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(6478) Gault: Kurioser Asteroid wechselt seine Farbe

Einst war dieser kleine Asteroid ganz gewöhnlich, doch dann begann er sich auffällig zu verhalten. Die spektakulären Phänomene sind das Ergebnis seiner Selbstzerstörung.
Der Asteroid (6478) Gault mit zwei Staubschweifen (Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble)

Ein überraschendes Verhalten beobachteten Fachleute vom Infrarotteleskop IRTF auf Hawaii bei dem Asteroiden (6478) Gault. Binnen weniger Monate wechselt der kleine Himmelskörper seine Farbe von rostfarben zu einem eher bläulichen Farbton, berichtet das Team in »The Astrophysical Journal Letters«. Nach Angaben des Astronomen Michael Marsset vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) deutet die Veränderung darauf hin, dass der Himmelskörper seine gealterte Staubschicht verliert und nun eine frische Oberfläche aus Gestein zeigt. Während Asteroiden bekanntermaßen im Lauf der Zeit langsam ihre Farbe wechseln, sei es das erste Mal, dass so eine schnelle Veränderung direkt beobachtet wurde, so das Team. Ursache des eigenwilligen Verhaltens sei vermutlich die extrem schnelle Rotation des Asteroiden.

Es ist nicht das erste Mal, dass (6478) Gault auf sich aufmerksam machte. Bereits Anfang des Jahres 2019 fiel auf, dass der Himmelskörper, der bisher als unauffälliger Bewohner des inneren Asteroidengürtels galt, plötzlich nicht nur einen, sondern zwei Schweife entwickelt hatte – wo eigentlich gar keiner sein dürfte. Wie das Team um Marssett nun durch spektroskopische Aufnahmen bestätigte, ist (6478) Gault alles andere als ein aus Eis und Staub bestehender Komet: Seine nun sichtbare, blaue Oberfläche enthält viel Silikat, was ihn als typischen Gesteinsasteroiden verrät. Ungewöhnlich ist allerdings, wie schnell er sich um seine eigene Achse dreht. Nur etwa zwei Stunden braucht er für eine Umdrehung – damit ist er kurz davor, sich durch die Fliehkraft selbst zu zerstören.

Vermutlich hängen sowohl die Schweife als auch der wundersame Farbwechsel mit der extremen Rotation zusammen. Die führt dazu, dass lockeres Material durch die Fliehkraft zum Äquator rutscht und von dort aus ins All entfleucht. Dafür spricht auch die Art der beiden Schweife. Sie enthalten kein Gas, sondern ausschließlich Staub und gröberes Material. Hinter der schnellen Umdrehung steckt vermutlich der YORP-Effekt, benannt nach den Astronomen Yarkovsky, O’Keefe, Radzievskii und Paddack: Der Asteroid gibt die von der Sonne erhaltene Wärme unregelmäßig wieder ab, und diese nicht ganz gleichmäßige Rückstrahlung kann ein winziges Drehmoment erzeugen. Über sehr große Zeiträume kann dieser Effekt einen Himmelskörper in so starke Rotation versetzen, dass er sich durch die Fliehkraft buchstäblich auflöst.

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