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News: Klonen für Fortgeschrittene

Eine Mischung aus wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Überlegungen spornt Forscher an, möglichst schnell standardisierte Verfahren zur Klonung von Säugetieren zu entwickeln. Die Natur indes gibt ihre Geheimnisse nur langsam Preis. Jedem gelungenen Klonungsversuch stehen etliche Misserfolge gegenüber. Erst nach und nach erkennen Wissenschaftler, auf welche Größen sie acht geben müssen, wie zum Beispiel eine kleine Pause zwischen der Übertragung des Erbmaterials und dem Beginn der Zellteilung.
Bislang führen zwei Wege zur identischen Kopie eines Tieres: Eine Methode setzt schlicht auf eine große Zahl von Versuchen, um einen Zellkern erfolgreich auf eine "entkernte" Eizelle zu übertragen. Die Alternative dazu beruht auf langer Erfahrung und Geschick. Teruhiko Wakayama von der Rockefeller University in New York beherrscht den rationaleren Weg: Dem Forscher war es gelungen, die erste Klon-Maus zu erschaffen, von der heute zahllose Kopien sein Labor bevölkern. Doch auch für den Experten gilt noch immer: Nur jeder hundertste Versuch führt zum Erfolg und einem gesunden Klon.

Aus diesem Grund erforschen viele Teams zunächst die Gründe, die den biologischen "Ausschuss" bedingen, bevor dann einmal ein Genprodukt quasi in die Serienfertigung gehen kann. Wakayama und seine Kollegen vermeldeten dazu jetzt in Nature Genetics vom Februar 2000 erste Erfolge: Die Forscher fanden heraus, dass der Zeitpunkt für den Startschuss einer Embryonal-Entwicklung eine wesentliche Rolle spielt. Weil nach einer künstlichen Verpflanzung des Erbgutes die Empfängerzelle nicht automatisch mit einer Zellteilung beginnt, wie das in der Natur der Fall ist, muss das biochemische Signal dazu auch von außen gegeben werden. "Wir stellten überdies fest, dass zwischen Kern-Transplantation und Zellteilung eine Pause notwendig ist ", berichtet Tony Parry, ein Mitarbeiter Wakayamas. Wahrscheinlich benötige die Zelle diese Spanne, um den Zellkern von seiner alten Aufgabe, etwa als Steuerzentrum einer Hautzelle, auf seine neue Funktion in einer Embryonalzelle umzustellen. Ein gutes Timing könne die Überlebensrate der Klone möglicherweise auf 20 Prozent steigern.

Im wenige hundert Kilometer entfernten Boston verfolgt Rudolf Jaenisch einen anderen Ansatz: Wie der Forscher in einem zweiten Artikel in Nature Genetics schildert, hängt der Erfolg des Klonens auch entscheidend von der Sorte der Spendertiere ab, deren Zellkerne übertragen werden sollen. Während sich manche der untersuchten Mäusestämme als ungeeignet erwiesen hätten, hätten andere Arten sehr gute Ergebnisse erbracht. Die neuen Ergebnisse belegen, dass die Grundlagenforschung zwar Fortschritte beim Klonen macht, doch bis zur Superkuh auf Bestellung oder womöglich einem passenden Ersatzorgan für eine Transplantation wird noch sehr viel Zeit vergehen.

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