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Körperbild: Welche Vorbilder fördern Body Positivity?

Sich mit einem Schönheitsideal zu vergleichen, macht unzufrieden. Der neue Trend zum muskulösen Körper ist deshalb kein Fortschritt. Um ein positives Körperbild zu entwickeln, braucht es Vorbilder mit anderen Qualitäten.
Schauspielerin Jari Jones wirbt für Calvin Klein
Die Schauspielerin und politische Aktivistin Jari Jones wirbt für Calvin Klein.

Bilder von makellosen Körpern sind in den sozialen Medien allgegenwärtig. Und sie sind einer von vielen Gründen, Instagram und Co lieber einmal mehr fernzubleiben: Ihr Anblick trübt das Bild vom eigenen Körper, also ob wir ihn schätzen und uns in ihm wohl fühlen, selbst wenn er vielleicht nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Doch es gibt auch Wege, über die sozialen Medien das Körperbild und damit das psychische Wohlbefinden zu bessern, wie mehrere Studien in der kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift »Body Image« zeigen.

Bereits bekannt war, dass die Body-Positivity-Bewegung, die sich für eine positive Einstellung zum eigenen Körper einsetzt, mit ihren Posts Erfolg hat. Das bestätigte nun erneut eine US-Studie mit Instagram-Fotos von Körpern, die vermeintliche Makel wie Bauchspeck zeigen. Wenn erwachsene Frauen diese Beiträge vorgelegt bekamen, waren sie danach mit ihrem Körper zufriedener, als wenn sie neutrale Beiträge sahen oder solche, die das Dünnsein idealisierten.

Auf die Bilder kann man aber auch verzichten, wie drei Psychologinnen um Kathryn Miller von der University of Waterloo in Kanada berichten. Sie baten 200 Studentinnen, sich an ein Erlebnis zu erinnern, in dem ihr Körperbild bedroht wurde, etwa eine negative Bemerkung über ihre Figur. Ein Teil von ihnen hörte daraufhin, wie eine vermeintlich Gleichaltrige von ähnlichen Problemen erzählte: Schon das besserte das Körperbild der Zuhörerinnen. Noch mehr half es, zu erfahren, wie die Frau ihre Probleme erfolgreich bewältigt hatte. Am wenigsten hilfreich war es, wenn die Frau keine Probleme mit ihrem Körper hatte, sondern sich rundum mit ihm zufrieden zeigte. Als beste Vorbilder dienen demnach Frauen, die schildern, wie sie zunächst mit dem eigenen Körper haderten, dann aber ein positives Körperbild entwickelten.

Warum ein gutes Körperbild wichtig ist

Warum die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper überhaupt wichtig ist, belegten zwei weitere Untersuchungen in der Zeitschrift »Body Image«. Ein aktueller Überblick über 167 Studien kam auf 28 Facetten, die das Körperbild ausmachen. Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper war die Facette, in der sich Menschen mit psychischen Störungen wie Bulimie am stärksten von den psychisch gesunden unterschieden.

Die am häufigsten untersuchte Facette des positiven Körperbilds ist jedoch die Wertschätzung des eigenen Körpers: ihn zu respektieren, zu akzeptieren. Eine Metaanalyse ergab, dass die mangelnde Wertschätzung wiederum vor allem mit Essstörungen, aber auch mit Ängsten und Depressionen sowie einem geringeren psychischen Wohlbefinden einhergeht, darunter weniger Selbstwertgefühl, Selbstmitgefühl und sexuelle Zufriedenheit.

Muskulöse Models sind nicht besser als dünne

Wegen solcher Erkenntnisse sind Bilder von Normschönheiten und dünnen Models in den sozialen Medien zunehmend umstritten. Der Trend geht weg von Diäten und hin zu Workout: Fit und stark ist das neue dünn. Das Buzzword »Fitspiration« steht für Bilder und Videos von muskulösen Menschen, die zum Sport motivieren sollen. Für das Körperbild ist das aber nicht besser als dünne Models, wie erste Studien nahelegen.

Forscherinnen und Forscher aus Europa, Japan und Singapur haben während der Corona-Pandemie mehr als 700 Menschen in mehreren europäischen Ländern befragt. Wie die Gruppe im »Journal of Psychiatric Research« schildert, hing der Konsum von fitnessbezogenen Inhalten, »Fitspiration« genannt, mit der Sorge um das eigene Aussehen und einem schwachen Selbstmitgefühl zusammen. Es gehe dabei mehr um ein vermeintlich perfektes Erscheinungsbild als um einen gesunden Körper, erklären die Autorinnen und Autoren.

Noch deutlicher äußern sich die Kommunikationsforscherin Laura Vandenbosch von der Katholischen Universität Löwen in Belgien und ihre Kolleginnen aus Australien in einer Studie zum Einfluss sozialer Medien auf das Körperbild. In »Current Opinion in Psychology« schreiben sie, nur Body Positivity habe einen positiven Effekt, nicht aber »Fitspiration«. Im Gegenteil: Fitspiration-Inhalte hätten ebenso negative Effekte wie solche, die Dünnsein als Ideal darstellen. Es schade bereits, solche Inhalte zu loben: Den Forscherinnen zufolge verstärken positive Kommentare die Effekte des idealisierten Contents.

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