinaus von individuellen Persönlichkeitsmerkmalen ab. Auch Emotionen wie Schuldgefühle spielen eine Rolle. Viele möchten sich selbst gern in einem positiven Licht sehen – man hilft und packt an, um dieses Selbstbild zu bewahren. Hinzu kommt: Wie schätzt man die Opfer einer Naturkatastrophe oder anderer Krisen ein? Tragen sie nicht womöglich eine Mitschuld, etwa weil sie ihr Haus zu nahe am Wasser gebaut haben? »In unseren Studien haben wir untersucht, wie es ist, wenn jemand grundlos zu Schaden kommt«, sagt Björn Vollan. »Es wäre jedoch auch spannend zu sehen, was Menschen machen, wenn die Opfer beispielsweise eine Versicherung hätten kaufen können, es aber nicht getan haben.«
Auch Jacob Schewe erwartet, dass die eigenen Lebensumstände über das Ausmaß entscheiden, in dem jemand anderen hilft. »Wenn es eine gute staatliche Versorgung und eine Struktur gibt, in der jeder das hat, was er zum Leben benötigt, fällt Solidarität leichter, weil man nicht um die eigene Existenz bangen muss.« In Deutschland etwa seien wir noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation: »Solange wir auch in Krisenzeiten unseren Lebensstil weitgehend so fortsetzen können, gibt es eine große Hilfsbereitschaft.«
Mangelnde Ressource Hilfsbereitschaft
Dort, wo Krisen den Betroffenen noch viel näher gehen, lösen sie tatsächlich eher Konflikte aus. Grund ist beispielsweise die Konkurrenz um knappe Ressourcen: Wer selbst nur mit Not die eigene Familie versorgen kann, verhält sich womöglich weniger altruistisch gegenüber anderen. Das Muster zeigt sich sogar dann, wenn die Ressourcen gar nicht überlebensrelevant sind. Stellen Sie sich ein Schwimmbad bei 36 Grad vor, in dem alle Schattenflächen unter den Bäumen mit Picknickdecken und Handtüchern zugepflastert sind – bis auf eine. Da legt man vielleicht doch einen Schritt zu, um das letzte Fleckchen zu ergattern, bevor es ein anderer tut. Sicher, dabei wird niemand umkommen. Aber werden wir uns netter verhalten, wenn es um den letzten Trinkwasserkanister geht? Die Wissenschaft schätzt: nein.
Und schon die Angst vor einer möglichen Ressourcenknappheit oder generell einem sinkenden Lebensstil kann bereits Aggressionen und Konflikte aufflammen lassen. Das bringe in bisher relativ stabilen Demokratien beunruhigende Entwicklungen mit sich, sagt Lea Dohm: »Gerade, wenn langfristig ein subtiles Bedrohungsgefühl da ist, greifen Menschen nach vermeintlich einfachen Lösungen – wie sie etwa der Rechtspopulismus verspricht.« Man wende sich dann nach innen, möchte seine »eigenen Gruppen« unterstützen. Eine autoritäre Staatsführung gewinnt innerhalb dieser Denkmuster an Attraktivität, weil sie verspricht, besonders kompromisslos Bedürfnisse zu erfüllen.
Wie subtil der Effekt die Menschen beeinflusst, zeigte sich bereits 2012 in einer Studie. Dazu befragten Fachleute um den Psychologen Immo Fritsche von der Universität Leipzig eine Anzahl Freiwilliger nach ihrer politischen Haltung. Das Besondere dabei: Vor der Befragung erinnerten sie die Hälfte ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Klimawandel und an die Bedrohungen, die damit einhergehen. Wie sich zeigte, war in dieser Gruppe die Unterstützung autoritärer Standpunkte größer als bei jenen Freiwilligen, mit denen nicht vorher über den Klimawandel gesprochen worden war. Die Interpretation der Wissenschaftler: Offenbar führt bereits der Gedanke an die Klimakrise dazu, dass Menschen Verteilungskämpfe erwarten.
Das »Wir gegen die anderen«-Denken beschreibt die Wissenschaft als Aufteilung der Welt in eine »Ingroup« (der man sich zugehörig fühlt) und eine »Outgroup« (alle anderen). Wen genau man als Ingroup oder Outgroup ansieht, kann je nach Zeitpunkt und Kontext ganz unterschiedlich sein: Ist es die Familie, der Sportverein, das Bundesland (»Mir Hesse misse zammehalde!«), Deutschland oder Europa? Oder geht es um ganz andere Kriterien? So könnten Mütter in einem Teil der Erde mit Müttern auf der gegenüberliegenden Seite des Globus stärker mitfühlen – einfach, weil sie Gefühle des Mutterseins kennen und teilen und sich gegen eine angenommene gemeinsame Outgroup abgrenzen können.
Häufig fällt es leichter, Menschen auszugrenzen, als sie in die Ingroup aufzunehmen – selbst wenn man mit ihnen die globalen Herausforderungen etwa der Klimakrise teilt. Zum Problem wird das, wenn die vermeintliche Outgroup plötzlich vor der eigenen Haustür steht, sei es, weil die Geflüchteten ihre alte Heimat an den steigenden Meeresspiegel verloren haben, sei es, weil unablässige Dürren die Landwirtschaft in ihrer Gegend unmöglich machten.
Flüchtende verschärfen die Angst vor Verteilungskämpfen
Klimaflüchtende würden zwar in der Regel eine höhere Akzeptanz erfahren als Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen ihr Land verlassen, sagt Jacob Schewe. Allerdings hänge es auch stark von der Anzahl der Ankommenden ab, wie sie aufgenommen würden. Eine »Masseneinwanderung« nach Deutschland oder Europa im Zuge des Klimawandels kann der Klimafolgenforscher aktuell nicht erkennen: »Die meisten Menschen migrieren erst einmal innerhalb ihres eigenen Landes, etwa aus ländlichen Gebieten in größere Städte.« Trotzdem werden Flüchtende oft als eine Gefahr wahrgenommen – und dargestellt: für die Kultur sowie die finanzielle und körperliche Sicherheit etwa. Solche Ängste wurden bereits während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 artikuliert, die freilich nicht direkt im Zusammenhang mit der Klimakrise stand. Sie zeigt aber: Wenn die Leute eine Systemüberlastung fürchten, wird es ungemütlicher.
»Wenn ein subtiles Bedrohungsgefühl da ist, greifen Menschen nach vermeintlich einfachen Lösungen«Lea Dohm, Psychologists for Future
Um Ängste gegenüber Geflüchteten abzubauen und deren Übergang in die »Ingroup« zu erleichtern, hilft es, wenn beide Kulturen mehr über die jeweils andere erfahren. Auch ein Kontakt auf Augenhöhe ist wichtig. Hat man erst einmal auf dem Schulfest gemeinsam Bänke aufgebaut, erscheinen die vermeintlich Fremden gleich weniger bedrohlich. Solche Erlebnisse steigern die Empathie, die man für den anderen empfindet.
Kein Schock, sondern Dauerkrise?
Alles in allem betrachtet war die Coronazeit darum nicht sonderlich typisch für das, was der Menschheit durch den Klimawandel noch bevorsteht. Gesamtgesellschaftlich betrachtet ähnelte sie in ihren Auswirkungen auf das Sozialverhalten eher einer Naturkatastrophe als der Klimakrise: ein plötzlicher, schockartiger Ausnahmezustand, in dem die Leute ihre Solidarität beim Wiederaufbau zeigen, ohne langfristig Opfer bringen zu müssen. Der Klimawandel dagegen kommt langsamer und bleibt dafür länger. Wo es nicht gelingt, sich an den neuen klimatischen Normalzustand anzupassen, drohen durchaus dauerhafte Einschränkungen – vor allem dann, wenn der Klimaschutz so lange verschleppt wird, dass die globale Durchschnittstemperatur um zwei Grad oder noch mehr ansteigt.
Dazu kommt eine weitere Komponente: Heiß macht aggressiv. Im Zuge der Erderwärmung wird die Zahl der Tage zunehmen, an denen das Thermometer die 30 Grad überschreitet. Es sind Temperaturen, mit denen viele Menschen offenbar rein biologisch nicht gut klarkommen: Mit zunehmenden Gradzahlen werden sie gereizter, nervöser und aggressiver, während positive Emotionen wie Freude zurückgehen, zeigte etwa ein Literaturüberblick von 2019 im Fachjournal »Current Climate Change Reports«. Hitzestress führte in den Studien in aller Regel zu verstärkter Aggression, Gewalt oder Kriminalität.
Dafür gebe es verschiedene Erklärungen, schreiben die Autoren der Studie Andreas Miles-Novelo, inzwischen an der Fielding Graduate University, und Craig Anderson von der Iowa State University in den USA. Hohe Temperaturen beeinflussen demnach Hirnareale, die zur Emotionskontrolle nötig sind, zudem werde durch Wärme zusätzliches Adrenalin produziert. Womöglich fühlen sich Menschen aber auch schlicht weniger wohl in der Hitze und sind deshalb leichter zu reizen. Der Anstieg der Kriminalitätsstatistik an heißen Tagen könnte außerdem damit zusammenhängen, dass sich Leute dann eher draußen treffen, um beispielsweise kühles Bier zu trinken – was bekanntlich Konflikte entstehen lassen kann. Vermutlich spielen all diese Aspekte eine gewisse Rolle.
Einige Untersuchungen gehen zudem davon aus, dass bei heißem Wetter hauptsächlich Frauen und Mädchen physische und sexuelle Gewalt erleben. Auch in Katastrophengebieten sind sie überdurchschnittlich stark von gewaltsamen Übergriffen betroffen.
Dass die Anpassung an den Klimawandel nicht leicht zu bewältigen ist und sogar bestehende Ungleichheiten verschärfen kann, wenn sie nicht richtig umgesetzt wird, zeigt eine 2022 veröffentlichte Untersuchung italienischer Forscher in Afrika. Bei ihrer Untersuchung beobachteten Valeria Costantini von der Università Roma Tre und Kollegen: Wo sich das Klima verändert habe, sei es bereits vermehrt zu aggressiven Auseinandersetzungen gekommen. Und diese Gewalt wirke nach. Selbst wenn die Anpassungsmaßnahmen greifen, werden sie von der gewaltsamen Vorgeschichte der Region zunichtegemacht, urteilen die Forschenden und fordern, die reine Anpassung an den Klimawandel immer mit friedenssichernden Maßnahmen zu begleiten.
Denn auch das zeigen die Untersuchungen: Menschen sind mitfühlender und engagierter, wenn es ihnen selbst gut geht. Aus diesem Grund gilt es, die kritische Infrastruktur so gut wie möglich zu schützen und sinnvoll gegen künftige Bedrohungen zu wappnen. Dennoch werde auch in Zukunft nicht immer alles glattgehen, mahnt Jacob Schewe: »Wir müssen akzeptieren, dass in der Welt nicht alles in Ordnung ist – auch bei uns nicht.« Das gebe der Politik die Freiheit, mit Krisen umzugehen, ohne gleich die perfekten Lösungen parat zu haben.
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