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Andere Welten: Kometenregen

In gerade einmal 12 Lichtjahren Entfernung befindet sich ein unserer Sonne sehr ähnlicher, gelber Zwergstern. Noch dazu besitzt das Gestirn eine Materiescheibe angefüllt mit Kometenkernen und Asteroiden - ganz so wie in unserem Heimatsystem. Doch kann es hier auch Leben geben?
Tau Ceti
Was gehört zu einem heimeligen Ort im All? Zunächst eine Sonne – klar! Denn ohne ihre wärmende und lichtbringende Strahlung stehen die Chancen für Leben äußerst schlecht. Was braucht es noch? Planeten, und zwar möglichst die aus Gestein mit einer atembaren Atmosphäre, eben so wie auf unserer Erde. Gasriesen wie Jupiter und Saturn sind zwar durchs Teleskop betrachtet ganz ansehnlich, aber für den Aufenthalt aufgrund ihrer stürmischen Atmosphäre mit ungenießbarer Zusammensetzung wenig geeignet. Was steht als nächstes auf dem Wunschzettel?

Wasser. Zumindest werden alle Wissenschaftler immer ganz euphorisch, wenn sie Spuren von Wasser auf Himmelskörpern finden. Man denke nur an die jüngsten Marsmissionen! Das kommt nicht von ungefähr, schließlich sind eigentlich alle Lebewesen auf unserem Heimatplaneten in der einen oder anderen Weise auf Wasser angewiesen. Doch woher kommt all das Wasser auf unserem Planeten? Wissenschaftler vermuten, dass ein Großteil in der Frühzeit der Erde mit kollidierenden Kometen auf die Erde gelangte. Denn bei den hübschen Schweifsternen handelt sich im Grunde um nichts anderes als um schmutzige Schneebälle. Und viele, viele Schneebälle können dann durchaus den einen oder anderen Ozean füllen.

Viel hilft viel? Nicht unbedingt. Irgendwann sollte der Kometenregen auch aufhören, denn auf Dauer ist das Bombardement mit seinen globalen Folgen für die Entwicklung von Leben nicht förderlich – selbst wenn man mal davon ausgeht, dass die Biomolekül-Impfung aus dem All vielleicht sogar den Startschuss gab. Die Erde jedenfalls ist seit dem Ende der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren vor richtig großen Einschlägen verschont geblieben. Zu verdanken ist das unter anderem den großen Staubsaugern in unserem Sonnensystem wie Jupiter und Saturn. Mit ihrer Schwerkraft haben sie so manchen kosmischen Schneeball an sich gerissen, der vielleicht der Erde hätte gefährlich werden können.

James Clerk Maxwell Telescope | Das James Clerk Maxwell Telescope (JCMT) besitzt mit 15 Meter den größten Fangspiegel für Submillimeterstrahlung. Die Wellenlänge liegt hierbei im Bereich von 300 Mikrometern bis zu einem Millimeter und damit im Bereich des fernen Infrarot. Bei diesen Wellenlängen lassen sich auch sehr kühle Objekte, beispielsweise interstellare Molekülwolken, deren Strahlungsmaximum im Submillimeterbereich liegt, ausmachen. Da die Wasserdampfabsorption der Erdatmosphäre die Hauptstörungsquelle in diesem Wellenlängenbereich ist, werden die Beobachtungsinstrumente an hoch gelegenen Orten mit möglichst geringer Luftfeuchtigkeit aufgestellt wie beim JCMT auf dem Manua Kea auf Hawai.
Aber was ist, wenn es ganz viele Schneebälle gibt – so wie um Tau Ceti? Um diesen beschaulichen Stern im Sternbild Walfisch (Cetus) tummelt sich nämlich ein ganzer Haufen Eis- und Gesteinsbrocken, wie Astronomen um Jane Greaves von der Universität St. Andrews herausfanden. Die Forscher richteten die Submillimeterdetektoren des James-Clerk-Maxwell-Teleskop auf Hawaii auf den 12 Lichtjahre entfernten stellaren Nachbarn und stellten fest: "Tau Ceti besitzt mehr als zehnmal so viele Kometen und Asteroiden wie unser Sonnensystem. Wir wissen zurzeit noch nicht, ob irgendwelche Planeten Tau Ceti umkreisen. Aber wenn es dort welche gibt, dann werden die sicherlich ein ständiges Bombardement der Art von Asteroiden erfahren, von der man annimmt, dass sie einst die Dinosaurier ausgelöscht haben. Sehr wahrscheinlich hat das Leben bei so vielen großen Einschlägen keine Chance zur Entwicklung gehabt."

Staubscheibe um Tau Ceti | Die Materiescheibe um Tau Ceti beinhaltet zehnmal mehr Asteroiden und Kometen als unser Sonnensystem.
Keine behagliche Heimat also. Und wieder müssen Astronomen einen Faktor bei der Suche nach potenziell belebten Welten in Betracht ziehen. Greaves dazu: "Wir müssen nach Sternen suchen, die unserer Sonne noch ähnlicher sind. Mit anderen Worten: Solche Systeme, die nur eine kleine Zahl von Asteroiden und Kometen beherbergen. Es könnte sein, dass lebensfeindliche Systeme wie das um Tau Ceti genauso häufig vorkommen wie die bewohnbaren sonnenähnlichen." Aber warum machen überhaupt so viele Brocken die Region um Tau Ceti unsicher?

Eine sichere Antwort darauf haben die Astronomen noch nicht. Aber die Frage muss wohl eher lauten: Warum gibt es bei uns so wenig Herumtreiber im Sonnensystem? Hierbei gehen die Vermutungen dahin, dass nicht nur die großen Planeten in unserem System Staubsauger gespielt haben, sondern auch ein anderer Stern, der vielleicht irgendwann vor Millionen von Jahren in unserer Nachbarschaft vorbeigezogen ist und dabei einige der Brocken aus den Außenbereichen des Sonnensystems mitgerissen hat. Beweise dafür gibt es allerdings nicht.

Jedenfalls erweist sich einmal mehr, dass unser Heimatsystem mit unserer kleinen blauen Erde doch etwas Besonderes ist und Leben längst nicht "über-All" diese Entwicklungschancen hat. Sehen wir also zu, dass wir es nicht leichtfertig vernichten!

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