Brennender Krater: Das feurige »Tor zur Hölle« wird gelöscht

Seit über 50 Jahren brennt in Turkmenistan der Derweze-Krater – wegen seiner feuerbedeckten Wände auch als »Tor zur Hölle« bekannt. Doch bald wird er wohl weitgehend gelöscht sein. Das geht aus einem Report von Fachleuten der staatlichen Gasgesellschaft Turkmengaz hervor. Wie Irina Lurjewa, Leiterin des Forschungsinstituts für Erdgas des Unternehmens, auf einer Konferenz in Aşgabat berichtet, entziehen Bohrungen rund um den Krater dem Feuer seinen Brennstoff. Dadurch sei die Intensität des Feuers im Krater seit 2024 um mehr als zwei Drittel gesunken. Der früher nachts mehrere Kilometer weit sichtbare Feuerschein sei nun nur noch aus der Nähe erkennbar. In der nächsten Phase des Programms sollen weitere Gasbohrungen den Krater von seinem restlichen Brennstoff abschneiden.
Der Krater besteht mutmaßlich seit 1971 oder gar früher – je nachdem, wen man fragt – verursacht durch Probebohrungen in einem der bis heute reichsten Gasfeldern der Welt. Ein von Wasser ausgewaschener unterirdischer Hohlraum stürzte ein und ließ den rund 30 Meter tiefen und 70 Meter breiten Krater entstehen. Gas aus dem umgebenden Gestein strömte unkontrolliert aus dem Krater. Ingenieure entzündeten es später, um zu verhindern, dass dessen Beimengungen wie der hochgiftige Schwefelwasserstoff in die Umgebung gelangen und Menschen gefährden. Allerdings unterschätzten sie die Menge des Gases im Untergrund – der Krater brennt bis heute. Dabei verbrennt Gas nicht vollständig, und so gibt der Derweze-Krater auch große Mengen des Treibhausgases Methan an die Atmosphäre ab.
Im März 2024 startete Turkmenistan eine Kooperation mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, bei der Satelliten die Methanemissionen des Landes in Echtzeit messen. Turkmenistan hat sich verpflichtet, seinen Methanausstoß bis 2030 gegenüber 2020 um rund ein Drittel zu reduzieren – und damit muss das spektakuläre »Tor zur Hölle« geschlossen werden. Wie Lurjewa in ihrem Bericht erklärt, seien zuerst alte Quellen rund um den Krater reaktiviert worden. Drei neue Bohrungen mit hohen Fördermengen seien seit Dezember 2024 in Betrieb gegangen, weitere seien geplant. Natürlich geht es dabei nicht nur um Klimaschutz. Turkmenistan gehört zu den 20 größten Gasproduzenten weltweit und verliert durch das im Krater ausströmende Erdgas schlicht Geld. Ernsthafte Pläne, dem »Tor zur Hölle« das Gas abzudrehen, existieren deswegen schon seit Jahren.
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