Süßigkeiten: Krampfanfälle durch Lakritze?
Ein eigentlich gesunder zehnjähriger Junge wird mit Krampfanfällen, starken Kopfschmerzen und hohem Blutdruck in ein italienisches Krankenhaus eingeliefert. Als die Ärzte sein Blut analysieren, stellen sie extrem hohe Kortisolwerte fest – ein Hormon, das vor allem bei Stress ausgeschüttet wird, was sich die Mediziner aber bei dem Kind nicht erklären können. Dann untersuchen sie seinen Schädel mit einem Magnetresonanztomografen und bemerken, dass das Hirn des Jungen durch eingelagerte Flüssigkeiten stark angeschwollen war, doch eine Ursache hierfür konnten sie erneut nicht feststellen. Bei einer Nachuntersuchung eine Woche später bemerken sie die braun verfärbten Zähne des Patienten – auf Nachfrage erzählt er, dass er in den letzten Monaten jeden Tag mindestens 20 Stück Lakritzsüßigkeiten gegessen hat. Und das bringt die Mediziner um Davide Tassinari von der Universität Bologna letztlich auf die richtige Spur, wie sie in einer Fallstudie in Pediatric Neurology schreiben.
Lakritze beinhaltet erhöhte Konzentrationen an Glycyrrhizinsäure, die dem Naschwerk den typischen Geschmack verleiht und aus der Süßholzpflanze gewonnen wird. Nimmt man Glycyrrhizinsäure jedoch in größeren Mengen zu sich, sorgt sie im Körper dafür, dass der Kaliumspiegel abfällt. Unser Körper benötigt jedoch Kalium, um die Muskel- und Nervenfunktion zu kontrollieren. Sinkt die Konzentration, kommt es zu Muskelkrämpfen und Wassereinlagerungen, die letztlich sogar das Hirn anschwellen lassen. Gleichzeitig verhindert der Stoff den Abbau von Kortisol, was den Organismus unter Stress setzt – eine folgende Literaturstudie bestätigte diesen Verdacht der Forscher, da die Reaktion auch bei Erwachsenen nach Übergenuss von Lakritze auftrat. Als der Junge daraufhin seinen Konsum beendete, schwoll sein Hirn in den folgenden zwei Wochen ab, und er erholte sich wieder gesundheitlich.
Schon zuvor warnten Mediziner vor übermäßigem Lakritzverzehr, weil bereits 100 Gramm täglich zu Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen führen können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher, nicht mehr als 50 Gramm Lakritze pro Tag zu essen – etwa ein Viertel einer handelsüblichen Packung.
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