Die neukaledonische Krähe schafft es immer wieder in die Schlagzeilen. Berühmt wurde sie vor einigen Jahren durch ihre unter Vögeln einzigartige Fähigkeit, aus Stöcken und Blättern gezielt Werkzeuge herzustellen. Forscher der University of Auckland haben jetzt herausgefunden, dass die Krähen sogar mehrere dieser Werkzeuge in einer logischen Abfolge anwenden können.

Im Versuch sollten die Tiere ein Stück Fleisch mit einem Stock erreichen, der allerdings zu kurz war. Sie benutzten ihn daraufhin, um einen längeren Ast aus einer Kiste zu angeln. Mit dem langen Stock holten sie sich dann das gewünschte Futter. „Für diese kreative Leistung mussten die Krähen zunächst ihren natürlichen Drang unterdrücken, mit dem kurzen Stock nach dem Fleisch zu stochern“, sagt Russell Gray, einer der neuseeländischen Forscher.

Das komplexe Problem könnten die Tiere gelöst haben, indem sie eine ihnen bereits bekannte Strategie – Essen, das sich außer Reichweite befindet, ist mit einem Ast erreichbar – auf die neue Situation übertragen haben: Mit einem Ast ist auch ein längerer Ast erreichbar, der sich außer Reichweite befindet. Dieses analoge Schlussfolgern gilt als eines der Kennzeichen menschlicher Intelligenz und ist außer beim Menschen bisher nur bei Menschenaffen beobachtet worden. Nach Meinung der Forscher könnte diese Fähigkeit die Grundlage für das Geschick der Vögel liefern, die sogar einen Draht zum Haken biegen können, um damit an Futter zu gelangen.