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Forensik: Krankheiten rafften Napoleons Soldaten massenweise dahin

Mit General Winter und Väterchen Frost töteten womöglich mehr als bislang gedacht auch epidemisches Fleckfieber und Wolhynisches Fieber viele Soldaten bei Napoleons Russlandfeldzug. Dies zeigen die Überreste von Läusen in einem Massengrab und genetische Spuren im Zahnmark dort begrabener Opfer.

Das Massengrab mit 2000 bis 3000 Toten war im Jahr 2001 bei Bauarbeiten ans Tageslicht gekommen. Als Didier Raoult von der Universität Marseille und seine Kollegen zwei Kilogramm Erde genauer untersuchten, stießen sie auf Überreste von fünf Läusen. Drei davon enthielten DNA von Bartonella quintana, dem Auslöser des Wolhynischen oder Schützengrabenfiebers, das auch im Ersten Weltkrieg unter den Soldaten grassierte. Die Forscher analysierten außerdem 72 Zähne von 35 Verstorbenen. Bei sieben Soldaten stießen sie wiederum auf Erbgut von B. quintana und bei drei weiteren auf DNA von Rickettsia prowazekii, dem Erreger des epidemischen Fleckfiebers.

Fast ein Drittel der Untersuchten war demnach mit Krankheitskeimen infiziert, die von Läusen übertragen werden. Dadurch ausgelöste Todesfälle könnten noch weit mehr als bislang vermutet die Grand Armée dezimiert haben, so die Forscher.

Napoleon war im Sommer 1812 mit einer halben Million Soldaten in Russland einmarschiert. Doch dessen Armee machte seiner Vorstellung von einem schnellen Vorstoß mit entscheidender Schlacht einen Strich durch die Rechnung, indem sie sich immer weiter zurückzog. Zermürbt von Scharmützeln, Hunger und Krankheiten und von einem frühen Wintereinbruch überrascht, mussten die Franzosen den Rückzug antreten. Als sie schließlich in Vilnius eintrafen, bestand die Truppe nur noch aus 25 000 Mann. Die meisten von ihnen starben dort – nur noch 3000 konnten letztendlich den weiteren Heimweg fortsetzen.

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