Künstliche Intelligenz : Wenn der digitale Therapeut überzeugt

Kann künstliche Intelligenz in der Psychotherapie wertvoll sein? Diese Frage untersuchte ein Team um den US-amerikanischen Psychologen Gabe Hatch in einer Studie, die im Februar 2025 veröffentlicht wurde. Die Forschenden präsentierten 13 erfahrenen Psychotherapeutinnen und -therapeuten 18 fiktive Situationen aus einer Paartherapie und fragten, wie sie darauf reagieren würden. Parallel dazu konfrontierten sie den KI-Chatbot ChatGPT mit denselben Szenarien. Anschließend erhielten 830 Personen jeweils eine der Antworten; sie sollten einschätzen, ob der Text von einem Menschen oder einer KI stammt, und ihn bewerten.
Ergebnis: Die Teilnehmenden konnten schlecht zwischen Antworten von ChatGPT und menschlichen Therapeuten unterscheiden. In bestimmten Aspekten bewerteten sie die KI-generierten Antworten sogar als hilfreicher – etwa in Bezug auf Empathie und kulturelle Sensibilität. Allerdings zeigte eine Analyse, dass die KI-Antworten weniger variabel waren: So blieb ChatGPT in jedem Fall sehr unterstützend und validierend, was die Befragten gut fanden – was jedoch nicht immer die optimale therapeutische Reaktion darstellt.
Die Wissenschaftler betonen, dass ihre Studie die Komplexität einer echten Psychotherapie nicht abbilden kann; diese umfasse beispielsweise auch nonverbale Signale und eine langfristige Beziehung. Es bleibt daher unklar, wie gut die KI psychisch Erkrankten tatsächlich helfen könnte. Zumindest als eine Ergänzung von Face-to-Face-Behandlungen erscheint sie den Autorinnen und Autoren aber für die Zukunft realistisch.
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