Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Funkelnde Sternhaufen
In der nächsten Zeit sehen wir in der zweiten Nachthälfte immer mehr von den Sternbildern des Winterhimmels. Der Mond geht Anfang Dezember immer später auf bis zum Neumond am 11. Dezember. Einige Tage vorher, am 6. Dezember, wird der Erdtrabant morgens am Mars vorbeiziehen. Der kleinste Abstand beträgt dabei etwas weniger als ein Grad und ist etwa um 3 Uhr morgens zu sehen, wenn die beiden am Osthorizont aufgehen.
Am gleichen Tag findet spätabends wieder eine Sternbedeckung statt: Der Asteroid (16200) 2000 BT28 wird um 23:27 Uhr MEZ den Stern 122 Tauri für etwa eine Sekunde bedecken. Der Stern ist mit einer Helligkeit von 5,5 mag schon mit einem Fernglas oder in einem kleinen Teleskop gut zu sehen. Er befindet sich unterhalb der unteren Hornspitze des Stiers. Der Bedeckungspfad verläuft von Südeuropa bis nach China, allerdings nicht über Deutschland. Der Pfad kann sich aber noch kurzfristig leicht ändern, wenn die Positionen noch präziser berechnet werden können.
Am darauf folgenden Tag bedeckt der abnehmende Mond die Venus mitten am Taghimmel. Leider steht er dann für uns unter dem Horizont, denn bei uns ist es schon nach 20 Uhr. Das Spektakel ist am besten in Amerika zu bestaunen, je nach Standort etwa zur Mittagszeit. Ein einfaches Fernglas reicht schon aus, um die Bedeckung zu beobachten. Beide Körper, Venus und Mond, sind zu diesem Zeitpunkt sichelförmig. Nach der Bedeckung gehen Venus und Mond am Morgen des 8. Dezember bei uns wieder am Osthorizont auf.
Die mondlosen Nächte sind wunderbar dazu geeignet, sich den schwach leuchtenden Vagabunden des Sonnensystems zu widmen. Denn derzeit sind ziemlich viele Kometen am Himmel zu sehen. Der Komet C/2013 US10 Catalina ist von allen der hellste. Mit einer Helligkeit von 6,8 mag ist er schon im Fernglas sichtbar. Er befindet sich derzeit allerdings in der Jungfrau, so dass man bis fast zum Morgengrauen warten muss, um ihn zu sehen. Der zweite Schweifstern ist C/2014 S2 PanSTARRS, der immer noch im Drachen mit einer Helligkeit von 9,3 mag seine Bahn zieht. Weiter geht es mit C/2013 X1 PanSTARRS, der sich ebenfalls noch im Sternbild Andromeda aufhält (siehe Beobachtungstipps für die zweite Novemberhälfte 2015). Das Schlusslicht ist C/2014 W2, ebenfalls ein PanSTARRS, der mit 12,9 mag Helligkeit eher den größeren Teleskopen ab etwa zehn Zoll Öffnung vorbehalten ist. Er befindet sich im Kleinen Bären (Kleiner Wagen).
Wer jetzt den Himmel nach den Kometen absucht, sollte sich zwischendurch einfach mal einen Blick ganz ohne Teleskop gönnen, denn kaum ist der Sternschnuppenstrom der Leoniden vorbei, kommen auch schon die Geminiden. Am frühen Abend des 14. Dezember ist das Maximum der Geminiden mit rund 90 Sternschnuppen pro Stunde vorhergesagt. Dies gilt allerdings für optimale Bedingungen unter einem klaren, dunklen Nachthimmel abseits der Städte. In der Folgenacht ist immerhin noch gut die Hälfte an Meteoren pro Stunde sichtbar.
Fernglasbeobachter kommen in den nächsten Wochen wieder besonders auf ihre Kosten. Natürlich ist das Paradeobjekt des Herbsthimmels immer einen Blick wert, die Andromedagalaxie Messier 31 im gleichnamigen Sternbild. Sie kann man unter gutem Himmel schon mit bloßem Auge in der Nähe des Sternchens Ny Andromedae erkennen. Es gibt aber auch noch andere spannende Fernglasobjekte. Über den ganzen Himmel sind derzeit offene Sternhaufen verteilt. Die bekanntesten sind wohl die Plejaden Messier 45 und h & chi Persei zwischen Perseus und Kassiopeia. Weiter gibt es aber auch Messier 34 zwischen Perseus und Andromeda, die Kette von Messier 38, 36 und 37 direkt durch den Fuhrmann, Messier 35 am Fuß des Zwillings Kastor und nicht zuletzt Messier 44, auch Praesepe, Krippe oder Bienenstock genannt, mitten im Krebs als früher Vorbote des Frühlings.
Beobachter mit Teleskopen können sich abgesehen von den oben genannten offenen Sternhaufen auch zwei interessante Emissionsnebel anschauen. Der "Blaue Schneeball" steht ganz in der Nähe der Andromedagalaxie am Abend fast im Zenit. Er zeigt sich im Teleskop als kleiner runder Planetarischer Nebel mit einem eiförmigen helleren Zentrum. Beobachter mit wirklich großen Amateurteleskopen können das Zentrum als ovalen Ring erkennen. Ein weiterer Nebel ist im Sternbild Stier zu finden: Knapp oberhalb der unteren Hornspitze befindet sich Messier 1, der Krebs- oder Krabbennebel. Er sieht im Teleskop leider völlig unspektakulär aus und erscheint als ein kleines, nebliges Oval. Selbst mit größeren Teleskopen kann man kaum mehr als eine leicht zerfaserte Struktur erkennen. Interessant ist dieser Nebel jedoch, weil seine Entstehung in einer Supernova-Explosion vor rund 1000 Jahren Menschen beobachtet hatten. Zudem enthält er einen der bekanntesten Pulsare. Dies ist ein Neutronenstern mit nur 30 Kilometer Durchmesser, der sich etwa 33-mal pro Sekunde um seine Achse dreht.
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