Körpersprache: Mimik und Gestik verraten unbewusste Gefühlsreste

Gefühle können eine Weile unbewusst nachwirken. Das verrät die Körpersprache: Noch Minuten nach einer traurigen Erinnerung lächeln und gestikulieren Frauen weniger – Männer dagegen mehr. Diese Beobachtungen schildert eine Forschungsgruppe um Kareena Del Rosario von der New York University in der Fachzeitschrift »Emotion«.
Für das Experiment warben die Sozialpsychologin und ihre Kollegen 230 Erwachsene an und teilten sie in gleichgeschlechtliche Zweierteams auf. Die beiden einander fremden Versuchspersonen bekamen unter anderem die Aufgabe, ein Spiel miteinander zu spielen. Doch bevor sie zusammentrafen, wurde jede Versuchsperson gebeten, sich für ein paar Minuten eine persönliche Erfahrung ins Gedächtnis zu rufen: Die einen sollten an etwas zutiefst Trauriges denken, ihre Partner dagegen an ein neutrales Alltagserlebnis. In der Kontrollgruppe sollten sich beide Partner an ein neutrales Ereignis erinnern. Alle Teilnehmenden sollten ihre Erinnerungen für sich behalten, also dem fremden Teampartner nicht davon erzählen.
Dennoch sah die Interaktion in den Zweierteams anders aus, wenn einer der beiden Partner zuvor an etwas Trauriges gedacht hatte: Bei ihnen glichen sich physiologische Kennzeichen wie die Herzfrequenz stärker an. Und das war besonders in den männlichen Teams der Fall, womöglich bedingt durch die veränderte Körpersprache, denn Männer lächelten und gestikulierten mehr, wenn sie zuvor an etwas Trauriges gedacht hatten. Bei Frauen war es umgekehrt; sie lächelten und gestikulierten weniger.
Die Forschenden vermuten, dass unterschiedliche Strategien der Emotionsregulation dafür verantwortlich sein könnten. Viele Männer hätten gelernt, Traurigkeit zu verbergen, und würden deshalb eher dazu neigen, ihre Gefühle zu überspielen oder auch zu »überkompensieren«. Einer Frau sei es eher erlaubt, Schwäche zu zeigen und sich zurückzuziehen, wenn sie traurig ist. Die entsprechend unterschiedliche Körpersprache könnte erklären, dass sich die Frauenteams körperlich weniger »synchronisierten« als die Männerteams. Mimik und Gestik veränderten sich offenbar weitgehend unbewusst, denn nach eigenen Angaben verspürten die Probandinnen und Probanden während des Gesprächs mit der fremden Person keinerlei Traurigkeit mehr.
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