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News: Krebszellen im Wachstum gebremst

Manche Tumorarten lassen sich mit herkömmlicher Behandlung, wie Chemotherapie, nicht bekämpfen. Die Ursache hierfür scheinen körpereigene Botenstoffe zu sein, die in widerstandsfähigen Krebsgeweben in hoher Konzentration vorkommen. Sie üben auf die Krebszellen eine aktivierende Wirkung aus und regen sie zur Teilung und Vermehrung an. Aber die Faktoren lassen sich hinters Licht führen, wenn man sie gezielt durch spezifische Hemmstoffe ausschaltet. Dann verschwinden - zumindest in Mäusen - auch resistente Lungen- und Lymphtumoren mit herkömmlicher Chemotherapie. Der Einsatz des Hemmstoffs soll die Dosis der eingesetzten Krebsmittel und somit die Giftigkeit für die Patienten senken.
Nicht alle Tumorarten reagieren gleich gut auf eine chemotherapeutische Behandlung. Während Tumoren, die bei Laborratten direkt unter der Haut sitzen, mit traditionellen Medikamenten zurückgehen, haben Metastasen der Lunge und der Lymphknoten eine raffinierte Abwehrstrategie entwickelt. Die resistenten Tumoren wehren sich mit hohen Konzentrationen an Wachstumsfaktoren gegen die Chemotherapie. Wachstumsfaktoren – oder Cytokine – sind körpereigene Botenstoffe, die auf Zellen eine aktivierende Wirkung ausüben und sie zu Teilung und Vermehrung anregen können. Die widerspenstigen Tumoren haben zwei spezifische Cytokine aus der Familie der Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (FGF) – basic und acid FGF – als Geschütze aufgefahren.

Jessie L-S. Au und Dorothy M. Davis vom Comprehensive Cancer Center der Ohio State University in Columbus konnten in Ratten nachweisen, dass nur die Kombination beider Faktoren die Behandlungs-Resistenz bedingt. Jedes Cytokin für sich gesehen ist unwirksam, aber zusammen erhöhen sie den Widerstand der Krebszellen gegen mindestens drei herkömmliche Anti-Krebsmedikamente. Da sich die chemische Struktur und der biochemische Mechanismus der drei Krebsmittel stark voneinander unterscheiden, scheint die Resistenz allgemeiner Natur zu sein. Au und ihr Team setzen die Wachstumsfaktoren mit spezifischen Hemmstoffen – Inhibitoren – außer Kraft, und der Widerstand der Krebszellen schmolz dahin. "Setzt man die Inhibitoren in niedrigen, nicht toxischen Dosen ein, dann schwindet der durch FGF induzierte Widerstand der Krebszellen", sagte Au. Anhand von Tierstudien konnten die Forscher beobachten, dass der Inhibitor Suramin die Sensitivität der Tumorzellen gegenüber konventioneller Chemotherapie erhöhte. In Mäusen schrumpften die Lungentumore in sieben von zwölf Tieren, und bei fünf Nagern ging das maligne Gewebe sogar vollständig zurück, wenn Chemotherapie mit dem Hemmstoff kombiniert wurde. Die gesteigerte Effektivität ging ohne zusätzliche Toxizität für die Tiere einher.

Der nächste Schritt von Au und ihren Kollegen wird die Überprüfung des Medikaments Suramin in Patientenstudien sein. "Wir haben die Hoffnung, dass die Hemmstoffe der Fibroblasten-Wachstumsfaktoren den Tumor eines Patienten gegenüber traditionellen chemotherapeutischen Medikamenten sensibilisieren", sagte Au. Als erste werden Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom sehr geringe Dosen des Hemmstoffes erhalten. Der Einsatz von Suramin soll, so die Hoffnung der Forscher, die Dosis an traditionellen Krebsmedikamenten senken und somit die Giftigkeit für die Patienten vermindern.

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