Direkt zum Inhalt

Geowissenschaften: Köchelten Bausteine des Lebens in uralten Schlammvulkanen?

Gryphon: Kleiner Schlammvulkanschlot
Die Gesteine der Isua-Gruppe auf Grönland bergen die Überreste ungewöhnlicher Schlammvulkane, die ideale Bedingungen für die Entstehung von Aminosäuren boten. Das schließt ein Team um Francis Albarède von der Université Claude Bernard in Lyon aus der Zinkisotopenverteilung in dem 3,8 Milliarden Jahre alten Grünsteingürtel. Demnach waren die dort zirkulierenden Lösungen dank einer chemischen Reaktion im Untergrund, der Serpentinisierung, stark alkalisch und reich an Wasserstoff und Methan. Die Forscher spekulieren, dass unter diesen Bedingungen Aminosäuren und andere Bausteine des ersten Lebens entstehen und sich anreichern konnten.

Die Isua-Gruppe ist ein Grünsteingürtel, der vor 3,8 Milliarden Jahren in einer Umgebung entstand, die wohl einem modernen vulkanischen Inselbogen ähnelte. Ozeanische Sedimente und Vulkanaschen findet man dort in Gemeinschaft mit Überresten von Serpentinit-Schlammvulkanen. Letztere sind heute auf der Erde sehr ungewöhnlich, weil sie nur dort auftreten, wo eine ozeanische Platte unter eine andere subduziert wird. Gegenwärtig existieren diese Bedingungen nur im westlichen Pazifik am Marianengraben, wo die Pazifische Platte unter die Philippinische Platte abtaucht.

Die besonderen chemischen Eigenschaften dieser Schlammvulkane basieren auf der Serpentinisierung, bei der Minerale wie Olivin bei Temperaturen um 500 Grad Celsius mit Wasser reagieren. Dabei entsteht nicht nur das Mineral Serpentinit, sondern auch Wasserstoff und Methan sowie eine heiße alkalische Lösung, die beides zum Meeresboden transportiert. Die Verteilung von Zinkisotopen in den Überresten der Struktur zeigt, dass der pH-Wert nicht geringer als 9 gewesen sein dürfte. Unter derartigen Bedingungen reagieren die bei der Serpentinisierung entstehenden organischen Verbindungen mit stickstoffhaltigen Substanzen zu Vorläufern von Aminosäuren, die an der Entstehung des Lebens entscheidend beteiligt waren – eine Reaktion, die in normalen Hydrothermalquellen wegen des sauren pH-Werts nicht stattfindet. (lf)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Proc. Nat. Ac. Scienc. 10.1073/pnas.1108061108, 2011

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.