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Krebs: Warum Krebserkrankungen zunehmen

Die älter werdende Bevölkerung lässt die Zahl der Krebsneuerkrankungen weiterhin steigen. Viele Tumoren und Tode lassen sich jedoch verhindern – mit nur wenigen Lebensstilveränderungen.
Eine offenbar an Krebs erkrankte Frau trägt ein Kopftuch und schaut hoffnungsvoll eine andere Frau an, die gerade einen Infusionsbeutel reguliert.
Die Zahl der Krebserkrankungen steigt nicht in allen Altersstufen gleichmäßig – insbesondere ältere Menschen sind stärker betroffen.

Weltweit erkranken aktuell mehr als 19 Millionen Menschen pro Jahr an Krebs. Das sind etwa doppelt so viele wie 1990, und die Zahl wird sich einem großen Report im Fachblatt »The Lancet« zufolge bis Mitte des Jahrhunderts noch erhöhen: 2050 erwartet das internationale Team an Fachleuten rund 30,5 Millionen Neuerkrankungen, also eine weitere Steigerung der Krebsrate um mehr als 50 Prozent.

Ein Hauptgrund dafür sind allerdings nicht zunehmende Fälle in jüngeren Altersgruppen, sondern die älter werdende Gesellschaft. Denn ältere Menschen sind deutlich anfälliger für die Entwicklung von Tumoren als jüngere Altersgruppen. Rechnet man hingegen mit einer standardisierten Altersstruktur – vergleicht man also nur die Krebsraten innerhalb der Altersgruppen –, sinkt die relative Häufigkeit von 2024 bis 2050 sogar um 5,7 Prozent. 

Das Forscherteam hebt hervor, dass mehr als 40 Prozent der rund 10,4 Millionen Krebstodesfälle im Jahr 2023 auf Risikofaktoren zurückgehen, die sich reduzieren ließen. Dazu zählen etwa Rauchen, Alkoholkonsum, bestimmte Sexpraktiken und eine ungesunde Ernährung. »Den Ländern bieten sich enorme Möglichkeiten, diese Risikofaktoren gezielt zu bekämpfen, Krebserkrankungen vorzubeugen und Leben zu retten«, betont einer der Autoren, Theo Vos von der University of Washington, gegenüber der dpa.

Besonders in armen Ländern mehr Krebs

Die Entwicklung der Krebserkrankungsrate fiel zwischen 1990 und 2024 weltweit sehr unterschiedlich aus. Während sie in Ländern mit höherem Einkommen um bis zu 8,8 Prozent abnahm, stieg sie in jenen mit niedrigerem Einkommen um bis zu 28,6 Prozent. 

Der größte beeinflussbare Risikofaktor ist in den meisten Ländern der Tabakkonsum. Der Analyse zufolge gehen etwa 21,4 Prozent der Todesfälle durch Krebs auf ihn zurück. In Ländern mit niedrigem Einkommen birgt ungeschützter Sex das höchste Risiko. Hierbei können etwa Humane Papillomviren (HPV) übertragen werden, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Eine kürzlich im Fachblatt »Eurosurveillance« erschienene Studie attestiert der Impfung gegen HPV eine sehr hohe Wirksamkeit

Krebssterberate in Deutschland gesunken

In Deutschland führen geschlechterübergreifend fünf Krebsarten am häufigsten zum Tod: Tumoren der Lunge, Bauchspeicheldrüse, Brust, Prostata und des Darms. Sie sind für nahezu die Hälfte der Krebstodesfälle verantwortlich. Auch hierzulande stiegen die absoluten Zahlen der Verstorbenen in den vergangenen Jahren insgesamt an – über alle Krebsarten betrachtet seit 2003 um rund zehn Prozent. In den jüngeren Altersgruppen nahmen sie zugleich jedoch zum Teil stark ab. So starb 2023 in der Gruppe der unter 40-Jährigen etwa ein Drittel weniger an Krebs, bei jenen zwischen 40 und 59 war es ein Viertel weniger und bei Personen zwischen 60 und 79 sechs Prozent. In diesem Rückgang schlagen sich die verbesserten Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland nieder.

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