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News: Können Gletscher Vulkane ersticken?

Vulkanausbrüche können weltweit das Klima beeinflussen. Die in die Luft geschleuderten Aschen und andere Verbindungen reflektieren die Sonnenstrahlung und bescheren der Erde kühlere Zeiten. Es geht aber auch umgekehrt. Neue Erkenntnisse von Geologen weisen darauf hin, daß im Laufe der Erdgeschichte Vulkanausbrüche durch Eisdecken regelrecht erstickt oder zumindest verzögert wurden.
Ein Forscherteam um Allen F. Glazner von der University of North Carolina berichtet in den Geophysical Research Letters vom Juni 1999, daß nach ihrer Untersuchung der Vulkane im östlichen Kalifornien Eruptionen vor allem in den Zwischeneiszeiten stattgefunden haben. Die Wissenschaftler vermuten nun, daß die glazialen Bedingungen die vulkanische Aktivität unterdrückt haben. Laut Glazner zeigt sich dieser Zusammenhang nicht nur in Kalifornien, sondern auch in anderen Gebieten.

Die Unterdrückung eines Vulkanausbruchs kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Dazu gehört, daß die Erdkruste durch Eislagen oder Seen verstärkt belastet wird. In den kältesten Perioden war die Sierra Nevada von Gletschern bedeckt, die eine Dicke von nahezu 300 Metern, in tiefen Tälern sogar bis zu 1400 Metern erreichten. Außerdem verändert sich die Menge und auch die Lagerstätte von Wasser im Untergrund, wo die Magmenkammern liegen. "Keines dieser Dinge kann einen Vulkanausbruch für immer verhindern", sagt Glazner, "aber sie können ihn verzögern" – und das für Jahrtausende. Außerdem sind Eiszeiten regen- und schneereicher, und das im Boden abfließende Wasser könnte zu einer Abkühlung der Erdkruste führen, meint er. So sind in mindestens einem der Untersuchungsgebiete Steinablagerungen zu finden, die auf frühere heiße Quellen hinweisen – ein Zeichen dafür, daß das versickernde Wasser erhitzt wurde und wieder an die Oberfläche stieg. Nach seiner Ansicht ist das ein sehr effektiver Wärmetransport, der die glühendheiße Magma abkühlt.

Schon seit langem untersuchen Wissenschaftler den Einfluß von Vulkanausbrüchen auf das Weltklima. Sie machen den Ausbruch des Tambora in Indonesien für das "Jahr ohne Sommer" 1816 verantwortlich, in dem in Neuengland im Juni sogar Schnee fiel. Vor nicht allzu langer Zeit sorgte der Ausbruch des Mount Pinatubo auf den Philippinen für eine durchschnittliche Abkühlung von ein bis zwei Grad Celsius, weil Aschewolken in der Atmosphäre das Sonnenlicht reflektierten. Diese Effekte halten sich jedoch nicht lange, und Forscher sind der Ansicht, daß sie nicht ausreichen, um eine wirklich große Eiszeit zu verursachen.

Die Geowissenschaftler untersuchten das Long Valley in Kalifornien, Big Pine und die Vulkanfelder in Coso. Sie entdeckten Spitzen in der vulkanischen Aktivität vor 10 Millionen, 100 Millionen, 185 Millionen, 320 Millionen und 690 Millionen Jahren – immer im Wechsel mit Eiszeiten. "Obwohl der kurzzeitige Effekt von Vulkanismus auf das Klima bekannt ist, so ist es doch unwahrscheinlich, daß dieser Zusammenhang das Ergebnis von Klimaveränderungen aufgrund der Vulkanausbrüche ist", sagen die Wissenschaftler. Im Gegenteil – sie kommen zu dem Schluß, "daß das Klima anscheinend den Zeitpunkt von Vulkanismus im östlichen Kalifornien beeinflußt hat".

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