Direkt zum Inhalt

Kommunikation: Elefanten nennen einander beim Namen

Wilde Afrikanische Elefanten sprechen sich gegenseitig mit namenähnlichen Rufen an. Forscher haben diese Laute nachgeahmt, woraufhin die betreffenden Tiere sich ihnen zuwandten oder zurückriefen.
Zwei junge Elefanten verschränken ihre Rüssel. Die Köpfe sind im Profil zu sehen, im Hintergrund eine Wasserstelle.
Zwei Afrikanische Jungelefanten im Samburu Nationalreservat in Kenia begrüßen einander.

Eigennamen galten bisher als ein typisches Merkmal der menschlichen Sprache. Zwar adressieren manche anderen Spezies sich untereinander ebenfalls mit Hilfe von Lauten, etwa bei Delfinen und Papageien. Allerdings tun sie das lediglich durch Imitation: Sie ahmen die Rufe des angesprochenen Tiers nach. Wilde Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) hingegen nutzen offenbar ein ähnliches System wie Menschen. Sie rufen Artgenossen mit Lauten, die wie Namen dem jeweiligen Individuum zugeordnet sind. Das hat eine Forschungsgruppe um George Wittemyer von der Colorado State University in Fort Collins herausgefunden.

Gemeinsam mit Fachleuten der Non-Profit-Organisationen Save The Elephants mit Sitz in Nairobi und ElephantVoices mit Sitz im norwegischen Sandefjord analysierte die Gruppe knapp 470 Rufe von rund 100 Elefanten, wobei sie Algorithmen des maschinellen Lernens nutzte. Die Fachleute waren den Tieren zwischen 1986 und 2022 in verschiedenen kenianischen Schutzgebieten per Auto gefolgt und hatten dabei die Rufe aufgenommen.

Die Auswertung ergab, dass die physikalisch-akustische Struktur der Laute je nach Empfänger variierte. Anhand dieser Struktur identifizierte der Algorithmus die Adressaten von knapp 28 Prozent der Rufe korrekt – und damit statistisch gesehen deutlich besser, als wenn er zufällig getippt hätte. Daraus lässt sich schließen, dass die Elefanten nicht die Stimme ihres Gegenübers imitiert, sondern ihre Artgenossen namentlich gerufen hatten.

Prompt auf Ansprache reagiert

In einem nächsten Schritt spielte das Team 17 wilden Elefanten die aufgezeichneten Rufe jeweils ein und desselben Tiers vor, die ursprünglich entweder an sie selbst oder an einen Artgenossen gerichtet gewesen waren. Galt die Ansprache ihnen, reagierten sie deutlich stärker: Sie kamen zügiger herbeigelaufen und riefen schneller und kräftiger zurück als bei Lauten, mit denen andere Tiere gemeint gewesen waren.

George Wittemyer mutmaßt in einer Pressemitteilung der Colorado State University, die Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass Elefanten zu abstraktem Denken fähig seien. Formen der Kommunikation, bei denen ein Laut eine Idee repräsentiert, erfordern besondere kognitive Leistungen, darin sind sich Fachleute einig. Um eindeutige Namen aus den Rufen zu extrahieren oder gar herauszufinden, ob Elefanten auch Dinge oder Orte benennen, benötige man allerdings deutlich mehr Daten. »Leider können wir sie nicht in Mikrofone sprechen lassen«, bedauert Wittemyer.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

  • Quellen
Pardo, M.A. et al.: African elephants address one another with individually specific name-like calls. Nature Ecology & Evolution. 10.1038/s41559–024–02420-w, 2024

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.