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Ornithologie: Kolibris, überall Kolibris

In Panama ist ein Baum umgefallen. Er schlug eine Lücke in den Wald. Und diese besondere Lücke bedeutete Kolibris. Viele, viele Kolibris.
Chalybura urochrysia lebt in tropischen Regenwäldern.

Als der Baum fiel, brachte er nicht nur Zerstörung: Die Lücke im Wald zog zahlreiche Vögel an. Darunter viele, die Nektar lieben – Kolibris zum Beispiel –, und Fruchtfresser wie den Dickschnabel-Samenfink. Das berichtet ein Forscherteam nun im »Journal of Field Ornithology«.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bäume umstürzen. Der Riese dieser Geschichte jedoch war im Jahr 2015 mitten in einem Forschungsgebiet zu Boden gegangen, hatte dabei zahlreiche kleinere Bäume mit umgerissen und für eine Lücke von einem Hektar Größe im Regenwald gesorgt – für das Team vor Ort eine hervorragende Chance, um zu studieren, wie sich das Leben im Wald dadurch verändert.

30 Jahre lang waren die Forscher um den Baum im Nationalpark Soberanía herum gewandert. Plötzlich war er fort. Dafür fanden sie sich umgeben von Vögeln. »Nach dem Baumsturz sahen wir einen sehr großen Anstieg in der Gesamtzahl der Kolibri-Arten«, sagt Henry Pollock, Hauptautor der Studie, in einer Pressemitteilung. »In den vorangegangenen 25 Jahren der Studie hatten wir nur drei oder vier Kolibri-Arten dokumentiert, und diese waren gewöhnlich in geringer Zahl vorhanden.« Im Jahr nach dem Baumsturz jedoch habe das Team mehr als doppelt so viele Kolibri-Arten entdeckt wie zuvor.

Manche Art kam quasi aus dem Nichts

Darunter etwa die Edwardamazilie (Amazilia edward). »In den 25 Jahren der Beprobung hatten wir die auf keiner unserer beiden Parzellen jemals gefangen«, erzählt Pollock. Nachdem der Riese umgefallen war, fingen er und seine Kollegen binnen eines Jahres 16 Exemplare.

Die Lücke zog auch Obst fressende Vögel an. Die Forscher fanden doppelt so viele von ihnen wie vor dem Baumfall, wobei bestimmte Arten mehr als dreimal so häufig vorkamen, schreiben sie. Andere Arten, darunter der Dickschnabelspelzer (Sporophila funerea), der typischerweise Grasland bewohnt, schienen wie aus dem Nichts zu kommen.

Und dann, fast ebenso schnell, verschwanden die Vögel. Innerhalb von ein bis vier Jahren, je nach Art, habe es wieder so viele Vögel wie vor dem Sturz gegeben. Zumindest haben die Forscher sie nicht wieder entdeckt.

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