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Psychische Störungen: Kurze Tage drücken aufs Gemüt

Dass Herbst und Winter auf die Stimmung schlagen, ist nicht neu. Zumindest bei Menschen mit psychischen Erkrankungen scheint dafür vor allem die immer kürzere Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang verantwortlich zu sein. Schlechtes Wetter hat keinen Einfluss darauf.
Einige Bäume stehen in dichtem Nebel; der Himmel ist verhangen.

Dunkel, regnerisch, kalt – dass die Herbst- und Wintermonate uns die Stimmung vermiesen können, ist kein Geheimnis. Manche Menschen fallen in dieser Zeit sogar in ein regelrechtes schwarzes Loch und entwickeln ausgeprägte depressive Beschwerden, die dann im Frühjahr plötzlich wieder verschwinden. Forscher sprechen in diesem Fall auch von einer Herbst- beziehungsweise Winterdepression oder einer saisonal-affektiven Störungen. Schuld daran ist vermutlich der Lichtmangel, der mit den Wintermonaten einhergeht. Deshalb hilft es vielen Patienten, sich morgens eine halbe Stunde lang unter eine sehr helle Kunstlichtlampe zu setzen.

Welche Form des Lichtmangels es genau ist, die uns in der kalten Jahreszeit besonders zusetzt, haben nun Forscher um Mark Beecher von der Brigham Young University in Utah untersucht. Dazu schauten sie sich die Daten von mehr als 16 000 Studenten an, die sich zwischen 2008 und 2014 an der Universität auf Grund verschiedener psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen in Behandlung begeben hatten. Vor jeder Therapiesitzung mussten die Patienten einen Fragebogen ausfüllen, der ihr seelisches Wohlbefinden an diesem Tag abklopfte. Diese Angaben verglichen sie anschließend mit zahlreichen Umwelt- und Wetterdaten für den Untersuchungszeitraum.

Dabei entdeckten sie, dass nur ein Parameter mit dem Gemütszustand ihrer Teilnehmer in Zusammenhang zu stehen schien: die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Wurden die Tage kürzer, verschlechterte sich im Schnitt auch das Wohlbefinden der Patienten – und zwar völlig unabhängig davon, ob diese an einer Herbst- beziehungsweise Winterdepression litten. Schlechtes Wetter wie Sturm, Wolken oder Regen hatte dagegen keinen Einfluss. Auch die Temperaturen und die direkte Sonneneinstrahlung spielten keine Rolle.

Inwiefern sich die Ergebnisse auch für andere Gruppen verallgemeinern lassen, ist noch unklar. So könne etwa der Einfluss der Stunden mit Tageslicht in solchen Regionen geringer ausfallen, die sich näher am Äquator befinden als Utah, erklären die Forscher. Am Äquator selbst gibt es praktisch keine Jahreszeiten.

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