Direkt zum Inhalt

Krebstherapie: Hormonbehandlung erhöht Rückfallrisiko für Brustkrebs nicht

Bisher wurde abgeraten, die Nebenwirkungen einer Brustkrebstherapie mit Hormonen zu behandeln. Die Sorge: Deshalb könne der Krebs zurückkehren. Dem widersprechen neue Daten.
Frau nimmt Medikament ein
Um die Nebenwirkungen einer Brustkrebstherapie zu behandeln, können Patientinnen östrogenhaltige Medikamente einnehmen, entweder als Salbe oder in Tablettenform. (Symbolbild mit Fotomodell)

Eine Hormonersatztherapie mit Östrogen kann die Nebenwirkungen einer Brustkrebstherapie lindern, ohne dass der Krebs deswegen häufiger zurückkehrt. Das berichten Forschende um Søren Cold vom dänischen Universitätsklinikum Odense im »Journal of the National Cancer Institute«. Bisherige Untersuchungen hatten nahegelegt, die Verabreichung von Östrogen würde das Risiko eines Tumorrezidivs erhöhen.

Einige Brustkrebsarten haben auf der Oberfläche ihrer Zellen Bindestellen für das Geschlechtshormon Östrogen. Bindet das Hormon an einen dieser Rezeptoren, fördert es das Tumorwachstum. Daher verschreiben Ärztinnen und Ärzte Medikamente, die entweder die Produktion von Östrogen unterbinden oder sein Andocken verhindern. Doch der entstehende Östrogenmangel hat für die Behandelten unangenehme Folgen wie Scheidentrockenheit, Hitzewallungen oder Schlafstörungen. Die Nebenwirkungen lassen sich entweder lindern, indem man das Hormon als Vaginalsalbe nimmt oder die menopausale Hormontherapie (MHT) nutzt. Sie hilft Frauen in den Wechseljahren, den Östrogenspiegel im gesamten Körper zu erhöhen.

Die dänische Forschungsgruppe analysierte die Daten von 8461 erkrankten Frauen, die nach einer Tumoroperation mit antihormonell wirksamen Medikamenten behandelt wurden. 1957 von ihnen bekamen darüber hinaus eine vaginale Östrogentherapie verschrieben, 133 Frauen wurden ausschließlich oder zusätzlich mit einer MHT behandelt. Nach zehn Jahren berichteten 15 Prozent der Patientinnen mit einer vaginalen Östrogentherapie, der Tumor sei zurückgekehrt. In der MHT-Gruppe betrug die Rückfallquote 17 Prozent. Die Forschenden fanden keinen signifikanten Unterschied zu Frauen, die weder die eine noch die andere Behandlung anwendeten.

Eine Ausnahme waren Frauen, die begleitend Aromatasehemmer einnahmen: Verwendeten sie zusätzlich die östrogenhaltige Vaginalsalbe, stieg das Rückfallrisiko um 39 Prozent an. Aromatasehemmer reduzieren die Produktion von körpereigenem Östrogen, blockieren aber dessen Rezeptoren nicht. Folglich kann zugeführtes Östrogen, wenn es in die Brust gelangt, noch an das Geschwür andocken. Andere Krebsmedikamente besetzen direkt die Östrogen-Bindestellen am Tumor, weshalb die Kombination mit einer Hormontherapie das Risiko der Wiederkehr nicht erhöht.

Ob die Mittel einer menopausalen Hormontherapie bedenkenlos mit Aromatasehemmern eingenommen werden können, bleibt aber unklar: »Die Zahlen in den Gruppen mit der systemischen MHT sind viel zu klein, um daraus neue Schlüsse über die Sicherheit der MHT zu ziehen«, sagt Annice Mukherjee vom Spire Manchester Hospital, die nicht an der Studie beteiligt war. Generell sei bei der Interpretation der Studienergebnisse zu berücksichtigen, dass die Studie nur Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium eingeschlossen hat, bei denen keine Chemotherapie notwendig war, so die Endokrinologin weiter. Für diese Untergruppe bestünde ohnehin ein deutlich geringeres Rückfallrisiko als für Patientinnen mit einer fortgeschrittenen Erkrankung.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.