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Mikrobiologie: Können Bakterien der Mundflora Frühgeburten auslösen?

Yiping Han und ihre Kollegen von der Case-Western-Reserve-Universität in Cleveland haben bei einer 37-jährigen Mutter eines zu früh geborenen Babys Bergeyella-Bakterien im Fruchtwasser gefunden. Diese Bakterien, die im Labor nicht kultivierbar und nur über ihre DNA nachzuweisen sind, gehören zu den 700 Bakterienarten der Mundflora. Schon länger wurde ein Zusammenhang zwischen von dort stammenden Infektionen und Frühgeburten vermutet, aber noch nicht belegt.

Bekannt ist, dass sich Frauen während der Schwangerschaft vaginal Infektionen einfangen können, die dann zu verfrühten Geburten führen – teilweise auch eingeleitet, um das Kind vor Schäden zu schützen. Doch auch der Weg über verletzte Mundschleimhaut und die Blutbahn wurde diskutiert. Han hatte in Versuchen an Mäusen gezeigt, dass die Injektion von Mundbakterien ins Blut trächtiger Tiere eine Frühgeburt auslösten.

Nun hatten sie und ihre Kollegen 34 Frauen im Rahmen einer Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung auch auf Oralbakterien im Fruchtwasser untersucht. Sechs von ihnen erlitten Frühgeburten, und bei einer hatten die Forscher die normalerweise im Mund vorkommende Keime im Fruchtwasser entdeckt. Allerdings hatte die Frau keine Anzeichen von Zahnfleischerkrankungen, die ein Eindringen der Bakterien in die Blutbahn erleichtern würden und als erkennbarer Risikofaktor gelten könnten.

Angesichts dessen könnten weit mehr Frauen als gedacht von einer Infektion und dadurch ausgelösten Frühgeburt betroffen sein, meint Han. Sie fordert daher, die Schwangerschaftsvorsorge auf diesen Bereich auszudehnen, um Ungeborene vor Bakterienfektionen aus der Mundhöhle ihrer Mutter zu schützen. Das Kind der 37-Jährigen kam Wochen zu früh mit deutlich geringerem Geburtsgewicht zur Welt. Dabei ist ein zu geringes Geburtsgewicht nur eines von vielen Übeln, die Frühchen den Start ins Leben unnötig erschwerten, so der Forscher. Ihnen drohten vielfältige Gesundheitsrisiken.

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