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Kometenforschung: Kometenkollision wahrscheinlicher als gedacht?

Die Anzahl dunkler, schwer sichtbarer und daher bislang unentdeckter Kometen im Sonnensystem könnte sehr hoch sein, warnen Astronomen des nordirischen Armagh Observatoriums [1]. Damit sei auch die Wahrscheinlichkeit eines Kometeneinschlags auf der Erde vielleicht größer als bislang angenommen.

Die Forscher hatten nach einer Erklärung für die Diskrepanz zwischen der Anzahl theoretisch vorhergesagter und tatsächlich gesichteter Kometen gesucht. Kometen mit langen Sonnen-Umlaufperioden stammen aus der Oort'schen Wolke, einer ausgedehnten Region, die etwa 20 000 bis 70 000 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt ist. Ausgehend von der angenommenen Ausdehnung dieser Kometen-Geburtsregion sagen mathematische Modelle die Existenz von weit mehr Kometen voraus, als tatsächlich bisher beobachtet wurden. Die gängigste Erklärung für dieses Missverhältnis geht davon aus, dass viele Kometen rasch – nach nur ein oder zwei Sonnenpassagen – in Bruchstücke zerfallen, bevor sie auf der Erde katalogisiert wurden.

Wild 2 | Der Komet Wild 2, aufgenommen beim Vorbeiflug der Sonde "Stardust": Wild 2 strahlt weniger als fünf Prozent des einfallenden Lichtes zurück und gehört zu den dunkelsten bekannten Objekten im Sonnensystem.
Wäre dies tatsächlich der Fall, dann müssten viel häufiger in der Erdatmosphäre verglühende Kometenbruchstücke als Meteorschauer zu beobachten sein, geben die Wissenschaftler aus Nordirland zu bedenken. Ihrer Auffassung nach sei die Mehrzahl unentdeckt gebliebener Kometen vielmehr nicht zerfallen, sondern bestehe aus stark Licht absorbierendem und somit kaum sichtbarem Material. Gestützt wird diese Überlegung ihrer Meinung nach durch Beobachtungen der Nasa-Sonde "Stardust", die am Kometen Wild 2 größere Mengen sehr dunkler, kohlenstoffhaltiger Komponenten dokumentierte [2].

Sehr dunkle Objekte könnten der Aufmerksamkeit von Kometensuchern bislang entgangen sein, so die Wissenschaftler. Kritiker der Theorie zufolge verrieten aber auch schwer sichtbare Kometen sich im Infrarotbereich durch eine schwache Wärmeabstrahlung. Die wirkliche Zahl der Kometen könnte möglicherweise nach einer von der Nasa für das Jahr 2008 geplanten, großflächigen Observation durch das Infrarot-Teleskop WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer) besser eingeschätzt werden.

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  • Quellen
[1] Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 10.111/j.1365–2966.2004.08309 (2004)
[2] Science 304: 1774–1776 (2004)

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