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News: Kunstherz ohne Kabel

Zwei amerikanische Chirurgen pflanzten einem Patienten im Herzzentrum Bad Oeynhausen erstmals ein vollständiges Kunstherz ein. Das Gerät heißt 'Lion Heart' - Löwenherz - und braucht keine Stromversorgung von außerhalb des Körpers. Der Patient hat den Eingriff gut überstanden.
Für die Premiere hat das Ärzteteam im nordrhein-westfälischen Herzzentrum Bad Oeynhausen einen 67 Jahre alten, schwer herzkranken Mann ausgewählt. "Lion Heart" wurde in mehr als sieben Jahren in den USA entwickelt und an Rindern getestet. Das Gerät wird nicht an Stelle des kranken Herzens in die Brust, sondern zusätzlich unter die Bauchdecke gesetzt. Sensoren steuern eine Titan-ummantelte Pumpe, deren Stromversorgung von ebenfalls implantierten Akkus kommt. Das deutsch-amerikanische Spezialistenteam um Professor Rainer Körfer hat damit zum ersten Mal ein Kunstherz vollständig in einen Menschen eingesetzt. Es bewirke, so Körfer, eine komplette Entlastung der linken Herzkammer und damit deren Erholung. Das heißt: "Lion Heart" ist eine Kreislaufhilfe.

Bei den bisherigen Methoden wurden die Kunstherzen immer extern mit Strom versorgt. Kabel ragten deshalb aus der Bauchdecke der Patienten. Das barg zusätzlich ein ständiges Infektionsrisiko und das Leben der Patienten war stark eingeschränkt. Mit dem neuen Kunstherzen können die Patienten wieder ein nahezu normales Leben führen. Einem längeren Urlaub oder einem Aufenthalt in der Badewanne steht nichts im Wege. Die im Körper sitzenden Akkus werden wie bei einer elektrischen Zahnbürste induktiv von außen aufgeladen.

Die Pioniertat am Herzzentrum in Bad Oeynhausen gibt vielen herzkranken Menschen neue Hoffnung. Dazu erklärt Rainer Körfer: "Für die Zukunft könnte es eine echte Alternative zur Herztransplantation werden, also für ein menschliches Spenderorgan. Wenn wir ein mechanisches System haben, das die Arbeit des Herzens auf lange Zeit ersetzt, dann wären wir in einer besseren Situation als heute, wo wir eine riesige Lücke haben zwischen Angebot und Bedarf."

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