Nach Einbruch der Dunkelheit
strahlt im Süden ein Lichtpunkt,
der heller ist als alles andere am
Himmel. Das ist Jupiter, der zurzeit im
Sternbild Waage ("Libra") steht.
Diese wurde in Rom zur Zeit Caesars
als eigenstandiges Sternbild eingeführt.
Sie stellt die römische Waage der Gerechtigkeit
dar. Ihre Sterne wurden ursprünglich
zum Skorpion gezählt und symbolisierten
seine Scheren. Der nördlichste
Stern der Waage ist Alpha Librae,
ein schöner Doppelstern. Wenn der Himmel
klar ist und Sie sehr gute Augen
haben, können Sie seine beiden Komponenten
bereits mit blosem Auge erkennen,
ansonsten hilft ein kleiner Feldstecher.
Allerdings ist die Sicht zurzeit
durch Jupiter etwas eingeschränkt. Alpha
Librae ist auch bekannt als Zubenelgenubi.
Der Name stammt aus dem Arabischen
und bedeutet südliche Klaue.
Beta Librae heißt auch Zubeneschemali,
nördliche Klaue.
Ein weiteres, eher unauffälliges Sternbild
ist Herkules. Der berühmteste Held
der griechischen Sagenwelt heißt so und
stand Pate fur eines der ältesten Sternbilder.
Auf unserer Übersichtskarte befindet er sich im Südwesten, fast ganz
oben im Zenit. Sie können ihn etwa nach
zwei Dritteln der Strecke vom hellen
Arktur im Bärenhüter zu Wega in der
Leier erkennen.
Er ist nicht ganz leicht zu erkennen,
denn er kniet gerade und schwingt mit
einer Hand eine Keule hoch über dem
Kopf. Die andere Hand streckt er nach
vorne. Vergleichen Sie am besten die Positionen
der Sterne auf unserem Bild
mit denen auf der Übersichtskarte.
Das bekannteste Beobachtungsziel im
Herkules ist der Kugelsternhaufen M 13. Mit einem kleinen
Fernrohr konnen Sie bereits einen verschwommenen,
schimmernden Ball erkennen.
Erst in einem Teleskop mit mindestens
sechs Zoll Öffnung (15 Zentimeter)
kann er in viele kleine, glitzernde
Lichter aufgelöst werden. Jeder dieser
Punkte ist einer der vielen hunderttausend
Sterne des Haufens. Der zweite Kugelsternhaufen
im Herkules ist M 92. Er
bietet im Teleskop ebenfalls einen überwaltigenden
Anblick.
Nach etwa einem Drittel der Strecke
von Arktur zu Wega stoßen Sie auf die
Nördliche Krone ("Corona Borealis",
CrB). In der griechischen Mythologie ist
sie die Krone der Ariadne. Diese gab Theseus
einen Wollknäuel, mit dem er aus
dem Labyrinth herausfand. Die Krone
besteht aus einem Halbkreis schwacher
Sterne, unter denen sich nur ein Stern 2. Größe befindet. Er heißt Gemma (Alpha
Coronae Borealis). Dieses Sternbild enthält einige interessante
veränderliche Sterne. Wenn Sie
viel Glück haben, können Sie eines Tages
neben dem Halbkreis einen Stern sehen,
der ähnlich hell ist wie Gemma. Dies ist
die bemerkenswerte wiederkehrende
Nova T Coronae Borealis, die etwa einmal
im Leben eines Menschen so hell
aufflackert, dass sie für das bloße Auge
sichtbar wird.
Planeten im Juni
Mars und Saturn stehen während und
nach der Abenddämmerung am Westhimmel.
Sie haben eine beeindruckend
nahe Konjunktion gegen Mitte des Monats,
kurz nachdem sie auf die Krippe,
den offenen Sternhaufen M 44 im Krebs
("Cancer"), gestoßen sind. Der Haken an
der Geschichte ist, dass die ganze Gruppe
jede Woche immer tiefer sinkt. Im letzten
Drittel des Monats geht sie bereits am
Ende der Dämmerung unter.
In der ersten Juniwoche kriecht Saturn
(1. Größe) langsam durch die südlichsten
Ausläufer des Haufens, während
der schwächere Mars (2. Größe) sich
schnell von rechts unten annähert. Am
Abend des 13. Juni sind die Planeten nur
etwa ein Grad von der Krippe entfernt,
jeweils auf unterschiedlichen Seiten.
Das entspricht etwa der Dicke des kleinen
Fingers bei ausgestrecktem Arm. Am
15. Juni können Sie mit Ferngläsern oder
einem Fernrohr Mars rechts in der Mitte
des Haufens sehen. Letztendlich kommen
sich Mars und Saturn am 17. Juni
am nächsten. Sie stehen dann ungefähr
ein halbes Grad voneinander und etwa
1,5 Grad von M 44 entfernt.
Merkur steigt gegen Mitte des Monats
aus dem Sonnenuntergang auf. Er
befindet sich dann mehr als 1,7 Grad unterhalb
von Saturn und Mars, knapp
sechs Grad unterhalb von Kastor und
Pollux in den Zwillingen (Gemini).
Jupiter leuchtet bei Einbruch der
Nacht einsam im Süden. Er ist mit 2,4ter Größe heller als jeder andere Lichtpunkt
am Abendhimmel und entfernt sich im
Lauf des Monats deutlich von Alpha Librae
nach rechts in Richtung Westen.
Venus geht schrecklich früh auf, etwa
zwei Stunden vor dem frühesten Sonnenaufgang
des Jahres. Kurz nachdem
sie aufgestiegen ist, können Sie zu Monatsbeginn
links von ihr und gegen Ende
über ihr die Plejaden erkennen. Ein paar
Tage später läuft sie auf Aldebaran (Alpha
Tauri) zu.
Der Mond steht am Abend des 7. und
8. Juni bei Jupiter. Am Morgen des 22. und 23. zeichnet die abnehmende Mondsichel mit Venus und den bedeutend
schwächeren Plejaden eine schöne Figur
an den Himmel. Am 27. Juni finden Sie
die zunehmende Mondsichel in der
Abenddämmerung oberhalb von Merkur
und rechts von Saturn. Am nächsten
Abend ist der Mond direkt über Mars
und auf der anderen Seite von Saturn.
Die Sonne erreicht am 21. Juni um
14.26 Uhr MESZ die Sommersonnenwende
– damit beginnt auf der Nordhalbkugel
der Sommer.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.
Schreiben Sie uns!