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Paläontologie: Kurzhalsigster Langhalssaurier in Patagonien gefunden

Dino-Wirbel
Brachytrachelopan mesai | Neben mehreren Wirbeln und Rippen (oben) fanden die Forscher das rechte Darmbein, den unteren Abschnitt des linken Oberschenkelknochens und das obere Ende des linken Schienbeins. Die Schemazeichnung (Mitte) verdeutlicht die Lage der gefundenen Objekte. Im Größenvergleich mit seinen nahen Verwandten schneidet Brachytrachelopan mesai eher unterdurchschnittlich ab (unten).
Ein Team von deutschen und argentinischen Wissenschaftlern beschreibt eine neue Sauropodenart aus dem späten Jura, die sich durch einen für die Gruppe ungewöhnlich kurzen Hals auszeichnet. Wie Oliver Rauhut von der Universität München und seine Kollegen berichten, dürften sich die mit höchstens zehn Metern Länge auch eher klein geratenen Vegetarier auf bestimmte Pflanzen mit ein bis zwei Metern Wuchshöhe spezialisiert haben. Die Form der Halswirbelbögen hätte ein Aufrichten des Halses, um beispielsweise auch Blätter oder Früchte von Bäumen naschen zu können, weit gehend verhindert.

Daniel Mesa | Der Schafzüchter Daniel Mesa entdeckte die fossilen Wirbel im Gestein, als er nach versprengten Schafen suchte.
Sauropoden oder Langhalssaurier sind – wie ihr Name schon verrät – für ihren langen Hals bekannt, der häufig die Rückenwirbelsäule um ein Mehrfaches überragt. Er entsteht entweder durch verlängerte oder vermehrte Wirbel oder meist eine Kombination von beidem. Der Hals des Fundes in Patagonien ist jedoch sogar kürzer als die Rückenwirbelsäule. Dieses einzigartige Merkmal spiegelt sich nun auch im Namen wider: Brachytrachelopan mesai, "Mesas kurzhalsiger Hirtengott" – benannt zum anderen nach dem Finder, dem dort ansässigen Schafzüchter Daniel Mesa, der bei der Suche nach einigen verloren gegangenen Tieren seiner Herde über die fossilen Wirbel gestolpert war.

Die langen Hälse der Tiere werden als Anpassung betrachtet, den riesigen Pflanzenfressern möglichst viele Nahrungsquellen zu erschließen; sie lassen sich daher auch in mehreren Gruppen beobachten. In der Familie der Dicraeosauridae, zu denen die neue Art gehört, zeigt sich der längste Hals jedoch bei dem ursprünglichsten Vertreter der Gattung Amargasaurus aus Südamerika, während er bei dem etwas weiter entwickelten Dicrosaeurus aus Afrika schon etwas kürzer ausfällt. Demnach scheint in dieser Familie der Evolutionstrend in Richtung kürzerer Hälse zu weisen. Nach Ansicht der Forscher könnte sich daran eine Anpassung an bodennahes Grasen sowie die Bevorzugung bestimmter Nahrungsquellen abzeichnen.

Aus der weiten Verbreitung der Dicraeosauridae und ihrem Fehlen auf der Nordhalbkugel schließen die Forscher außerdem, dass sich die Familie nach der endgültigen Trennung des Südkontinents Gondwana von dem nördlichen Laurasia im späten Mittleren Jura schnell ausgebreitet und entwickelt hat. Dies würde nahe legen, dass die häufig als simple vegetarische Allesfresser eingestuften Riesen weitaus flexibler und anpassungsfähiger waren, als ihnen bislang zugetraut wurde.

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