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Ägypten: Kundschafter des Pharaos in Zentralafrika?

Die Expeditionen der ägyptischen Herrscher des Mittleren Reichs könnten vor 4000 Jahren weiter in das Herz Afrikas vorgestoßen sein, als bisher angenommen. Das vermutet ein Ägyptologe, nachdem er in dem mystischen Text Amduat Beschreibungen des Totenreichs entdeckte, die auf Berichten über Reisen in den heutigen Tschad beruhen könnten.

Das Amduat findet sich in den Gräbern hochrangiger Personen und ist eine Art Reiseführer, der den Toten durch das Jenseits leiten soll. Thomas Schneider von der University of British Columbia in Vancouver fielen bei der Untersuchung des Texts die präzisen geografischen Angaben auf: Der Verstorbene muss demnach einen westlichen Torweg durchschreiten, um nach umgerechnet genau 1260 Kilometern die fruchtbare Landschaft Wernes am Ufer von zwei riesigen Seen zu erreichen.

Dies entspricht genau der damaligen Entfernung zwischen dem letzten Außenposten des Pharaonenreichs und zwei großen Seen, die vor 4000 Jahren den Tschad zu einem weit üppigeren Landstrich machten als heute. Da das Totenreich in der Vorstellung der alten Ägypter im Westen, in Richtung des Sonnuntergangs, lag, vermutet Schneider, dass sich die Verfasser des Amduat von den Berichten über die grünen Länder jenseits der Wüste inspirieren ließen und dabei sogar den Namen „Wernes“ übernahmen, der aus der Sprache der im Tschad lebenden Tubu-Völker stammte.

Archäologisch gesichert sind Vorstöße der Ägypter bis in den Süden des heutigen Libyens. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, finden sich die Überreste von Versorgungsstationen im Wüstensand, am Ende der Strecke ist der Name des Pharaos Mentuhotep II. in eine Felswand geritzt.

Julian Willuhn

Journal of Ancient Egyptian Interconnections 3, S.1-14, 2011

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